Blauzungenkrankheit

Blauzungenkrankheit wie behandeln?

Tierärzte berichten, was sich bei der Behandlung von an BTV erkrankten Kühen bewährt und wie sich ihr Immunsystem stärken lässt, um Folgeerkrankungen abzufangen.

Das Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV 3) breitet sich seit Mitte Juni 2024 rasant aus und hat Mitte August 2024 alle Bundesländer erreicht – Deutschland ist komplett als BTV 3-Restriktionsgebiebt eingestuft. Die Erkrankungen verlaufen insbesondere bei nicht geimpften Milchkühen mitunter sehr schwer. Neben der Viruserkrankung verursachen besonders die Sekundärerkrankungen schwerwiegende Probleme.
Wir haben mit drei praktizierenden Tierärzten aus den frühen BTV3-Restriktionsgebieten Nordrhein-Westfalen (Dr. Linda Dachrodt, LandVet), Niedersachsen (Dr. Arnd Grottendieck, Tierarztpraxis Bramsche) und Rheinland-Pfalz (Dr. Theresa Scheu, Hofgut Neumühle) über die Situation sowie bewährte Behandlungs- und Handlungsmaßnahmen gesprochen.

Situationsbericht – wie verlaufen die BTV-3 Erkrankungen in den Milchkuhherden?

Einzeltiere reagieren sehr unterschiedlich auf die Infektion mit dem Blauzungenvirus Typ 3. Die Erkrankungen variieren von keinerlei Symptomen bei zufälligem Infektionsnachweis (z.B. Verkaufstiere) bis hin zu sehr schweren Verläufen mit Fieber von bis zu 42,5 °C.
Die Intensität ist abhängig vom Immunstatus der Kühe und von der empfangenen Virusdosis.“
Dr. Arnd Grottendieck (Tierarztpraxis Bramsche)
Das hängt neben dem Immunstatus des jeweiligen Einzeltieres damit zusammen, dass die Intensität einer Viruserkrankung höchstwahrscheinlich mit von der empfangenen Virusdosis beeinflusst wird. Dies wurde unter anderem auch in Zusammenhang mit dem Corona-Virus wissenschaftlich untersucht.
Aktuell „typische“ Symptome mittel bis schwer an BTV3 erkrankter Einzeltiere sind:
  • hohes Fieber (40 °/41 °C)
  • reduzierte bis vollständig eingebrochene Milchleistung (z. B. von 60 l Tagesgemelk auf 10 l),
  • reduzierte Futteraufnahme und reduziertes Wiederkauen,
  • vermehrtes Speicheln, erhöhte Atemfrequenz,
  • entzündliche Veränderungen am Flotzmaul, der Maulsschleimhaut, an Euterhaut und Zitzen sowie auch an der Zwischenklauenhaut und am Kronsaum,
  • Bewegungsunlust, Lahmheit,
  • gastrointestinale Symptome wie z. B. Durchfall, blutiger Kot
  • weitere unspezifische Erkrankungen wie Mastitis und Metritis
Kühe um die Abkalbung (Trockene und Frischmelker) sowie Tiere mit Vorbelastungen (z. B. Lungenschaden), sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem anfälliger ist. Treten Erkrankungen wie Stoffwechselprobleme, Metritiden oder Mastitiden auf, kann eine zusätzliche BTV-Infektion zum Tod führen. Die Kühe sterben nicht an, sondern mit BTV.
Auf Herdenniveau fallen Infektionen mit BTV auf, durch reduzierte Futteraufnahmen, reduzierte Aktivität (die gesamte Herde erscheint träge) und Milchverlust (je nach Schwere von bis zu 8 bis 10 l im Herdenschnitt). Je nach Herde und ihren „üblichen“ gesundheitlichen Schwachstellen, können auch stark erhöhte Zellzahlen und ein vermehrtes Auftreten von Euterentzündungen oder vermehrte Lahmheiten auftreten (insbesondere durch Kronsaumentzündungen, Mortellaro, Rehe und Geschwüre). Lahmheiten treten vermehrt auch einige Wochen nach Beginn eines BTV-Einbruchs in den Herden auf. Verkalbungen sind ebenfalls im Zusammenhang mit BTV-Infektionen zu beobachten. Zudem Frühgeburten mit überlebensfähigen Kälbern.
Kühe, die vor Einbruch des Virus bereits vollständig geimpft waren, reagieren weniger stark.“
Dr. Linda Dachrodt, LandVet
Herden, die frühzeitig vor dem Durchzug der Seuche geimpft wurden, zeigen derzeit eine gute Immunitätslage. Die beschriebenen Symptome sind in diesen Betrieben bislang nicht zu beobachten. Kommt es tatsächlich doch zu BTV- Einbrüchen in einer vollständig durch die Impfung grundimmunisierten Herde, dann sind wirklich nur Einzeltiere davon betroffen und diese nur mit schwachen Krankheitssymptomen. Mehr zur Impfung und bisherigen Erfahrungen dazu, siehe unten!

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