In vielen älteren Liegeboxenlaufställen stimmt die Position des Nackenriegels bzw. Nackenrohrs nicht (mehr) mit der Größe der Kühe überein. Das verursacht den Kühen Probleme beim Stehen in den Liegeboxen sowie beim Hinlegen und Aufstehen. Das führt zu zwei Problemen für die Tiergesundheit:
- Ist das Nackenrohr zu tief oder zu weit in die Liegefläche hinein positioniert, sind die Kühe gezwungen, nur mit den Vorderfüßen in der Box und mit den Hinterfüßen im Laufgang zu stehen. Das...
In vielen älteren Liegeboxenlaufställen stimmt die Position des Nackenriegels bzw. Nackenrohrs nicht (mehr) mit der Größe der Kühe überein. Das verursacht den Kühen Probleme beim Stehen in den Liegeboxen sowie beim Hinlegen und Aufstehen. Das führt zu zwei Problemen für die Tiergesundheit:
- Ist das Nackenrohr zu tief oder zu weit in die Liegefläche hinein positioniert, sind die Kühe gezwungen, nur mit den Vorderfüßen in der Box und mit den Hinterfüßen im Laufgang zu stehen. Das erhöht die Belastung der Hinterklauen und fördert unter anderem das Auftreten von Sohlengeschwüren.
- Ist das Nackenrohr zu tief positioniert, stoßen sich viele die Kühe beim Hinlegen und insbesondere beim Aufstehen den Nacken am Nackenrohr. Das fördert das Auftreten von Verletzungen, Schmerzen, Stress und damit Angst, sich hinzulegen. Die Liegezeiten können sich verringern.
Die ideale Höhe des Nackenrohrs berechnen
Die Formel zur Berechnung der idealen Höhe (vertikale Position) eines massiven Nackenrohrs lautet nach aktuellen Empfehlungen
- Rückenhöhe in cm* x 0,83
- *gemessen in der Mitte des Kreuzbeins
- Orientieren Sie sich bei der Berechnung an den 10 % größten Kühen Ihrer Herde.
Für das Maß der Höhe gilt: Unterseite Rohr bis Standfläche der Vorderfüße in der Liegebox! Bei Tiefboxen muss die Nackenrohrhöhe nicht vom Beton, sondern von der finalen Matratzenhöhe im vorderen Bereich der Liegefläche aus, gemessen werden.
Grobes Orientierungsmaß:
125 cm Höhe für mittelgroße Holsteinfärsen (1. Laktation) oder Fleckviehkühe
130 cm Höhe für mittelgroße Holsteinkühe
Oftmals beträgt die Höhe des Nackenrohrs nur 120 cm, was für viele ausgewachsene Holsteinkühe zu niedrig ist.
Den passenden Abstand des Nackenrohrs zur Boxenkante berechnen
Die Formel zur Berechnung des idealen Abstands des Nackenrohres von der hinteren Boxenkante (horizontale Position) lautet
- (Rückenhöhe in cm x 1,2) – 5 cm
Grobes Orientierungsmaß
1,72 m Abstand für mittelgroße Holsteinfärsen (1. Laktation) oder Fleckviehkühe
1,77 m Abstand für mittelgroße Holsteinkühe
Das Nackenrohr sollte sich direkt über oder 2,5 bis 5 cm – von der Kuhseite ausgesehen – vor dem Brustrohr (nicht Bugbegrenzung!) entfernt befinden. Der horizontale Abstand zwischen Nackenrohr und Bugbegrenzung wiederum sollte 30 cm nicht unterschreiten.
Der Abstand zwischen den zwei Nackenrohren in gegenständigen Liegeboxen (Kopf-an-Kopf) sollte dem Maß „Abstand in gerader Linie Schwanz bis Widerrist“ oder mehr entsprechen.
Kühen müssen mit allen vier Füßen in der Box stehen
Das Nackenrohr ist richtig positioniert, wenn
- die Kühe bequem (= mit geradem Rücken, gerader Kopfhaltung, in gerader Linie) und mit allen vier Füßen in den Liegeboxen stehen.
- die Kühe aufstehen können, ohne dabei mit dem Nacken/Hals das Nackenrohr zu berühren.
- die Mehrheit der in den Liegeboxen stehenden Kühe nicht in die Boxen kotet, sondern der Kot auf den Laufgang fällt (als unvermeidbar gilt ein Kotanfall in 15 % der Liegeboxen).
Tipps zur richtigen Einstreu: Saubere Einstreu – saubere Kühe - Passende Liegeboxen und viel hygienische Einstreu sind wichtige Kuhwohl-Indikatoren.
Umbauen – was geht, was geht nicht?
Vorab: Man sollte nie alle Liegeboxen auf einmal umbauen (auch wenn das angesichts der Manpower ohnehin eher unwahrscheinlich ist). An die optimale Einstellung der bestehenden Boxenkonstruktion sollte man sich immer probeweise an einer 5er oder 10er Gruppe Liegeboxen herantasten.
Niemals: Ein zu niedriges Nackenrohr darf nicht einfach nach vorne geschoben werden!
Denn dadurch verringert sich der Abstand zur Bugschwelle zu viel und die Kuh wird beim Abliegen nicht mehr richtig gesteuert. Ein bequemes Abliegen wird unmöglich. Fehlt die Bugschwelle ganz, rutschen die Kühe sehr weit in die Boxen. Dann haben sie zu wenig Platz für den Kopfschwung beim Aufstehen, stoßen an das Nackenrohr oder können ganz mit dem Rücken darunter geraten (sehr hohes Verletzungsrisiko!).
Das Nackenrohr hochverlegen: Mittels in der Länge passenden, verzinkten Haltern (Rohrstücke, Winkeleisen mit U-Schellen verschrauben) lässt sich das Nackenrohr hoch verlegen, ohne dass der Boxenkonstruktion zu viel Stabilität verloren geht. Auch bei freitragenden Boxenbügeln.
Wenn Kühe nur mit zwei Beinen in der Box stehen, sich ungern ablegen, Verletzungen an den Gelenken zeigen oder aufstehen wie ein Pferd, sollten Sie die Liegeboxen überprüfen.
Spanngurt statt Nackenrohr: Spanngurte geben immerhin mehr nach als Stahlrohr, doch um die Kühe noch ausreichend zu steuern, müssen sie fest verschraubt oder durch Ösen geführt werden. Auch dann können sie scharfkantig wirken, wenn sie nicht in der Höhe passend eingestellt sind.
Gewellte Nackenrohre: Die gewellten Nackenrohre sehen auf den ersten Blick komfortabel aus, doch auch sie müssen sehr gezielt ausgerichtet werden, damit die Boxenkonstruktion insgesamt in sich funktioniert (Positionierung der Kuh, Abliegen, Boxenhygiene). Vor einem Neukauf sollte man gut abwägen, denn ein korrektes Hochverlegen des alten, geraden Nackenrohrs kann durchaus zu entsprechend gleichwertigen Ergebnissen führen. Gewellte Nackenrohre können jedoch einen Vorteil bei sehr niedrig liegenden Boxenbügeln bieten – siehe Foto.
Mehr Bewegungsfreiheit – Liegeboxenabtrennungen, die jedem Atemzug nachgeben oder die Kühe beim Hinlegen, Liegen oder Aufstehen gar nicht mehr berühren – das geht!
Eine Übersicht über die verschiedenen flexiblen Liegeboxenbügel (pdf-Download)