Kompakt
- Bei der Anschaffung eines Einstreuroboters ist vor allem entscheidend, mit welchen Mengen er umgehen muss.
- Eine zu niedrige Stallhöhe und zu wenig Traglast führen oft dazu, dass eine Nachrüstung schienengeführter Systeme nicht möglich ist.
- Die Staubbelastung mit einer Entstaubungseinheit zu reduzieren, sollte beim Kauf ebenfalls im Fokus stehen.
Die deutlich geringere Arbeitsbelastung und die zeitliche Unabhängigkeit wollen Milcherzeuger mit einem automatischen Einstreusystem im Stall nicht mehr missen. „Außerdem stören wir die Tiere nicht mehr und die Einstreuqualität ist gleichbleibend gut“, fügt Dirk Lüschen-Strudthoff, Milcherzeuger aus der Nähe von Oldenburg, an.
Vor allem Roboterbetriebe, wie er, entscheiden sich zunehmend für einen Einstreuroboter, weil die Kühe ständig im Stall unterwegs sind und die Boxen nicht mehr – wie beim konventionellen Melken – zu den Melkzeiten leer stehen. Umgehen lassen sich mit einer Einstreuautomatik zudem Probleme mit der Befahrbarkeit der Spalten oder zu engen Laufgängen für mobile Einstreutechnik am Stalltraktor. In der Praxis haben sich drei verschiedene Systeme automatischer Einstreuanlagen etabliert. Laut Hersteller lassen sie sich in den meisten Fällen auch in Altgebäuden nachrüsten. Welches ist für Ihren Stall am besten geeignet? Welche Kaufkriterien sollte man beachten?
Schiene oder Rohrsystem
Stationärer Ballenauflöser und Verteilwagen auf Schienen: Rund- oder Quaderballen werden hier in einem stationären Vorratsbunker mit Kratzboden per integriertem Ballenauflöser aufgelöst und von dort in den mobilen, schienengeführten Verteilwagen gefüllt. Dieser streut das Material sensorgesteuert per Streuteller oder Förderband in der gewünschten Menge von oben in die Boxen. Nach diesem Verfahren arbeiten unter anderem Betebe, Hartmann, Hetwin und Wasserbauer.
Stationärer Auflöser und Rohrkette zum Verteilen: Das sind komplett stationäre Einstreusysteme, die das Stroh über eine Rohrkettenförderanlage zu den Boxen befördern und dort per Auslassrohr oder Streukästen punktuell auswerfen. Sie verfügen ebenfalls über einen vorgeschalteten stationären Vorratsbehälter, in den man loses Stroh oder Ballen laden kann. Der Auslass erfolgt über Schieber oder Schnecken. Diese Technik produzieren u.a. Schauer, VTL Leek, Ibo Stalltechnik und Witte-Lastrup.
Mobile Auflöse- und Verteileinheit auf Schienen: Hier erfolgen Ballenauflösung und Verteilung in einem Behälter, der auf Schienen durch den Stall fährt. Die Gewichtsbelastung ist höher als bei den getrennten Systemen, dafür ist der Einstreuwagen aufgrund der höheren Zuladung nicht so lange unterwegs. Fabrikate: JH Agro, Knoll + Langohr, V.D.Brink. Eine Sonderform davon sind vollautomatische Fütterungssysteme, die zusätzlich einstreuen. Diese Doppelfunktion bieten z. B. Trioliet, Pellon oder Wasserbauer. Die Rund- oder Quaderballen werden auch hier im stationären Vorratsbunker aufgelöst, in den Dosierwagen befördert und von ihm eingestreut.
Pauschale Preisangaben für die Systeme sind wenig aussagekräftig, weil die Investitionssumme stark von der individuellen Geometrie des Stalles, dem Einstreubedarf und dem Material abhängt. Die Hersteller nennen Einstiegspreise für ihre kleinsten Anlagen ab etwa 10.000 € (komplett mobil) bis ca. 200.000 €.
Zentrale Kaufkriterien
Große oder kleine Strohmengen? Die erste Frage, die man sich vor der Anschaffung stellen sollte, ist, mit welchen Strohmengen das System täglich umgehen muss. Sollen einzelne Tiefboxen punktuell mit Stroh versorgt werden oder ist eine flächige Verteilung großer Mengen in Tiefstreubuchten das Ziel? Oder gar beides?
Rohrsysteme kommen mit kleinen Mengen, z.B. für Hochboxen, besser zurecht als mit viel Stroh auf einmal. Bei einem größeren Durchschnitt des Förderrohrs – die Hersteller bieten z.B. Rohre mit 60, 80 oder 127 mm an - sind sie aber auch für Tiefboxen geeignet. Begrenzender Faktor ist hier die maximal mögliche Rohrlänge. Fa. Schauer gibt z.B. 270 m als obere Grenze an. Für größere Herden ist hier ggf. schnell ein Limit erreicht. Sind punktuell größere Mengen nötig, etwa für Tiefstreu in der Abkalbebox oder für Zweiflächenbuchten bei Kälbern, dann sind schienengebundene Systeme in der Regel effizienter.
Reichen Dachhöhe und Statik? Für die schienengeführten Geräte muss für die Aufhängung und den Behälter selbst unterm Dach ausreichend Raum – die Hersteller geben ca. 4 m an - vorhanden sein, damit Menschen und Kühe die drehenden Teile nicht erreichen. Die Berufsgenossenschaft fordert 2,70 m vom Boden bis zur Unterkante des Gerätes. Hier kommen Altgebäude schnell an ihre Grenzen. In manchen Fällen sind aber Seitenförderbänder eine Lösung, die z.B. auch Wandliegeboxen mit unzureichender Dachhöhe erreichen können.
Bei aufgehängten Maschinen kommen durch die hohen Gewichte – von bis zu 2.500 kg - Anforderungen an die Statik hinzu, wobei das vor allem für die mobilen Kombigeräte gilt. Bei Rohrsystemen spielen zwar die Dachhöhe und die Statik keine Rolle. Sie sind in der Regel selbsttragend, flexibel verbaubar und brauchen wenig Platz. Dafür sind Sackgassen oder zu viele Winkel in Altgebäuden eher von Nachteil, weil sie eine Ringleitung erschweren. Wichtig ist bei Rohrsystemen die Installation durch einen Profi, damit anschließend die Beförderung des Strohs reibungslos funktioniert - vor allem, wenn sich die Rohre im Stall kreuzen müssen.
Ist genug Platz für die Anlagen-Komponenten? Bei der Wahl der Anlage sollte man sich außerdem anschauen, ob für die Vorratsbunker und die Beladung genug Platz vorhanden ist. Ein überdachtes Gebäude ist in der Regel sinnvoll, damit das Material trocken bleibt. Die Bunker mit Kratzboden können in der Regel 3 bis 6 Rund- oder Quaderballen aufnehmen, die dann durch integrierte Walzen aufgelöst werden. Ihre Beladung erfolgt manuell, nur die kombinierten Futter- und Einstreuroboter holen sich das Material selbst. Die Ballenschnur ist in der Regel noch händisch zu entfernen, hier arbeiten die Hersteller aktuell an automatisierten Lösungen. Für den Vorratsbunker muss natürlich Platz vorhanden sein bzw. geschaffen werden können. Natürlich sind schon allein aufgrund des Stromverbrauchs der Anlagen kurze Wegstrecken wünschenswert.
Was wird eingestreut? Laut Hersteller kommen alle Systeme mit Sägespäne, Pellets, Gärresten und gehäckseltem Stroh zurecht. Allerdings ist die jeweilige Qualität des Einstreumaterials ganz entscheidend für die Funktionssicherheit der Anlage. Langstroh ist vielfach ein No Go! Das Material muss gleichbleibend ausreichend trocken und kurz gehäckselt (max. 30 cm Halmlänge) bereit zu stellen sein. Das gilt vor allem für die Rohrsysteme. Denn ein Fremdkörper oder eine Pfropfenbildung durch zu feuchtes Material sind nach Aussage der Praktiker die häufigsten Gründe für den Stillstand des Systems.
Zu bedenken ist bei zu feuchter Einstreu außerdem, die höhere Gewichtsbelastung für die Anlage und in der Folge der höhere Verschleiß. „Mit der Installation des Einstreuroboters haben wir auf Feincut-Strohballen umgestellt, außerdem ist eine Strohmühle in der Anlage integriert. Das funktioniert problemlos“, berichtet Michael Schwab aus Mittelfranken, der seine 200 Boxen mit einem Einstreumeister von Hartmann einstreut. Auch bei Fa. Schauer ist der Ringleitung eine Strohmühle vorgeschaltet. Gerade bei stationären Auflöseeinheiten mit Messervorsatz oder Strohmühle sollte auch das Thema Brandschutz beim Kauf ebenfalls aufs Tableau kommen. Manche Firmen bieten integrierte Melder an oder verbauen eine Sprinkleranlage im Rohr. In anderen Systemen wird über eine Steinfangmulde in der Mühle die Brandgefahr minimiert.
Dass auch ein täglicher Wechsel der Einstreu funktioniert, zeigt der Betrieb Hussmann aus Ansbach. Die 260 Liegeboxen werden per Verteilwagen (Fabrikat Hetwin) zweimal täglich mit separierter Gülle eingestreut, die Abkalbebox mit dem gleichen Gerät mit Stroh versorgt. „Wichtig ist nur, dass sich die Anlage vor dem Wechsel komplett leer fährt und beide Substrate absolut trocken und das Stroh kurz gehäckselt ist“, sagt Betriebsleiterin Verena Hussmann. Für den Kälberstall haben sie eine kleinere Einstreuanlage angeschafft, die sich aus einem eigenen Vorratsbehälter mit gehäckseltem Stroh bedient.
Sollen Zusatzkomponenten hinzukommen? Zusatzkomponenten, wie etwa Kalk oder auch Wasser, können sowohl Rohrsysteme als auch Modelle mit stationärer Auflöseeinheit hinzudosieren. Im Stall von Dirk Lüschen-Strudthoff gelangt der Kalk über ein eigenes Dosiergerät in die Förderanlage. „Der Kalk kommt auch noch am Ende der Leitung bei der letzten Box an“, stellt der Milcherzeuger zufrieden fest. Bei Michael Schwab gelangt über zwei Düsen außerdem automatisch Wasser in die Kalk-Stroh-Mischung. Bei mobilen Kombigeräten ist eine Zudosierung weiterer Komponenten bisher nicht möglich.
Wie die Staubbelastung reduzieren? Bei der Wahl der Einstreu ist auch auf die Staubbelastung zu achten. Sie kann bei sehr kurzem Material sehr hoch sein. Mit Sägespänen oder separierter Gülle hat man damit weniger Probleme. Bei Fallrohren, die in den Boxen jeweils weit nach unten reichen, ist Staub ebenfalls kein Thema. Eine in die Technik integrierte Entstaubung mit einem hohen Abscheidegrad macht Sinn, schon allein aufgrund der höheren Verschmutzungsgefahr der Sensoren im Stall. Oftmals wird eine Entstaubungseinheit von den Herstellern optional angeboten, bei manchen gehört sie zur Serienausstattung. Ein Entstauber ist bei einer stationären Auflöseeinheit nachrüstbar, vorausgesetzt man hat den nötigen Platz dafür. Bei mobilen Anlagen ist dagegen keine Nachrüstung möglich.
Wie gut wird das Stroh in der Box platziert? Für die Praktiker mit automatischen Einstreuanlagen war beim Kauf auch entscheidend, wo bzw. wie gut das Stroh in der Box platziert wird. In den meisten Fällen landet es im Kopfkasten. Dann gehen die befragten Betriebsleiter in der Regel nach dem Roboter zum Einebnen immer noch einmal alle Boxen durch. „Wir machen das nur noch einmal die Woche per Rechen am Hoflader. Das reicht aus“, sagt Verena Hussmann. Ein Berufskollege von ihr hat sich schon allein deshalb für eine Rohrleitung mit Fallrohr an der Box (Fabrikat Ibo Stalltechnik) entschieden, weil die Tiere dann nicht von oben mit Stroh berieselt werden. „Denn dieses Material tragen sie anschließend gleich wieder aus der Box“, sagt er.
Demselben Zweck dient auch die patentierte Funktion „IQ-Liegemulde“ beim Fabrikat Hartmann. Sie erkennt liegende Kühe in der Box und verschiebt dann den Einstreuvorgang auf einen späteren Zeitpunkt. Laut Michael Schwab klappt das gut: „Wir sind meistens bei der Nachstreufahrt abends dabei und treiben dann, wenn nötig, Tiere aus den noch nicht eingestreuten Boxen auf.“
Damit das Material in der Box bleibt, ist es zudem sinnvoll - vor allem bei windanfälligen Systemen und in windreichen Regionen – beim Einstreuvorgang die Curtains im Stall zu schließen und die Ventilatoren auszuschalten. Hinterher kann man beides zur Luftreinigung wieder in Betrieb nehmen. Eine gekoppelte Steuerung der Funktionen: Einstreuen und Lüftung macht Sinn.
Wie aufwändig ist die Wartung und ist ein Service in der Nähe? Die Anlagen sind nach Ansicht der Praktiker vielfach funktionssicher, die Wartung einfach. Manche Hersteller sehen zum Teil ein bis zwei Wartungstermine im Jahr vor, oft auch in Form einer Fernwartung. „Bei uns werden die beiden Einstreuroboter jede Woche einmal von betriebseigenen Mitarbeitern durchgecheckt, weil sie hohen Belastungen ausgesetzt sind und viel Wegstrecke machen“, berichtet Verena Hussmann.
Michael Schwab schmiert alle zwei Wochen die beweglichen Teile seiner Maschine. Als häufige Verschleißteile werden genannt: Messer, Siebe an der Strohmühle oder Laufrollen bei Schienensystemen. Beim Einsatz von Kalk können auch der Kratzboden bzw. die Ketten Probleme machen. Nicht zuletzt, sollte beim Kauf auch darauf geachtet werden, wie weit der nächste Servicetechniker entfernt ist. Schon allein aus Kostengründen.
Dass die Ballenschnur oft mühsam noch händisch entfernt werden muss, ist aus Sicht der Praktiker optimierungsfähig. Gerade auch bei Rohrketten-Systemen sei außerdem eine bessere Auflösung der Ballen und reibungslosere Beförderung des Strohs auf der Kette wünschenswert. Die Verteilbehälter sollten noch größere Strohmengen aufnehmen können und die Auswurfmengen gezielter in einzelnen Stallbereichen zu steuern sein.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. Hansjörg Nussbaum, LAZBW Aulendorf
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