Rinder empfinden die Hitze im Stall ganz anders als auf der Weide. Der Grund dafür ist die höhere Luftfeuchtigkeit, die im Stall mit höherer Temperatur steigt, auf der Weide dagegen sinkt. Hinzu kommt, dass draußen meist auch an Hitzetagen eine Luftbewegung von über 1 m pro Sekunde vorherrscht. Daher sieht man auch häufig Herden, die einen vorhandenen Unterstand oder Schattenplatz gar nicht aufsuchen. Stattdessen liegen sie lieber auf Hügeln oder Anhöhen, wo eine...
Rinder empfinden die Hitze im Stall ganz anders als auf der Weide. Der Grund dafür ist die höhere Luftfeuchtigkeit, die im Stall mit höherer Temperatur steigt, auf der Weide dagegen sinkt. Hinzu kommt, dass draußen meist auch an Hitzetagen eine Luftbewegung von über 1 m pro Sekunde vorherrscht. Daher sieht man auch häufig Herden, die einen vorhandenen Unterstand oder Schattenplatz gar nicht aufsuchen. Stattdessen liegen sie lieber auf Hügeln oder Anhöhen, wo eine höhere Luftbewegung herrscht.
Weidegewohnte Tiere sind resistenter
Die Erfahrung zeigt, dass weidegewohnte Tiere, die schon im Frühjahr draußen sind, besser mit extremen Wetterlagen zurechtkommen. Hinzu kommt, dass z.B. Jungrinder eine ganz andere Wohlfühltemperatur haben als hochleistende Milchkühe und eine Hochleistende eine ganz andere als eine Niederleistende. Eine Kuh mit z.B. 50 Liter Milch am Tag fühlt sich zum Beispiel zwischen – 10 und +2 ° C noch wohl, eine mit 25 Liter am Tag erträgt dagegen zwischen 0 °C und + 12 °C.
Deshalb empfiehlt auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bei professioneller Weidehaltung auf eine Herbst-/Winterkalbung zu setzen. Dadurch fällt die Zeit der Hochleistung in die kalte Jahreszeit. Tiere, die für kurze Zeitfenster eher unwirtlichem Wettergeschehen ausgesetzt sind, werden dadurch auch abgehärtet. Das kann sich positiv auf den allgemeinen Gesundheitsstatus auswirken. Aufgrund von ein paar wenigen Hitzetagen im Jahr sollte man die Weide nicht generell infrage stellen, denn in der Gesamtschau überwiegen die Vorteile! Auf keinen Fall sollte man aber in einer Hitzeperiode mit der Weide starten.
Hitze-Signale der Herde
Weidehalter sollten ihre Herde an heißen Tagen draußen häufiger beobachten: Denn man sieht es den Kühen an, wenn sie sich auf der Weide nicht mehr wohlfühlen. Sie stehen dann gruppenweise zusammen und stecken die Köpfe unter den Bauch der anderen - auch um lästige Fliegen abzuwehren. In diesem Fall sollte man die Kuhherde in den Stall holen.
Wann sollten die Tiere raus?
Jungrinder haben kein Problem auch an heißen Tagen Tag und Nacht draußen zu bleiben. Für Kühe ist die Empfehlung, vormittags auszutreiben und anschließend Nachtweide anzubieten. Dann fressen sie besser und tagsüber herrscht weniger Unruhe.
Statische Tränke mit Wasseranschluss
Bei weiter entfernten Weiden bleibt zur ausreichenden Wasserversorgung nur ein Weidefass aufzustellen. Ideal ist eine offene Beckentränke wie im Stall, aus der die Tiere von der freien Oberfläche mit vollem Maul wegsaufen können. Zungen- oder Napftränken erschweren eine ausreichende Wasseraufnahme. Alle 2 bis 3 ha Weide sollte eine Tränke stehen, die jeweils mit Schwimmer ausgestattet sind und immer frisches Wasser führen. Optimal ist natürlich, wenn man eine statische Tränke mit Wasseranschluss bieten kann.
Zwei Reihen Pappeln pflanzen
Ein permanenter Unterstand ist nicht zwingend.
- Bäume, Hecken und Büsche
- Felsvorsprünge
- Gebäude als Schattenspender
sind ebensogute Schattenmöglichkeiten. Ideal ist auch, wenn die Tiere in den angrenzenden Wald gehen können. Unterstände, wie z.B. kleine Rundhallen, sollte man, wenn möglich, regelmäßig versetzen können, um Trittschäden und im Zuge einer Schlammbildung auch die Gefahr einer Kokzidienausbreitung zu verhindern. Aus demselben Grund muss die Fläche um feste bauliche Anlagen herum immer wieder mit Kies aufgefüllt werden, um die notwendige Hygiene zu gewährleisten.
Eine gute Lösung ist auch, zwei Reihen Pappeln auf der Weide zu pflanzen. Sie wachsen schnell und bieten schon nach ca. drei Jahren Schatten. Schattennetze gehen zwar auch, müssen aber unbedingt ausreichend stabil montiert sein und z.B. starkem Wind standhalten und sind daher nur für kleine Herden machbar.
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