In vielen Liegeboxen wird Kalk zur Verbesserung der Hygiene eingesetzt, mit der Absicht, die Eutergesundheit zu stabilisieren. Er soll die Umgebung austrocknen und den pH-Wert erhöhen und damit die Erregervermehrung reduzieren. Doch inwieweit erreicht Kalk diese Wirkungen?
Eine Studie mit 145 Milchkuhbetrieben untersuchte den Einsatz und die Wirkung von Kalk in Liegeboxen. Den trocknenden Effekt konnte sie bestätigen. Zu beachten ist...
In vielen Liegeboxen wird Kalk zur Verbesserung der Hygiene eingesetzt, mit der Absicht, die Eutergesundheit zu stabilisieren. Er soll die Umgebung austrocknen und den pH-Wert erhöhen und damit die Erregervermehrung reduzieren. Doch inwieweit erreicht Kalk diese Wirkungen?
Eine Studie mit 145 Milchkuhbetrieben untersuchte den Einsatz und die Wirkung von Kalk in Liegeboxen. Den trocknenden Effekt konnte sie bestätigen. Zu beachten ist aber, dass Kalk nicht nur die Feuchtigkeit des Einstreumaterials bindet, sondern auch die der Haut. Folge sind kleine Hautrisse, in die Erreger leicht eindringen können. Auch die pH-Wert-Erhöhung zeigt nicht unbedingt den erwarteten Erfolg. Denn durch die Mengen an organischem Material in den Boxen stellt sich auch mit Kalk nur ein pH-Wert zwischen 5,5 und 8 ein – das sind immer noch gute Vermehrungsbedingungen für Erreger. Der Kalkeinsatz bewirkt also weder eine Keimreduzierung noch eine pH-Erhöhung im Liegebereich der Kühe. Das spiegeln auch die Zellzahlauswertungen wider: Die Zellzahlen bei Liegeboxen liegen mit (171.042 Zellen/ml) und ohne Kalk (172.818 Zellen/ml) etwa gleich hoch.
Zellzahlgehalte bei Betrieben mit und ohne Kalkeinsatz in den Liegeboxen
Kalk richtig einsetzen
Der Einsatz von Kalk zur Schichtbildung und die Schaffung einer ebenen Fläche in Tiefboxen macht dennoch Sinn. Bei gut geführten Tiefboxen bringt der Kalk eine gute Strukturbildung der Liegeschicht. Allerdings hat das tägliche Nachstreuen keinen Effekt. Da die Untersuchungen große Spannbreiten bei den Einsatzmengen von wenigen Gramm bis hin zu mehreren Kilogramm pro Liegeboxen zeigten, empfiehlt sich bei Tiefboxen ein Stroh-Kalk-Wasser-Verhältnis von 1 : 5 : 2 für die Unterlage und für die nachzustreuende Deckschicht ein Verhältnis von 1 : 3 : 1. Bei Problemen mit feuchten Hochboxen sollten die Boxenmaße angepasst werden, um saubere Liegeflächen zu fördern. Das tägliche Kalkstreuen ist auch hier keine Lösung.
Um Verätzungen der Haut zu umgehen, sollte man nur kohlensauren Kalk nutzen. Ein günstiger Baukalk ist hier falsch eingesetzt. Die Zitzen sollten beim Kalkeinsatz stets kontrolliert und mit einem Dippmittel gepflegt werden.
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