Kälber in der Gruppenhaltung tun es häufiger: sich gegenseitig besaugen. Dabei saugen sie vor allem intensiv an den Euteranlagen, am Nabel, Maul, Ohren und Schwanz. So können Verletzungen und Infektionen auftreten. Verletzungen in der Euterregion können dabei sogar zu langfristigen Schädigungen führen (Dreistrich). Doch nicht nur die besaugten, auch die saugenden Kälber leiden. Denn sie nehmen Haare und Urin auf, was zu Verdauungsstörungen und damit zu Wachstumseinbußen führen kann.
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Kälber in der Gruppenhaltung tun es häufiger: sich gegenseitig besaugen. Dabei saugen sie vor allem intensiv an den Euteranlagen, am Nabel, Maul, Ohren und Schwanz. So können Verletzungen und Infektionen auftreten. Verletzungen in der Euterregion können dabei sogar zu langfristigen Schädigungen führen (Dreistrich). Doch nicht nur die besaugten, auch die saugenden Kälber leiden. Denn sie nehmen Haare und Urin auf, was zu Verdauungsstörungen und damit zu Wachstumseinbußen führen kann.
Dr. Georg Teepker
LWK Niedersachsen
Unterschiedliche Ursachen
Faktoren, die zu Besaugen führen können, liegen in der Fütterung (nutritiv), aber auch im Haltungsumfeld. Das fütterungsbedingte Besaugen tritt in den ersten 15 Minuten nach dem Tränken auf und wird u. a. mit dem noch nicht gestillten Hungergefühl erklärt. Wenn die Kälber satt sind, lässt ihr Saugbedürfnis kontinuierlich nach. Maßnahmen, die gegen diese Ursache helfen könnten und sich in der Praxis bewährt haben, sind:
Ein intensives Tränkeregime (ad libitum) und z. B. schwergängige Nuckel verlängern die Tränkezeit und fördern damit das Sättigungsgefühl. Die Kälber sollten mindestens fünf bis acht Minuten pro Mahlzeit saugen.
Pro Automatenbesuch sollten die Kälber mehr als 1,5 l Milch erhalten.
Die Zugabe von Traubenzucker 2 g/l Milchtränke kann den Blutzuckerspiegel vorzeitig anheben und das Sättigungsgefühl beschleunigen.
Bei starkem Besaugen Kälber 15 bis 30 Minuten nach dem Tränken, wenn möglich, getrennt halten.
Außerdem ist es wichtig, dass den Kälbern ausreichend Grund-/Kraftfutter zur Verfügung steht.
Vor dem Abtränken sollten die Kälber ausreichend entwickelt sein und bereits Festfutter aufnehmen, um ein „Hungern“ und darauf folgendes Besaugen zu vermeiden.
Letzte Maßnahme: Nur wenn auch nach der Tränkephase das Besaugen nicht aufhört, kann der Einsatz eines Saugentwöhners Sinn machen.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Kälber brauchen Abwechslung
Tritt das Besaugen auch außerhalb der Tränkezeiten vermehrt auf, können Stress oder das Haltungsumfeld Auslöser sein. Vor allem ein Gruppenwechsel bedeutet für die jungen Tiere Stress, deshalb sind homogene, stabile Gruppen von Vorteil. Ist der Wechsel zwingend notwendig, sollte er nicht in Phasen fallen, in denen die Kälber bereits anderen Stressfaktoren (z. B. Enthornen) ausgesetzt sind.
Aufzuchtkälber zeigen oft an ihrem Verhalten an, ob Gesundheit, Fütterung und Haltung stimmen. Tipps, wie Sie das Tierwohl direkt an ihren Kälbern ablesen können.
Die Kälber benötigen ausreichend Platz in einer eingestreuten Bucht, um sich bewegen (spielen) zu können
Nuckeleimer einsetzen oder Nuckelattrappen/Festfutterflasche aufhängen, damit die Kälber ihr Saugbedürfnis befriedigen können.
Mit Heunetzen, -bällen oder Salzlecksteinen sind die Kälber abgelenkt, der Spieltrieb wird gefördert.
Kälber, die sich extrem gegenseitig besaugen, wenn möglich trennen.
Wenn das Besaugen auch nach der Tränkephase nicht aufhört: Nasenring („Saugentwöhner“) einsetzen. Ist der Sauger nicht identifizierbar, können alle Tiere am Euteransatz mit Farbe (z. B. Viehzeichenstift) angemalt werden. Den Sauger erkennt man an einer farbigen Nase.
Die ad libitum-Tränke verspricht gesündere Kälber und ein besseres Wachstum. Das gelingt jedoch nur, wenn sie richtig durchgeführt wird. Tipps im Stallgespräch.
Wird eine Vollmilch-Tränke angesäuert, bleibt die Qualität längere Zeit konstant. Das ist besonders bei ansteigenden Temperaturen wichtig. Praktische Tipps.