Eutergesundheit

Sc. uberis nachhaltig bekämpfen

Der Umwelterreger Sc. uberis ist überall im Stall präsent, er befällt vorallem immungeschwächte Kühe und kann unterschiedlich schwer verlaufende klinischen Mastitiden auslösen!

Das Bakterium Streptococcus uberis kennt jeder Milcherzeuger. Wie alle Mastitiserreger vermehrt er sich vor allem bei feucht-warmen Temperaturen (THI > 60) im Sommer und befällt dann gern hochleistende Milchkuhherden. Der Keim findet sich zu 95% in der Umgebung der Kuh, also in Liegebuchten, Laufgängen oder in tief eingestreuten Liegeflächen. Nur in 5% der Fälle verhält sich der Umwelterreger kuhassoziiert, verbreitet er sich beim Melken über die Hände und Melkzeuge von Kuh zu Kuh.
Besonders häufig gelangt der Erreger ins Euterinnere, wenn die Zitzenkanäle nicht optimal abschließen. Das betrifft z. B. Kühe mit einer guten Melkbarkeit hervorstechen oder mit chronischen Zitzenkonditionsstörungen. Zeigen mehr als 20% der melkenden Kühe an mindestens einer Zitze eine starke Verhornung (Hyperkeratose), dann muss davon ausgegangen werden, dass bei diesen Tieren der Zitzenschluss nicht mehr vollständig und die mikroskopisch kleinen Bakterien in den Zitzenkanal eindringen können.

Dreckige Zitzen sind ein Indikator

Um die Umgebung der Kuh hygienischer zu gestalten, beginnt man am besten mit der Boxenhygiene. Hier empfiehlt sich eine hygienische Deckschicht z. B. mit Kalk-Stroh-Gemisch im Euterbereich. Die Deckschicht sollte mindestens dreimal die Woche nachgestreut und zweimal täglich geharkt werden. Um die Zitzenhaut ausreichend zu reinigen, empfiehlt sich z.B. ein jodhaltiger Schaumdipp vor dem Melken und auch das Dippen nach dem Melken reduziert den Infektionsdruck am Euter. In der Trockenperiode sollte man nicht auf das zusätzliche Verschließen der Zitzen durch einen internen Zitzenversiegler verzichten, denn eindringende Keime haben sonst leichtes Spiel.

Die Zitzenkondition gilt als „gut“, wenn die überwiegende Mehrheit der Zitzen nach dem Vorreinigen sauber ist. Es sollten weniger als 20% kurz nach dem Melken reversible Schwellungen an der Zitzenbasis zeigen und weniger als 15% der Kühe dauerhaft verhornte Zitzenspitzen (Hyperkeratosen) aufweisen. (Bildquelle: W G)

Lokale Zitzenabwehr

Eine Verbesserung der lokalen Zitzenabwehr erreicht man durch moderate Milchflüssen von unter 1 kg/min. und optimal eingestellter Melktechnik und Melkhygiene (passendes Vakuum und Zitzenbecher, Vorreinigen, Handschuhe).
Die Zitzenkondition gilt als „gut“, wenn die überwiegende Mehrheit der Zitzen nach dem Vorreinigen sauber ist. Es sollten weniger als 20% kurz nach dem Melken reversible Schwellungen an der Zitzenbasis zeigen und weniger als 15% der Kühe dauerhaft verhornte Zitzenspitzen (Hyperkeratosen) aufweisen.
Im Rahmen des Forschungsprojekts #FitForCows der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurde gemeinsam mit dem Demontrationsvoraben (MuD) Tierschutz des BMEL, ein Ampel-System (grün, gelb, rot) zur Beurteilung der Zitzenkondition entwickelt.

Körpereigene Abwehr

Abwehrschwächend wirken sich auch bereits subklinisch auftretenden Stoffwechselstörungen (Milchfieber, Ketose, Azidose, Leberprobleme) und Stress, der z.B. durch Überbelegung oder häufiges Umstallen verursacht wird. Die körpereigene Erreger-Abwehr lässt sich insbesondere durch Optimierungen des Fütterungsmanagements verbessern. Wichtig sind die Kontrolle der Futteraufnahme (regelmäßige TS-Bestimmung), Milchfieberprophylaxe (Rationsgestaltung in der Trockensteh-Phase, Einsatz von sauren Salzen, Calzium-Boli) sowie die Verhinderung von Euterödemen durch eine angepasste Versorgung mit Eiweiß, Kalium, Natrium und mit Vitamin E./Selen.
Zur Beurteilung des Außmaßes von Stoffwechselstörungen hat sich der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) bewährt. Ein FEQ > 1,5 vor dem 100. Laktationstag gilt als Hinweis auf subklinische Ketose. Hingegen deutet ein niedriger FEQ ≤ 1 auf eine azidotische Belastung der Herde hin. Grundsätzlich besteht immer dann Handlungsbedarf, wenn mehr als 5% der Herde beim FEQ nach oben oder unten ausschlagen. 

Systematische Bekämpfung

Wichtig ist die systematische Risikoanalyse mit maßgeschneiderten Bekämpfungsmaßnahmen, um die Probleme langfristig loszuwerden (Grafik). Dies beginnt mit der Leitkeimbestimmung (Ist es überhaupt ein uberis Problem?). Danach werden Erregerquellen identifiziert und Faktoren ausgeschaltet, die die Bakterien im Bestand verteilen. Zu den klassischen Bekämpfungsmaßnahmen gegen Umweltkeime gehören v.a. Maßnahmen im Fütterungs-und Stallhygienemanagement, Zitzensauberkeit und -kondition und gutes Management der Trockensteher.

Leitkeim- und Risikoorientierte Bekämpfung von Umweltmastitiden . Quelle: nach Krömker (Bildquelle: elite)

Fazit

Sc. uberis ist der häufigste Umweltkeim, der in Milchkuhherden nachgewiesen wird. Der Schaden beginnt mit der euterkranken Kuh, die in ihrem Wohlbefinden eingeschränkt ist und weniger Milch gibt. Das Problem weitet sich auch auf den Milcherzeuger aus, der Mehrarbeit im Stall hat und einen erhöhten Arzneimitteleinsatz bezahlen und rechtfertigen muss. Gute Gründe, das Problem gründlich und ganzheitlich anzugehen. Wegen der unangenehmen Eigenschaft des Erregers, abwehrschwache Kühe schnell wieder zu infizieren, wird die Infektion nur dann dauerhaft zurückgedrängt werden, wenn nach Risikoanalyse ein maßgeschneidertes Bekämpfungsprogramm etabliert wird.

Mehr Wissen und Praxistipps im kostenfreien, digitales Ausbildungstool #fitforcows

(Bildquelle: elite)

Das Projekt #FitForCows soll den Blick von Milcherzeugerinnen und Milcherzeugern schulen, damit diese zügig auf Veränderungen am Tier reagieren können und Abhilfe schaffen. Ziel ist die Verbesserung des Tierschutzes im Kuhstall. Bei dem Projekt steht der Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Praxis im Mittelpunkt. Im Rahmen eines digitalen Ausbildungstools und einer kostenlosen App (verfügbar ab Herbst 2024) kommt ein neu entwickeltes Ampelsystem zum Einsatz. Die Eutergesundheit ist eine von mehr als zehn verschiedenen E-Learning Einheiten.

(Bildquelle: elite)

 
 
 


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