Melker sollen effizient und unter geringer körperlicher Belastung arbeiten und Kühe im Melkstand entspannt ihre Milch geben. Damit das gelingt, ist es ratsam, beim Neu- oder Umbau von Gruppenmelkständen einige Dinge betriebsindividuell umzusetzen. Tipps zur optimalen Auslegung und zur Vermeidung typischer Baufehler bei Melkplätzen – in Zusammenarbeit mit Michael Kerger, LWK NRW und Felix Seyfried, LK Oberösterreich.
Arbeitsplatz Melker: Ohne Verrenkungen
Die „melktypischen“...
Melker sollen effizient und unter geringer körperlicher Belastung arbeiten und Kühe im Melkstand entspannt ihre Milch geben. Damit das gelingt, ist es ratsam, beim Neu- oder Umbau von Gruppenmelkständen einige Dinge betriebsindividuell umzusetzen. Tipps zur optimalen Auslegung und zur Vermeidung typischer Baufehler bei Melkplätzen – in Zusammenarbeit mit Michael Kerger, LWK NRW und Felix Seyfried, LK Oberösterreich.
Arbeitsplatz Melker: Ohne Verrenkungen
Die „melktypischen“ Belastungen für Nacken, Schulter, Arm, Hüfte und Knie lassen sich bautechnisch reduzieren. Ziel ist es, dass sich die melkenden Personen bequem, in gerader Körperhaltung parallel zum Euter bewegen können, sich nicht seitlich verdrehen und nach oben, unten oder vorne überstrecken müssen. Dies gelingt, wenn:
- die Melktechnik nicht in die Melkgrube hereinragt, sondern unterhalb des Standbereichs der Kühe sowie oberhalb der Kopfhöhe der Melker untergebracht ist.
- das Standgerüst möglichst freitragend ist und die Stangen, bzw. die Unterkante des Kabinetts (Technikschrank) samt Kotrinne nicht im Sichtfeld sind.
- die Kühe dicht genug an der Grubenkante stehen. Für eine gerade Körperhaltung des Melkers ist die parallele Aufstellung der Kühe (Side by Side) vorteilhaft.
- das Melkzeug in Warteposition nicht im Weg, aber gut greifbar hängt und über ein Anheben oder mittels Taster für Hüfte oder Knie startet, die Melker also nicht ans Tastenfeld hochgreifen brauchen. Das Melkzeug selbst soll möglichst leicht sein, denn Servicearme, die das Melkzeug tragen, schränken den Arbeitsbereich ein und erweisen sich als wartungsaufwendig.
- die Tiefe der Melkgrube auf die Körpergröße der Melker abgestimmt ist: Der Euterboden der Kühe soll sich geringfügig unter der Schulterhöhe der Melkperson befinden. Die optimale Grubentiefe lässt sich über die „Milking-Formel“ bestimmen, die die verschiedenen Melkstandtypen berücksichtigt: t = m-h Optimale Grubentiefe (t) = Koeffizient für Melkstandtyp x Körpergröße der Melker in cm (m) – durchschnittliche Euterbodenhöhe in cm (h). Der Koeffizient für die flache Fischgräte (50 bis 60°) ist 0,75, der für die steile Fischgräte (30°) und Side by Side lautet 0,70.
Melken mehrere Personen im Betrieb, ist ein hydraulisch verstellbarer Hubboden eine sehr lohnenswerte Investition. Unterscheiden sich die Melker sehr stark in ihren Körpergrößen und es melken immer zwei oder mehr Personen, kann es auch eine Option sein, den Boden je nach Melkroutine zweigeteilt zu bauen.
Wichtig: Die mittlere Euterbodentiefe ist wie die Körpergröße der Melker betriebsindividuell! Milcherzeugern ist daher empfohlen, im Vorfeld von Um- oder Neubauten das Stockmaß, die Körperlänge und Bauchbreite sowie die Euterbodentiefe ihrer Herde zu ermitteln, und sich entsprechend mit ihrem Melkstandanbieter abzustimmen.
Belichtung und Fußboden: Gut ausgeleuchtete Euter & warme Füße
Viel
Licht im Melkstand ist gut für die Augen und das Gemüt und unverzichtbar, um Schmutz sowie Veränderungen an Zitzen, Euter sowie im Vorgemelk zu erkennen.
- Auf Augenhöhe des Melkers ist eine Grundbeleuchtung von 250 Lux zu empfehlen. Damit diese Lichtstärke dort ankommt, sollten die im Melkstand geeigneten Leuchtstoff- und LED-Lampen auf einer Installationshöhe von max. 230 cm vom Grubenboden aus hängen, ggf. an Ketten. Ideal sind zwei parallele Lichtreihen über der Melkgrube, denn bei nur einer mittigen Lichtreihe verdunkeln die Schatten der Melker ihren eigenen Arbeitsbereich.
- Auf Euterhöhe, ca. 130 cm über der Standfläche, soll es heller sein, empfohlen sind 400 Lux. Optimal gelingt dies über Lichtbänder, die entlang der Melkstandlänge auf Euterhöhe unterhalb der Kotrinne oder des Kotblechs eingebaut sind. Einige Melkstandhersteller bieten integrierte Lichtbänder aus schlagfesten und wasserdichten Leuchtröhren an, ein Nachrüsten ist möglich.
- Die Kühe dürfen durch das helle Licht jedoch nicht geblendet werden. Es muss vor allem am Eingang, aber auch dahinter gleichmäßig sein. Ist es das nicht, brauchen die Kühe zu viel Zeit, um sich an das helle Licht zu gewöhnen und um weiterzulaufen.
Der Bodenbelag in der Grube sollte rutschfest und zur Entlastung von Fuß, Knie und Rücken weich sein. Kunststoffbeläge sind eine gute Investition, neben profilierten Rosten eignen sich Gummibeläge. Hierauf stehen die Melker zudem warm. Beim Bodenbelag sind helle Farben bevorzugt, da diese Licht reflektieren, statt es wie dunkle Farben zu schlucken.
Servicewagen helfen, die Laufwege zu optimieren: Damit sie schienengeführt oder rollbar in die Grube passen, benötigt diese eine lichte Breite von mindestens 200 bis 230 cm. Das Sparen an einer Heizung ist ein typischer Baufehler. Während Warmluft-Rohrsysteme oder Fußbodenheizungen meist Neubauoptionen sind, lassen sich Deckenstrahler nachträglich installieren, auf ca. 240 cm Höhe
Die Tage sind kurz und dunkel. Besonders jetzt ist es wichtig, im Melkstand ausreichend Licht zu haben, um zu wissen, was an den Eutern los ist. Tipps für die Erleuchtung.
Arbeitsplatz Kuh: Locker aufgestellt und viel Kopffreiheit
Kühe mögen es nicht, dicht gedrängt zu sein, zum Melken ist es jedoch erforderlich, dass sie still und nah an der Grubenkante stehen. Diesbezüglich gilt es also, bautechnisch einen guten Kompromiss zu finden – hierfür stehen neben Erfahrungswerten der Hersteller allgemeine Richtwerte für die verschiedenen Melkstandtypen zur Verfügung (siehe Übersicht 1).
Aber: Standardwerte sollten nie ungeprüft umgesetzt werden! Für das passende Maß sind die durchschnittlichen Größenverhältnisse in der jeweiligen Herde zu berücksichtigen.
- Ziel: Die Kühe sollen gerade und locker stehen, sie dürfen sich gegenseitig mit den Bäuchen und auch das Standgerüst berühren, Letzteres darf sie jedoch nicht „quetschen“. Nach vorne ist viel freier Kopfraum ein Muss, nur so kann die Kuh ruhig und tief atmen, wiederkäuen und sich wohlfühlen.
Side by Side-Melkstände sowie Frontaustriebe mit Indexing erlauben es, verschiedenen Körpergrößen innerhalb einer Herde gerecht zu werden.
Für das
Klima im Melkstand gilt, je mehr Raum für Zu- und Abluft, umso besser. Ventilatoren sind Standard im Melkstand, auch um Fliegen fern zu halten. Am Melkplatz liegt die Ziel-Luftgeschwindigkeit im Tierbereich (Rücken und Bauch, in der Höhe von 50 bis 150 cm) bei 1,6 m/s, gleichmäßig über alle Plätze.
Vorwartebereich, Melkstand, Nachwartebereich und Rücktrieb sollen in den Geräusch-, Luft- und Lichtverhältnissen eine Einheit bilden, um ein stressfreies Laufen der Kühe zu gewähren.
Das gilt auch für den
Bodenbelag der Kühe, der rutschfest und idealerweise ohne Helligkeits- und Farbunterschiede verläuft. Epoxidharz-Beschichtungen (Haltbarkeit ca. zehn Jahre, Körnung für langfristige Trittsicherheit, gut zu reinigen, helle Farben erhältlich, guter Unterbau) und Gummibeläge (Haltbarkeit ca. zehn Jahre, sehr komfortabel, immer etwas nass, passendes Gefälle, dunkle Farben) sind für Neu- und Umbau die erste Wahl.
Fazit: Wer seinen Melkstand neu- oder umbauen möchte, sollte die Größenverhältnisse der eigenen Herde und Melker berücksichtigen und sich seinen Wunschmelkstand in anderen Betrieben während der Melkzeit anschauen und dort mitmelken. Gute Kontakte können hier unter anderem die Milcherzeugerberater vermitteln.
Die Nackenrohre in den Liegeboxen vieler Milchkuhbetriebe müssen in der Höhe angepasst werden. Welche Erhöhung passt und wie am besten umgebaut werden kann.