Reproduktion, Büroarbeit oder Außenwirtschaft… die Möglichkeiten für ausgelagerte Aufgabenbereiche sind vielfältig. Wann es Sinn machen kann, diese
Aufgaben von jemand anderem erfüllen zu lassen, wie hoch die Kosten dafür liegen und welche Vorteile die dadurch haben, berichten drei Milcherzeuger.
1. Repro-Management
Unsere Herdenmanagerin hatte sich sehr intensiv in das Thema Fruchtbarkeit eingearbeitet; mein Steckenpferd war das...
Reproduktion, Büroarbeit oder Außenwirtschaft… die Möglichkeiten für ausgelagerte Aufgabenbereiche sind vielfältig. Wann es Sinn machen kann, diese
Aufgaben von jemand anderem erfüllen zu lassen, wie hoch die Kosten dafür liegen und welche Vorteile die dadurch haben, berichten drei Milcherzeuger.
1. Repro-Management
Unsere Herdenmanagerin hatte sich sehr intensiv in das Thema Fruchtbarkeit eingearbeitet; mein Steckenpferd war das nie. Als sie ging, war ein sehr hohes Niveau vorhanden. Um dieses zu halten und dazu das leidige Thema Ausfallzeiten (Wochenende, Urlaub, Krankheit) zu umgehen, haben wir uns dazu entschieden, das gesamte Repro-Management von Brunstbeobachtung bis TU an einen Dienstleister abzugeben.
Den Preis dafür haben wir individuell ausgehandelt – letztlich beläuft er sich auf 45% des Bruttogehalts der Herdenmanagerin (diesen Anteil der Arbeitszeit hatte sie in etwa auf die Fruchtbarkeit verwendet) plus die Kosten für die TUs, die bislang der Tierarzt übernommen hatte. Alle Maßnahmen werden im Herdenmanagement-Programm hinterlegt, sodass wir bei Bedarf jederzeit eine Auswertung fahren können. Dazu besprechen wir die Zahlen jedes Vierteljahr.
Grundsatzentscheidungen bleiben beim Betriebsleitenden.“
Bent Jensen-Nissen
Mir bringt es eine große Entlastung, dass wir täglich das gleiche hohe Niveau im Repro-Management mit standardisierten Verfahren aufrechterhalten können – der Dienstleister ist für Personal und Ausbildung verantwortlich. Wenn es einen Nachteil gibt, dann eine etwas schlechtere Flexibilität: Der Dienstleister kommt einmal am Tag, früher haben wir zweimal besamt.
Die Fruchtbarkeit komplett auszulagern, ist möglich. Wichtig ist jedoch der Austausch mit dem Mitarbeiter vor Ort – zudem sollte man sich im Klaren sein, dass Grundsatzentscheidungen (welches Sperma, Zuchtziele, welche Kuh geht ab?) weiterhin beim Betriebsleitenden bleiben.
2. Aufgaben im Büro
Wir hatten bis vor Kurzem eine 450-Euro-Kraft angestellt, die einmal pro Woche für vier bis sechs Stunden im Büro die Post aufgemacht und vorsortiert sowie Anträge oder Anbietervergleiche vorbereitet hat. Darüber hinaus hat sie die Stundenzettel der anderen Angestellten geführt, den Freizeitausgleich im Blick behalten und Urlaubsanträge organisiert. Ich selber bevorzuge die praktischen Arbeiten draußen. Dennoch war es wichtig, dass ich wenigstens eine Stunde an diesem Tag mit im Büro bin, damit wir uns absprechen können.
Vorarbeit im Büro kann man sehr gut abgeben!“
Dirk Haaren
Ein großer Vorteil ist die „Pflicht zur Struktur“. Das Büro muss klar organisiert und ordentlich sein, sodass mehrere Menschen darin arbeiten können. Der feste Termin mit der Aushilfe sorgt dafür, dass Termine und Aufgaben auch wirklich abgearbeitet werden. Als Chef konzentriere ich mich mehr auf das Wesentliche. Nachteilig ist die lange Einarbeitungszeit, vor allem, wenn der- oder diejenige noch keine Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hatte.
Für eine 450-Euro-Kraft gibt es meist keine Urlaubs- oder Krankenvertretung, dann fällt es doch wieder auf meine Frau und mich zurück. Der Job ist sehr verantwortungsvoll, das muss der Person klar sein. Klare und präzise Absprachen habe ich gelernt! Die Büroarbeit komplett auszulagern, ist nicht möglich. Entscheidungen muss immer noch der Unternehmer fällen, aber die Vorarbeit (z.B. Preisvergleiche) kann man sehr gut abgeben. Das werde ich wieder tun!
3. Außenwirtschaft und Jungviehaufzucht
Wir ziehen unser Jungvieh nicht selber auf. Seit unserem Stallumbau verkaufen wir alle Kälber an einen Aufzuchtbetrieb. Für die Bestandsergänzung kaufen wir Kühe von Viehhändlern zu. Außerdem lassen wir den gesamten Futterbau von einem örtlichen Lohnunternehmer erledigen. Bei der Arbeit auf dem Feld bin trotzdem oft noch selbst vor Ort und kann so die Arbeit kontrollieren.
Die ausgelagerte Außenwirtschaft spart uns die Kosten für den Kauf und Erhalt eines eigenen Fuhrparks.“
Johann Buchbauer
Durch die Auslagerung der Jungviehaufzucht haben wir mehr Kapazität für unsere laktierende Kühe im Stall. Die ausgelagerte Außenwirtschaft hingegen spart uns die Kosten für den Kauf und Erhalt eines eigenen Fuhrparks. Gerade bei unserer kleinen Betriebsgröße rechnet sich das besser. Beides hilft, damit wir noch ausreichend Zeit für unser zweites Standbein, eine Gastwirtschaft, haben.
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