In dieser Milchwoche liegt der Fokus auf den Milchpreisen. Für März 2022 liegen die auf einem neuen Rekordniveau und die Prognose ist steigend. Jedoch ziehen nicht alle Erzeugerpreise gleichermaßen rasant in die Höhe, es gibt deutlich regionale Unterschiede. Die zeitgleich steigenden Produktionskosten bringen einige Milcherzeuger trotz historisch hoher Milchpreise in die Kostenklemme. Besonders stark betroffen seien die Milchbauern im Süden. Der Bayerische Bauernverband (BBV) fordert daher...
In dieser Milchwoche liegt der Fokus auf den Milchpreisen. Für März 2022 liegen die auf einem neuen Rekordniveau und die Prognose ist steigend. Jedoch ziehen nicht alle Erzeugerpreise gleichermaßen rasant in die Höhe, es gibt deutlich regionale Unterschiede. Die zeitgleich steigenden Produktionskosten bringen einige Milcherzeuger trotz historisch hoher Milchpreise in die Kostenklemme. Besonders stark betroffen seien die Milchbauern im Süden. Der Bayerische Bauernverband (BBV) fordert daher schneller steigende Milchpreise. Ansonsten sei die Produktion im Süden gefährdet, ein Einbruch der Milchmengen wird prognostiziert.
Außerdem wurden die Butterpreise zwischen den Molkereien und dem LEH neu verhandelt. Der Handel hat daraufhin auch die Preise im Kühlregal angezogen. Was das für Auswirkungen auf die Gewinnmarge des Handels hat, erfahren Sie weiter unten.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Milcherzeugerpreise auf neuem Allzeithoch
Der konventionelle Milcherzeugerpreis lag im März 2022 nach Berechnungen der AMI bei durchschnittlich bei 44,8 Cent/kg. Das ist ein neues Rekordniveau. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise um 1,7 Cent. Ursächlich sind vor allem die sich im Höhenflug befindenden Preise an den Rohstoffmärkten für Milchwaren. Doch nicht alle Erzeugerpreise steigen gleichermaßen bei der derzeitigen Marktsituation.
Das zeigt sich besonders deutlich im Vergleich mit den Bio-Milchpreisen. Diese stiegen zwar im März 2022 um 1,1 Cent auf 54,0 Cent/kg, die Schere zu den konventionellen Milchpreisen verkleinerte sich jedoch weiter auf 9,2 Cent. Zum Vergleich: im Vorjahr lag die Differenz zwischen den Preisen noch bei 15,4 Cent. Ursächlich für die kleiner werdende Differenz ist unter anderem, dass Biomilch hauptsächlich regional und in kleinen Mengen vermarktet wird.
Deutliche regionale Unterschiede der Milchpreise
Während sich die Differenz zu den Bio-Milchpreisen zunehmend verkleinert, vergrößern sich die Unterschiede zwischen den Auszahlungspreisen der Molkereien für konventionelle Milch. Denn auch hier profitieren vor allem die versandlastigen Molkereien von den hohen Rohstoffpreisen am Markt. Würden die Molkereien ausschließlich Butter und Magermilchpulver produzieren, wären Milchpreise oberhalb der 60 Cent/kg erzielbar. Das verdeutlicht der
aktuelle Kieler Rohstoffwert der im April bei 67,5 Cent/kg liegt.
Die Verwertungsform zeigt sich in den Preisunterschieden zwischen den Molkereien im Süden und Norden Deutschlands. Im März vor einem Jahr lagen die Erzeugerpreise im Süden noch 2,2 Cent oberhalb der Milchpreise im Norden. Mittlerweile führt der Norden, in dem deutlich versandlastigere Molkereien sitzen, die Spitze der Erzeugerpreise an. Der Milchpreis im Süden liegt 1,6 Cent darunter. Seit Oktober 2021 ist die Trendumkehr bei den Preisen zu sehen.
Hinweis: Die durchschnittlichen Milchpreise bilden bei weitem nicht die Erlössituation auf allen Betrieben ab. Milchpreisbestimmend sind Kriterien wie zum Beispiel Bio-, Weide- oder gentechnikfreie Milcherzeugung sowie Inhaltsstoffe und Qualitätskriterien. Aufgrund der vielen Differenzierungen ist es deshalb nicht so einfach, über den einen Milchpreis zu reden. Daher gilt für die eigene Milchpreisabschätzung die richtige Benchmark zu finden!
„Die Preise müssen schneller steigen!“
Der Milchpräsident des Bayerischen Bauernverbands fordert einen schnelleren Anstieg der Preise. Ansonsten werde die Milch knapp. „Der Milchpreis muss jetzt schnell und massiv steigen“, betonte der Milchpräsident Felßner. „Wir werden in Kürze deutlich über 50 Cent sehen, bei massiv steigenden Gestehungskosten für die Bauern.“ Der langsame Preisanstieg reiche nicht aus und führe langfristig zu einer Milchknappheit am Markt.
Als Gründe nennt Felßner einen Rückgang der Milchleistung aufgrund gestiegener Futterkosten, eine weitere Reduzierung der Tierplätze durch neue Düngeverordnungen und Tierhaltungsvorgaben sowie den Strukturwandel. Insbesondere träfe das die Betriebe mit Anbindehaltung, die durch Milchgeldabzüge zum Ausstieg genötigt seien.
Milchanlieferungen steigen moderat
In der 16.Kalenderwoche erfassten die Molkereien laut ZMB Schnellberichterstattung 0,4 % mehr Milch als in der Vorwoche. Die Milchanlieferungen nähern sich üblicherweise im Mai der Saisonspitze. Dieses Jahr liegen die Milchmengen jedoch deutlich unter dem Niveau der Vorjahre. Die Differenz zur Vorjahreswoche beträgt derzeit 2,4 %.
Butterpreise um 60 Cent gestiegen
Während sich die Marktlage für Magermilchpulver etwas entspannt hat, ziehen die Butterpreise in der 16. Kalenderwoche nach Preisermittlung der süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten deutlich an.
- geformte Markenbutter (250 g): die Preise stiegen um 60 Cent im unteren und oberen Preissegment auf 7,64 bis 7,90 €/kg. Die süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten berichtet von einer guten Nachfrage. Zeitgleich hat auch der LEH die Butterpreise im Regal an die Preiserhöhung angepasst. Aldi hob den Preis für Milsani Deutsche Markenbutter von 2,09 auf 2,29 €/250 g. Netto, Penny und Rewe zogen nach. Butter einiger Marken wie Weihenstephan oder Meggle kosten dem Verbraucher mittlerweile sogar mehr als 3 €.
Was der LEH an der Butter verdient:
Nach den Verhandlungen zwischen Molkereien und LEH sind die Butterpreise deutlich gestiegen. Den höheren Einkaufspreis gleicht der Handel mit einer Preisanpassung im Kühlregal aus: Die Verbraucher müssen für Deutsche Markenbutter (250 g) nun durchschnittlich 2,29 € zahlen. Das ist ein Preisanstieg von 20 Cent (9,6 %). Ein Blick auf die Handelsspanne zeigt, was sich für den Handel verändert hat.
Vor der Preisanpassung kostete dem Handel der Einkauf durchschnittlich 1,76 €/250 g. Im Kühlregal wurden die Päckchen für durchschnittlich 2,09 € verkauft. Nach Bereinigung um die Mehrwertsteuer ergibt sich eine durchschnittliche Handelsspanne von 9,5 % (18 Cent pro Päckchen).
Mit den neuen Preisen kauft der Handel für 1,91 €/250 g ein und verkauft für 2,29 €/250 g. Daraus ergibt sich nach Bereinigung um die Mehrwertsteuer eine durchschnittliche Handelsspanne von 10,3 % (22 Cent pro Päckchen). (Quelle: eigene Berechnung)
- lose Markenbutter (25 kg): die Notierung fiel im oberen Preissegment um 13 Cent auf 7,15 €/kg und blieb im unteren Preissegment unverändert bei 7,05 €/kg.
- Magermilchpulver: die ruhigeren Tendenzen der letzten Woche setzen sich Anfang Mai weiter fort. Sowohl die Preise für Ware in Lebensmittel- als auch Futtermittelqualität haben nachgegeben. Ursächlich sei vor allem die ruhigere Exportnachfrage, so Monika Wohlfarth, ZMB Geschäftsführerin im aktuellen Marktbericht. Diese sei bedingt durch Ramadan und Lockdown in China etwas gedämpft. Der schwächere Euro vergünstige zwar die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Ware, werde aber durch schwächere Preissignale am Weltmarkt kompensiert. Auf dem europäischen Markt verfügten die Hersteller weiter über eine gute Auftragslage.
Spotmilchpreise weiter gefallen
Die Spotmilchpreise sind laut DCA in der 18. Kalenderwoche erneut gefallen. Im Norden Deutschlands fielen die Preise um 50 Cent auf 52,5 €/100kg. Im Süden Deutschlands gingen die Preise um 1,5 € auf 53,00 €/100kg zurück. Die Spotmilchpreise liegen dennoch auf hohem Niveau oberhalb der 50 €/100 kg.
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE
An Ressourcen schonenderen Produktionsverfahren führt kein Weg mehr vorbei. Es gilt jetzt, sich auf die neue Realität einzustellen.