Es wird gerne unterstellt, dass sich Milch nur dann wirtschaftlich rentabel produzieren lässt, wenn absolute Höchstleistungen erreicht werden. Das stimmt so nicht! Auch für die Milchproduktion gilt: Das Optimum ist nicht immer das Maximum.
Deshalb muss eine ökonomisch erfolgreiche Strategie für den Betrieb immer das Optimum der jeweiligen Standortfaktoren (Futtergrundlage,...
Es wird gerne unterstellt, dass sich Milch nur dann wirtschaftlich rentabel produzieren lässt, wenn absolute Höchstleistungen erreicht werden. Das stimmt so nicht! Auch für die Milchproduktion gilt: Das Optimum ist nicht immer das Maximum.
Deshalb muss eine ökonomisch erfolgreiche Strategie für den Betrieb immer das Optimum der jeweiligen Standortfaktoren (Futtergrundlage, Personalverfügbarkeit etc.) im Fokus haben.
Natürlich, und das bleibt unbestritten, haben Leistung und Herdengröße erst einmal den wichtigsten Einfluss auf den Gewinn. Das zeigen auch die Zahlen aus dem MilchManager* (Auswertung betriebswirtschaftlicher und biologischer Kennzahlen, 100 nord- und ostdeutscher Betriebe). Allerdings ist auch dieser Einfluss begrenzt.
„Verdünnung“ der Kosten
So verbessern 1.000 kg zusätzlich abgelieferte (!) Milch den Gewinn aufgrund der Verdünnung der Kosten (vornehmlich Festkosten) um durchschnittlich 1,5 bis 2,0 ct /kg Milch. Vergleichbare Effekte resultieren aus einer Aufstockung der Herde. Allerdings dürfen hierbei keine weiteren Kosten im Bereich Personal entstehen. Neben Leistung und Herdengröße haben die Reproduktionsrate sowie die Futterkosten nach wie vor einen großen Einfluss darauf, ob sich der Gewinn (Betriebszweig Milch) positiv entwickelt.
In Diskussionen rund um die Rentabilität werden aber bei der Betriebsführung andere wichtige Faktoren wie Liquidität, Standort, Management und Tierkomfort oft nicht hinreichend berücksichtigt.
An welchen Stellschrauben lohnt es sich also außerdem zu drehen? Um das herauszufinden, wurden (Übersicht 1) jeweils die 10 % besten Betriebe aus dem MilchManager nach Milchleistung denen nach Gewinn über den Zeitraum 2017 – 2020 gegenübergestellt.
Weniger ist oft mehr
Anhand der Auswertung der auf den Gewinn-optimierten Betriebe, zeigte sich, dass die wirtschaftlich erfolgreichsten Betriebe nicht unbedingt die mit der allerhöchsten (wenn auch guten) Leistung sind. Denn sie produzieren fast 1.000 kg ECM weniger Milch pro Kuh und Jahr.
- Die auf Milchleistung optimierten Betriebe haben eine um 2 ct höhere Festkostenbelastung. Dies ist sicher ein Grund, weshalb hier hohe Leistungen angestrebt werden.
- Bei diesen leistungsstarken Betrieben ist zudem die Remontierungsrate um fast 4 % und der KF-Einsatz um 13 % höher, was für eine konzentratlastige Fütterung bei nicht optimaler Tiergesundheit spricht. Hier wurde der letzte Liter Milch wahrscheinlich über Kraftfutter erkauft.
- Die Gewinn-optimierten Betriebe haben trotz der um 1.000 kg geringeren Milchleistung das Management ihrer variablen Kosten (höhere Grundfutterleistung) besser im Griff, diese liegen um 6 % niedriger.
- Im Ergebnis stehen die Gewinn-optimierten Betriebe, bereinigt um die Unterschiede im Milchauszahlungspreis, um 3,8 ct/kg Milch besser da.
Die meisten Milcherzeuger betrachten ihre Kosten rückwirkend. Doch wie kann man vorgehen, um „näher dran“ zu sein? So gelingt der Einstieg!
Dies soll nicht heißen, dass die Leistung gesenkt werden muss, sondern dass man die an die eigenen Voraussetzungen angepasste Leistung finden muss. Diese lässt sich nicht durch einen überhöhten Aufwand erzwingen, jedenfalls nicht wirtschaftlich. Wichtig ist es deshalb (zusammen mit dem Berater), immer wieder die eigene Produktion auszuwerten und zu hinterfragen.
Höchstleistung passt nicht zu jedem
Hier sind einmal drei Beispiele genannt, die anschaulich zeigen, dass die Produktion an die betrieblichen Voraussetzungen geknüpft werden sollte:
1) Betriebe, die auf Grünlandstandorten Mais anbauen, um dessen Anteil in der Ration zu erhöhen (und damit die Milchleistung), erkaufen sich Leistung über einen unangemessenen Aufwand. Denn diese Betriebe ernten in den meisten Jahren nur unterdurchschnittliche Erträge und erhöhen damit die Kosten der Futterration.
Bei der Fütterung gibt es nicht den einen Tipp für die perfekte Rationsgestaltung. Hier können Sie ansetzen, um die Ration zu optimieren!
2) Betriebe mit hohen Grünlandanteilen, die planen dreimal zu melken, sollten sich dies überlegen. Denn der höhere Arbeitsaufwand kann sich nur mit höherer Leistung bezahlt machen. Dies wiederum setzt voraus, dass diese tatsächlich ausgefüttert werden kann. Hierfür müsste man die Mengen an zugekauftem Mais oder Kraftfutter erhöhen. Das steigert die Futterkosten. Zudem läuft man Gefahr, dass man sich Stoffwechselprobleme einkauft.
3) Eine Grundvoraussetzung für wirtschaftlich höhere Leistungen ist der Kuhkomfort. In einer Auswertung (Beratungsring Hagen-Stubben) zeigte sich, dass die Betriebe mit den höchsten Leistungen für einen Teil der Kühe 2-reihige Liegeboxen anbieten. Die hier erreichten sehr hohen Leistungen basieren nicht auf höchsten Tagesmilchmengen, sondern auf flacheren Laktationskurven – die Kühe halten länger durch. Damit kann hier eine sehr hohe Leistung über Kuhkomfort und nicht über einen erhöhten (Futter-)Aufwand ermolken werden.
*Der MilchManager ist ein Instrument zum monatlichen Kostencontrolling. Zweimal pro Jahr wird hieraus ein Vergleich erzeugt. In dem System sind in letzten Jahren etwa 100 Betriebe mit einer Produktion von 700 Mio. kg Milch eingeflossen.