USA

Vogel­grippe-Virus in Milch überrascht Virologen

Vogelgrippeviren breiten sich in den USA bei Kühen aus, auch ein Farm-Mitarbeiter hat sich infiziert. Jetzt wurde das Virus auch in Frischmilch gefunden.  

In den USA sind offenbar Spuren vom Vogelgrippe-Virus (H5N1) in pasteurisierter Milch gefunden worden. Das berichtet die die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration; FDA). Laut der Behörde zeigen die bisherigen Befunde, dass etwa eine von fünf der getesteten Proben von Supermarktmilch positiv auf H5N1-Fragmente war. In Gebieten mit infizierten Kuhherden sei der Anteil höher ausgefallen, hieß es, ohne dass dazu genauere Angaben gemacht wurden. Die Tests wurden der FDA zufolge mit quantitativer Polymerase-Kettenreak­tion (qPCR) durchgeführt. Die PCR weist nur die Virusgene nach, so dass offen bleibt, ob diese von intakten Viren stammen. „Weitere Tests sind erforderlich, um festzustellen, ob der Erreger noch in intakter Form vorliegt und ob er infek­tiös bleibt“, schreibt die FDA. 
Erhitzte Milch und Milchprodukte sind unbedenklich.“
Experte der FDA
Für den Menschen gehe davon allerdings keine Gefahr aus, denn durch das Erhitzen (Pasteurisieren) der Milch wird der Virus zerstört, ist nicht mehr reproduktionsfähig. „Erhitzte Milch und Milchprodukte sind unbedenklich“, so die Experten der FDA.

Erste bekannte H5N1-Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen

Seit Wochen treten in den USA Fälle von Vogelgrippe bei  Milchkühen auf. In mittlerweile 33 Herden in zehn Bundesstaaten sind Milchkühe anscheinend durch Wildvögel infiziert worden. Erstmalig scheint der Virus auch auf einen Menschen übergesprungen zu sein. In Texas hat sich ein Mitarbeiter auf einer Milchfarm höchstwahrscheinlich über den direkten Kontakt mit Kühen mit dem Virus infiziert. Er zeigte milde Krankheitssymptome, u.a. eine Bindehaut-Entzündung. Zwischenzeitlich ist er aber wohl wieder genesen.
 Auch die erkrankten Kühe sind nach wenigen Tagen wieder genesen. Die infizierten Kühe fielen vor allem durch vorübergehendes Fieber, Lethargie, Fressunlust, eine verringerte Milchproduktion und eine eingedickte Milch auf. Die Kühe erholten sich ­innerhalb von 14 Tagen von selbst. Bei den betroffenen Kühen handelte es sich meist um ältere Kühe in der Mitte der Laktation. In Texas hat sich auch ein Farm-Mitarbeiter mit dem Virus infiziert.

 Offene Fragen und Besorgnis bei deutschen Fachleuten

 Fachleute in Deutschland reagierten heute mit Besorgnis auf die Erkenntnisse in den USA. „Dass Spuren dieser Viren in Milch aus Supermärkten nachgewiesen wurde, ist ein alarmierendes Signal“, erklärt Martin Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Der Infektionsweg ist noch nicht klar. „Der Schlüssel der Infektion ist bei Milchkühen offenbar das Euter“, vermutet Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Im Respirationstrakt zeige sich nach bisherigen Berichten sehr wenig Virus. Ob die Infektion über das Euter erfolgt oder ob es sich um eine Schmierinfektion handelt, sei noch unklar, so Schwemmle gegenüber dem Ärzteblatt. Auch die Atemwege könnten derzeit nicht sicher ausgeschlossen werden.
„Die Übertragungswege in den betroffenen Fällen bei den Rindern und dem Menschen in den USA müssen jetzt genau untersucht werden“, fordert Prof. Dr. Christa Kühn, die Präsidentin des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI). Noch nicht nachvollzogen werden kann beispielsweise der Übertragungsweg auf den Menschen. Warum hat sich nur ein Mitarbeiter auf der Milchfarm angesteckt, viele andere jedoch nicht?

 WHO ist enorm besorgt

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte kürzlich wegen des Übergreifens des Erregers auf immer mehr Arten erst Alarm geschlagen Dass H5N1 nicht mehr nur Vögel befalle, rechtfertige „enorme Besorgnis“, erklärte WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar in Genf.
Ein an Rinder angepasstes Influenza-A-Virus müssen wir auf jeden Fall verhindern.“
Martin Beer; FLI
Auch Martin Beer vom FLI beunruhigt es, dass es nun mit dem Rind einen ganz neuen Viruswirt gebe. „Und das will man eigentlich überhaupt nicht. Ein an Rinder angepasstes Influenza-A-Virus müssen wir auf jeden Fall verhindern.“ Jeder neue Säugetierwirt könne das Virus dem Menschen ein Stück näherbringen. „Das Virus wird versuchen, sich weiterzuentwickeln, deshalb ist es wichtig, dass rasch Maßnahmen wie Transportbeschränkungen getroffen werden“, fordert denn auch Beer. In den USA haben die Behörden mittlerweile als Bedingung für den innerstaatlichen Tier-Transport einen negativen HPAI-Typ-A-Test vorgeschrieben.

Insgesamt 28 Fälle von Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen

Seit 2021 hat die WHO insgesamt 28 Fälle von Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen registriert. Eine Übertragung der Vogelgrippeviren von Mensch zu Mensch ist seit 2007 nicht mehr bekannt geworden. Auch wurden laut WHO keine Veränderungen der Viren beobachtet, die eine Infektion über die oberen Atemwege des Menschen erleichtern würde. Eine Übertragung der derzeit zirkulierenden H5N1-Viren von Mensch zu Mensch sei ohne weitere genetische Veränderungen unwahrscheinlich.

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