Jahrelang haben die irischen Milcherzeuger ihre Produktion aufgestockt und auf Sparsamkeit getrimmt. Jetzt ernten sie die Früchte ihrer Kostendegression.
Zufriedene Gesichter: Die konnte man auf dem Kongress der European Dairy Farmers in Cork (Irland) sehen. Denn nachdem die irischen Molkereien lange Jahre mit zu den schlechtesten...
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Zufriedene Gesichter: Die konnte man auf dem Kongress der European Dairy Farmers in Cork (Irland) sehen. Denn nachdem die irischen Molkereien lange Jahre mit zu den schlechtesten Auszahlern in Europa gehörten, hat sich das Blatt nun gedreht. So erzielten die irischen Lieferanten (aus der EDF-Gruppe*) mit einem durchschnittlichen Milchpreis von 36,4 ct/kg ECM einen der höchsten Milchpreise im Jahr 2021.
Die Iren produzieren so günstig wie kein anderes europäisches Land.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Andererseits produzieren die Iren so günstig wie kein anderes europäisches Land. Ihre Vollkosten lagen bei 34,7 ct/kg Milch (Übersicht 1). Die niedrigen Kosten kombiniert mit guten Erlösen (Milchgeld, Tiererlöse etc.) ergeben einen hohen Unternehmergewinn (inkl. Betriebsprämie) von 8 bis 10 ct/kg ECM. Im Vergleich lagen die Gewinne in Dänemark bei 5,6 ct und bei 0,3 ct/kg ECM in Deutschland
Derogation erlaubt
Gründe für die niedrigen Kosten sind u. a. wenig (Stall-)Technik durch saisonale Abkalbung und keine/kaum Kosten für die Futtergewinnung (Silage für den Winter). Hinzu kommt, dass die Iren bisher eine hohe Besatzdichte auf ihrem Grünland realisieren konnten, unter anderem deshalb, weil die Derogation noch erlaubt ist (250 kg N/ha). Sollte diese fallen, wird dies eine große Herausforderung für die irischen Milcherzeuger. Denn viele Milchkuhbetriebe müssten ihre Besatzdichte senken, was sich wiederum negativ auf die Profitabilität auswirken könnte.
Es gelang den Iren ihre produzierte Milchmenge um 63 % zu steigern.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Irland setzt auf Milch
Die Kosten der irischen Betriebe sind zwar nach wie vor im europäischen Vergleich niedrig, dennoch sind Steigerungen zu verzeichnen. Bei den Iren sind die Gesamtkosten im Vergleich zum Vorjahr um 2 bis 3 ct gestiegen. Die Landkosten haben um 0,7 ct/kg ECM zugelegt.
Aber nicht nur bei Kosten und Unternehmergewinn gehen die Iren ihren eigenen Weg. Vor allem die Bestandsgrößen haben sich in den letzten zehn Jahren anders entwickelt als im restlichen Europa. So gelang es den Iren ihre produzierte Milchmenge um 63 % zu steigern. Irland setzt auf Milch (Übersicht 2)!
Irland: Wie viele andere Milchkuhbetriebe konnte die Coolnasoon-Farm ihren Profit durch starkes Wachstum steigern. Jetzt drohen Einbußen durch Umweltauflagen.
Trotz der guten Bedingungen treiben die irischen Milcherzeuger dieselben Themen um, die auch im übrigen Europa diskutiert werden. Dazu gehören neben der Verbesserung der Wasserqualität und dem CO2-Fußabdruck auch die Biodiversität.
Derogation unter Druck
Wasserqualität: Auf der grünen Insel nehmen die Spannungen zwischen der Landwirtschaft und den Umweltlobbyisten zu. Denn diese fordern, die in Irland noch mögliche Derogation (Ausbringung von 250 kg N pro ha) zu beenden.
CO2-Fußabdruck: In puncto Treibhausgasemissionen sind die Iren vielen anderen europäischen Ländern voraus. Die meisten Betriebe kennen bereits ihren Fußabdruck, der im Schnitt bei 0,9 kg CO2/kg ECM liegt. Außerdem gibt es einen verbindlichen Branchenfahrplan, der eine Reduktion der Emissionen bis 2030 vorsieht. Unterstützt wird die Branche dabei von dem nationalen Forschungs- und Beratungsinstitut Teagasc.
Die IRen arbeiten aktiv an der Biodiversität des Grünlands.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Biodiversität: Die Iren haben in den vergangenen Jahren in Biodiversität investiert. Dazu gehört, dass sie Hecken und Bäume nicht schneiden. Aber auch die Diversität des Grünlands rückt langsam in den Fokus. So gibt es Versuche mit Mischungen aus Gräsern, Klee, Futterchicorée und Spitzwegerich. Damit soll das Grünland auch bei Trockenheit stabiler, schmackhafter und durch den Klee Stickstoff eingespart werden.
* Hinweis: Ergebnisse der EDF sind nicht repräsentativ, es lässt sich aber ein regionaler Trend ablesen!
Positiv gestimmte Verbraucher
Neben den betriebswirtschaftlichen Zahlen wurde auf dem Kongress auch eine Studie (Vergleich 2021 zu 2022) zur Verbrauchermeinung über Milchprodukte (durchgeführt vom European Milk Forum) vorgestellt. Dabei wurden Verbraucher in Irland, Nordirland, Belgien, Frankreich und Dänemark befragt. Es zeigte sich, dass in diesem Jahr – wie leider zu erwarten – deutlich mehr Konsumenten (73 vs. 51 %) ihre Kaufentscheidung bei Lebensmitteln vom Preis abhängig machen wollen.
Aber die Studie zeigt auch, dass die Konsumenten Milchprodukte wieder stärker als einen Teil einer nachhaltigen Ernährung ansehen. So gaben im Jahr 2021 rund 31 % der Befragten an, dass Milchprodukte wichtig für eine nachhaltige Ernährung sind, während dieser Anteil in 2022 bei 41 % lag. Außerdem gab mehr als die Hälfte an, dass Milchprodukte wichtig oder sogar essenziell für ihre Ernährung sind.
Mehr als 60 % der Konsumenten in den genannten Ländern sind außerdem der Überzeugung, dass Milchkuhbetriebe wichtig für die regionale Ökonomie sind. Ein wachsender Anteil glaubt außerdem, dass die Milchbranche sich ihrer Verantwortung bezüglich der Treibhausgas-Emissionen stellt.
Die European Dairy Farmers (EDF) sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger.
(Bildquelle: European Dairy Farmers)
Europäischer Club
Die European Dairy Farmers (EDF) sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger aus ganz der EU sowie einigen Nicht EU-Ländern wie der Schweiz, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA. Gegründet wurde der englischsprachige Club im Jahr 1990 in Stoneleigh, England. Leitmotiv der Mitglieder ist es, gegenseitig Wissen und Erfahrungen auf internationaler Ebene auszutauschen sowie sich zu vergleichen (benchmarken).