In den Niederlanden verbreitete sich die Blauzungenkrankheit bereits im Herbst 2023. Viele der 2023 infizierten Milchkühe haben bereits wieder gekalbt. Ein Grund im Nachbarland nachzufragen, ob die Infektion zu Langzeitfolgen geführt hat.
Massive Klauenerkrankungen
Von Langzeitfolgen muss ausgegangen werden – zumindest immer dann, wenn die infizierten Kühe starke Krankheitssymptome gezeigt haben. Darunter hohes Fieber bis zu 42 °C und starke Klauenerkrankungen (Entzündungen des...
In den Niederlanden verbreitete sich die Blauzungenkrankheit bereits im Herbst 2023. Viele der 2023 infizierten Milchkühe haben bereits wieder gekalbt. Ein Grund im Nachbarland nachzufragen, ob die Infektion zu Langzeitfolgen geführt hat.
Massive Klauenerkrankungen
Von Langzeitfolgen muss ausgegangen werden – zumindest immer dann, wenn die infizierten Kühe starke Krankheitssymptome gezeigt haben. Darunter hohes Fieber bis zu 42 °C und starke Klauenerkrankungen (Entzündungen des Kronsaumes). „Wir haben sehr starke Klauenerkrankungen behandeln müssen“, weiß Tierarzt Bernd Hietberg, „das ging sogar soweit, dass die Klauen abgefallen sind!“ Hietberg führt das auf die mangelnde Durchblutung der Klauen infolge der BTV-Infektion zurück. Es ist wahrscheinlich, dass derart schwer erkrankte Kühe nicht stressfrei und unbeschwert in die nächste Laktation starten und nicht schnell wieder tragend werden.
Viele Symptome auch im 2. Jahr
Laut einer Auswertung des niederländischen Tiergesundheitsdienstes hat das Infektionsgeschehen im Sommer 2024 nochmals deutlich an Fahrt aufgenommen – obwohl ja viele Tiere sich bereits in 203 infiziert hatten. Zeigten im Juli 2024 nur rund 11 % der Rinder die typischen Symptome einer Blauzungeninfektion, waren es nur vier Wochen später noch doppelt so viele. Verdreifacht hat sich innerhalb von vier Wochen im Sommer 2024 sogar die Anzahl der Todesfälle. Im Juli sind 0,2 % der infizierten Tiere gestorben, im August schon 0,6 %.
Auch gaben rund 50 % der Rinderhalter, deren Herden sich 2023 infiziert hatten, an, dass in 2024 die Symptome mindestens gleich schwer ausgefallen sind. Die Milchleistung ist im Herdendurchschnitt um rund ein Liter gefallen.
Erreger ist 100 Tage aktiv
„In Analogie zu anderen BTV-Serotypen gehen wir auch bei BTV-3 davon aus, dass eine einmal infizierte Kuh nicht erneut an demselben Serotyp erkrankt“ erklärt Tierärztin Gerda Wijers vom Tiergesundheitsdienst auf Nachfrage gegenüber Elite. Der Erreger im Rind bleibe in der Regel nur 100 Tage aktiv. Theoretisch sollten die zuvor infizierten Tiere also eine belastbare Immunität ausbilden. Aber dennoch muss aufgrund der Beobachtungen in der Praxis grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass eine Viruserkrankung wie BTV Spätfolgen verursachen kann. „Wir impfen ja nur Totimpfstoffe, deren Schutz endet dann auch mal“, weiß Tierarzt Bernd Hietberg.
Langzeitfolgen einer BTV-Infektion sind häufig der ursprünglichen Infektion aber nicht mehr zu zuordnen. Das kann z.B. der Fall sein, wenn die Milchleistung nicht mehr auf das vorherige Niveau zurückkehrt oder die Rinder/Kühe nicht mehr tragend werden.
Niederländische Tierärzte beobachteten erstmals Anfang September 2023 bei Schafen klinische Symptome, die auf die Blauzungenkrankheit (BTV) hindeuteten. Nur zwei Tage später bestätigte das niederländische Referenzlabor die Blauzungenkrankheit und ermittelte den Serotyp 3 (BTV-3). Mittlerweile ist mehr als ein Jahr vergangen, der BTV-Virus in den Niederlanden immer noch sehr präsent, obwohl schon im letzten Jahr mit dem Impfen gegen das Virus begonnen wurde.
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Impfplicht in Belgien
WICHTIG: Die Impfung mit inaktivierten BTV-3-Impfstoffen ist aktuell die einzige wirksame Maßnahme, Rinder und Kühe vor Krankheit und Tod zu schützen. Die Anwendung der Impfstoffe ist sicher und wird von den geimpften Rindern sehr gut vertragen.
In Deutschland gibt es momentan drei Impfstoffe, die auf Basis einer Eilverordnung des Bundes zur Anwendung gestattet wurden. Sie reduziert die Klinik und die Virämie nach einer Infektion mit dem BTV-3 Virus. Ein vollständiger Schutz wird durch die Impfung aber nicht erreicht.
Kälber und Rinder sollten in jedem Fall im kommenden Jahr geimpft werden!
Tierarzt Bernd Hietberg
In Belgien wurde jetzt deshalb eine Impflicht beschlossen. Bis 2025 sollen Rinder- und Schafhalter ihre Tiere gegen die Serotypen 3 und 8 der Blauzungenkrankheit impfen müssen.
Auch Tierarzt Bernd Hietberg empfiehlt die Impfung im kommenden Jahr fortzusetzen. „Nicht unbedingt die Kühe, aber auf jeden Fall die Kälber und Rinder sollten geimpft werden, da diese noch keine Immunität aufgebaut haben!“ Nur so lasse sich die Erregerkette durchbrechen.
Neuer Serotyp 12 des Blauzungenvirus
Ein neuer Serotyp (BTV-12) ist im Oktober in den Niederlanden aufgetaucht. Erste Analysen deuten auf eine genetische Verwandtschaft mit BTV-12-Stämmen aus Afrika hin. Es wird spekuliert, dass das Virus über den Luftweg in die Niederlande gelangt sein könnte, den die infizierten Tiere stammen aus Betrieben, die unweit des Großflughafens Schiphol gelegen sind.
Das Besondere ist, dass die erkrankten Tiere (Schafe, Rinder und Kühe) bei Tests auf BTV-3 nicht aufgefallen sind. Das zuständige Ministerium in den Niederlanden (LVVN) hat daher angeordnet, die seit dem 1. September eingegangenen Proben auf die neuen Serotypen zu untersuchen, um festzustellen, ob das Virus bereits vorhanden ist. Die Ergebnisse werden in Kürze erwartet.
Laut dem niederländischen Tiergesundheitsdienst dürfte der Impfstoff gegen Serotyp 3 aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gegen BTV-Serotyp 12 wirken.
Nach der Durchseuchung mit BTV 3 wurde Anfang Oktober in den Niederlanden ein neuer Serotyp des Blauzungenvirus festgestellt: BTV 12. Das FLI rechnet mit einer Ausbreitung.
Seit Juni dürfen drei Impfstoffe gegen das Blauzungenvirus Serotyp 3 eingesetzt werden. Update 24.09.: Impfen in Österreich und der Schweiz