Klein, lebensschwach, plötzlich tot: Die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit sind in den Milchkuhbetrieben auch bei den Kälbern deutlich zu spüren. Einige Milcherzeuger berichten sogar, dass ihre Kälber mit eingeschränkter Sehfähigkeit oder sogar blind geboren werden. Was kann man bei eingeschränkter Sehfähigkeit noch tun? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Blauzungenkrankheit und einer Erblindung? Das fragte uns vor kurzem eine Leserin. Wir haben Dr. Peter Heimberg, Leiter des...
Klein, lebensschwach, plötzlich tot: Die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit sind in den Milchkuhbetrieben auch bei den Kälbern deutlich zu spüren. Einige Milcherzeuger berichten sogar, dass ihre Kälber mit eingeschränkter Sehfähigkeit oder sogar blind geboren werden. Was kann man bei eingeschränkter Sehfähigkeit noch tun? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Blauzungenkrankheit und einer Erblindung? Das fragte uns vor kurzem eine Leserin. Wir haben Dr. Peter Heimberg, Leiter des Tiergesundheitsdienstes der Landwirtschaftskammer NRW, gefragt.
Ursachen einer Erblindung
Allgemein kann Blindheit Folge nicht vorhandener oder funktionsunfähiger Sinneszellen und/ oder Nervenleitungen sein. Zur Erblindung kann es auch kommen, wenn bildverarbeitende Gehirnabschnitte des Kalbes fehlen oder nicht funktionsfähig sind. Der Zustand bleibt normalerweise dauerhaft bestehen. Sind Hornhaut, Linse oder Glaskörper des Auges getrübt, kann eine vollständige Erblindung folgen.
Was genau passiert bei der Infektion mit BTV-3?
Laut Dr. Peter Heimberg kann es durch BTV-Infektionen je nach Trächtigkeitsstadium der Kuh in seltenen Fällen zu Missbildungen des Zentralen Nervensystems kommen. Möglich ist z.B., dass Hirnstrukturen durch Gehirnzysten verdrängt werden und fehlen. Die Netzhaut mit ihren photosensiblen Zellen kann fehlen. Durch allergische Reaktionen sind manchmal Trübungen im optischen System erkennbar. Dies kann bereits bei der Geburt der Fall sein oder erst nach der ersten Biestmilchgabe auftreten. Dr. Peter Heimberg betont, dass neben der Blauzungenkrankheit auch andere Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel BVD, oder die mangelhafte Versorgung mit Vitaminen (z.B. Vitamin B1) als Ursache infrage kommen können.
Trübungen können sich verändern
Im Gegensatz zu einer vollständigen Erblindung können sich Trübungen mit der Zeit verändern. Der Zustand kann sich unter Umständen sogar verbessern. Um feststellen zu können, ob das Kalb nicht blind, sondern „nur“ eingeschränkt sehen kann, sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. Bei der Untersuchung erkennt er beispielsweise anhand der Reaktionen der Pupille auf Lichtreize oder augennahe Bewegungen, ob das Kalb noch eine gewisse Sehfähigkeit besitzt. Ist das der Fall, können – je nach Ursache – manchmal entzündungshemmende und fördernde Ansätze , wie die Gabe von Vitamin B1, zur Regeneration hilfreich sein.
Wie geht man mit diesen Tieren um?
Jeder Boxenbügel, jedes Fressgitter und jedes andere Tier im Stall stellen für Tiere, die nur eingeschränkt sehen können, eine große Hürde da. Dr. Peter Heimberg rät deshalb, sich mit dem Hoftierarzt über Haltungsalternativen auszutauschen. Vollständig erblindete Tiere sollten hingegen schnellstmöglich euthanisiert bzw. der Schlachtung zugeführt werden. Ein Leben unter üblichen Haltungsbedingungen sei für solche Tiere kaum möglich. Außerdem ist ein späterer Transport im Sinne der Tierschutztransportverordnung verboten.
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Ein Kalb fällt als schlapp und appetitlos auf – jetzt heißt es sofort zu prüfen, ob es krank ist. Der Kälber-Check hilft dabei systematisch vorzugehen.