Wenn Betriebe über Jahre hinweg konstant viel Trockenmasse und gleichzeitig hohe Energiegehalte von 6,8 MJ und mehr erreichen, wirtschaften sie nicht nur auf einem richtigen „Maisstandort“, sondern müssen gleichzeitig ziemlich viele Punkte im Maisprozess nicht nur richtig, sondern auch besonders gut machen.
Was sind die Erfolgsfaktoren, was kann man von solchen Spitzenbetrieben noch lernen? Dazu haben wir die beiden Milchkuhhalter, Andreas Eyrich aus Oberschwaben in...
Wenn Betriebe über Jahre hinweg konstant viel Trockenmasse und gleichzeitig hohe Energiegehalte von 6,8 MJ und mehr erreichen, wirtschaften sie nicht nur auf einem richtigen „Maisstandort“, sondern müssen gleichzeitig ziemlich viele Punkte im Maisprozess nicht nur richtig, sondern auch besonders gut machen.
Was sind die Erfolgsfaktoren, was kann man von solchen Spitzenbetrieben noch lernen? Dazu haben wir die beiden Milchkuhhalter, Andreas Eyrich aus Oberschwaben in Baden-Württemberg und Fabian Meier aus Bad Arolsen in Hessen, befragt. Beide erzielen im Schnitt der Jahre 6,8 bis 7 MJ NEL. Natürlich ist auch der Masseertrag für beide entscheidend, doch ihr Fokus liegt eindeutig auf der Energiedichte.
Zwei Profis befragt
- Andreas Eyrich führt in Oberschwaben einen Betrieb mit 230 Milchkühen mit einer Jahresmilchleistung von ca. 11 000 kg. Mais spielt in seiner Fruchtfolge mit 70 % eine sehr wichtige Rolle. In diesem Jahr steht er auf 35 ha. Der Trockenmasseertrag liegt über die Jahre immer bei 20 bis 22 dt/ha, die Energiegehalte bei 6,8 bis 7 MJ NEL/kg TM.
- Fabian Meier bewirtschaftet in Bad Arolsen in Waldeck-Frankenberg einen Milchviehbetrieb mit 380 Kühen an sechs Lely-Robotern. Von seinen Maisflächen holte er letztes Jahr 50 bis 52 t Frischmasse pro Hektar bei 33 % TS herunter. Die Energiegehalte gibt er mit plus/minus 6,8 – 6,9 MJ NEL/kg TM an. In diesem Jahr hat er auf 100 ha Mais eingesät. Seine Holsteins und F1-Jersey-Holstein-Kreuzungen füttert er sehr maislastig mit einem Anteil von 65 bis 70 % und melkt 10.800 kg.
Wir warten auf einen schönen Kolben, denn sonst fehlt die Energie und die Stärke.
Milchkuhhalter Fabian Meier
Erfolgsfaktoren bei der Einsilierung
- Früh häckseln: In der Tendenz gehören beide zu den Betrieben, die in ihrer Region früh häckseln. Bei Eyrich wird vor allem bedingt durch die lange Hitze bereits in dieser Woche siliert, das heißt rund zwei bis drei Wochen früher als sonst. „Er sollte noch unter 33 % TS haben“, betont Eyrich. Soweit möglich silieren die Profis, wenn es nicht ganz so heiß ist, damit das Erntegut nicht zu warm ins Silo kommt. „Dann entwickeln sich Schimmelsporen meiner Ansicht nach nicht so gut.“
Bei der Beurteilung des Erntetermins schauen sie zwar auch auf die Restpflanze, im Fokus steht aber der Kolben. „Wir warten mit dem Häckseln bis der Kolben gut entwickelt ist, sonst fehlt vielfach Stärke“, sagt Fabian Meier. Sein Ziel ist ein Stärkegehalt von über 33 % in der Trockenmasse. In schwierigen Jahren erreicht er zwischen 28 und 32. „Weil wir auf einen schönen Kolben warten, liegen bei uns auch die TS-Gehalte oft zwischen 35 und 36 %. Dadurch quellen die Körner später in der Ration nicht so stark auf.“ Für höhere Energiegehalte will er in diesem Jahr in Richtung Hochschnitt gehen.
- Eigenmechanisierung und kompakte Erntekette: Eyrich und Meier sind fürs Abfahren des Häckselgutes und fürs Festfahren eigenmechanisiert, um schlagkräftiger und flexibler zu sein. Das Häckseln übernimmt der Lohnunternehmer. Bei Meier kommt er auch zum Verdichten. Durch eine straffe Organisation sind die Silos im Betrieb Eyrich am Siliertag um 20 Uhr geschlossen. Für seine 100 ha braucht Meier drei Tage: „Daher kippen wir das Erntegut im Fahrsilo hintereinander ab, ein schichtweises Ausbringen ist leider nicht möglich.“
- angepasste Häcksellänge: Je nachdem wie trocken der Mais siliert wird, wählt Andreas Eyrich eine Häcksellänge zwischen 7 und 9 mm. Bei 40 % TS und mehr geht Fabian Meier auf 5 bis 6 cm Häcksel über.
- Körner zersplittert: Mit nur angeschlagenen Körnern geben sich die beiden befragten Betriebe nicht zufrieden. „Das Korn muss mindestens geviertelt sein! Da bin ich sehr pingelig“, betont Fabian Meier. Er schaut daher beim Häckseln regelmäßig nach und bleibt im engen Gespräch mit seinem Lohnunternehmer. Auch deshalb dürfe die Trockensubstanz nicht über 33 % betragen, sonst schaffe der Corncracker das nicht, ergänzt Eyrich.
- Siliermittel kein Muss: Meier setzt gar keine Siliermittel mehr ein. Seine Erfahrung: „Ein 2. Walzschlepper ist besser investiertes Geld als in Siliermittel.“ Nacherwärmung sei kein Thema, allenfalls an den Rändern seien vereinzelt Schimmelnester. Eyrich setzt erst seit letztem Jahr Siliermittel ein. Aus der Erfahrung mit Schimmel an den Randbereichen will Eyrich in diesem Jahr zwei verschiedene Siliermittel einsetzen. Eines, dass den Silierprozess deutlich beschleunigt und eines gegen Nacherwärmung.
- Hohe Gewichte zur Verdichtung: Im Betrieb Eyrich wird das Siliergut in diesem Jahr mit einem 10-t-Radlader und 18-t-Schlepper festgefahren. „Im letzten Jahr waren Radlader und Schlepper mit 7,5 t zu wenig, wir haben die Silage damit nicht richtig festbekommen. Im oberen Bereich hatten wir leicht Schimmel.“ Meier lässt in erster Linie den Lohnunternehmer mit einem 20 t- Frontlader verdichten, zudem fährt er selbst noch mit einem Schlepper darüber.
- Abdeckung: Bei der luftdichten Abdeckung des Silos werden keine Kompromisse gemacht: Bei Eyrich kommen neben der Wandfolie eine Saugfolie, eine Multiplane und danach Säcke oben drauf. Ein ähnliches System fährt Fabian Meier, er legt allerdings noch ein Siloschutzgitter vor den Sandsäcken drauf. Vom einfacheren Handling her bevorzugt er ein Zweischicht-Foliensystem. „Mit den Sandsäcken schaffen wir oben am Fahrsilo mehrere Querbarrieren. Sie werden außerdem komplett außen um das Silo verlegt. An den Schrägen kommen zudem Reifen oben drauf.“
Erfolgsfaktoren im Silomanagement
- Genug Vorrat und Vorschub: Die Betriebe konnten in den letzten Jahren Flächen hinzubekommen, so dass die Silos mindestens sechs Wochen, eher aber gar acht Wochen geschlossen bleiben können. „Bei Mais haben wir über zwei Monate Reserve“, sagt Eyrich. Sowohl im Sommer als auch im Winter hält er 2 m Vorschub im Silo ein. Die Beprobung der Silagen – eine Probe pro Fahrsilo – sowie die Rationsberechnung führt er selbst durch. Fabian Meier beprobt die Mais-Silos meist dreimal und holt sich für die Rationsberechnung Unterstützung von Fachberater Klaus Bosshammer vom Serviceteam Alsfeld GmbH. Das Futter entnimmt er per Selbstfahrer mit Fräse und hält sowohl im Sommer als auch im Winter einen Vorschub von ca. 1,50 bis 1,80 m ein.
Dass beide viel Wert auf eine saubere Anschnittsfläche legen und keine losen Reste liegen lassen, versteht sich von selbst.
Erfolgsparameter beim Anbau
- Früh säen: Beide Betriebe säen den Mais für ihre Region eher früh aus. Bei Andreas Eyrich ist er bis zum 20. April im Boden. Fabian Meier hat seinen Mais in diesem Jahr um den 23. April gelegt, für seinen Standort auf 300 m Höhe auch recht früh. „Denn dann sind bis Mitte Juni, wenn eventuell trockene, heiße Phasen kommen, die Reihen geschlossen und die nötige Blattmasse für eine bessere Beschattung da“, sind sich beide Landwirte einig.
- Geringere Bestandsdichte: Die Maisprofis legen viel Wert darauf, dass die Einzelpflanzen zur Entwicklung genug Platz haben und ausreichend Licht erhalten. „Vor allem bei Zahnmaissorten sollte man nicht über 9 Pflanzen/m2 gehen, sonst leidet die Kolbenentwicklung deutlich“, so die Erfahrung von Andreas Eyrich. Fabian Meier geht aus dem gleichen Grund sogar noch weiter runter und sät nur 8,3 Pflanzen/m2 aus. Er schließt nicht aus, die Bestandsdichte in Zukunft sogar noch weiter abzusenken: „Denn ein besserer Kolben heißt bessere Qualität.“
- Tiefenlockerung: Seine Böden mit vorwiegend sandigem Lehm pflügt Andreas Eyrich vor der Saat und arbeitet mit der Kreiselegge Gülle ein. Durch die Tiefenwirkung entwickelten sich die Wurzeln besser. Nur zu grubbern habe sich nicht bewährt. Auch Fabian Meier setzt bei seinen leichten Böden auf den Pflug und anschließend auf die Kreiselegge. Die schweren Standorte bearbeitet er erst zweimal mit der Scheibenegge und dann einmal mit der Kreiselegge. „Unser Ziel ist ein feinkrümeliges Saatbett, das das Wasser besser hält.“ Seine Böden reichen von sandigem Lehm über Sand bis hin zu Ton.
- Mittlere Reifezahl: Bei den Sorten wird generell nicht alles auf eine Karte gesetzt und auch nicht nach Preis gekauft. Meist setzen sie eine Mischung aus bewährten und neuen Sorten im mittleren Reifesegment zwischen Reifezahl 230 und 280 ein. Eyrich hat in diesem Jahr eine mittelfrühe und eine mittelspäte Zahnmais-Sorte angebaut, Meier fünf verschiedene. „Auf kleineren Schlägen probieren wir neue Sorten aus“, erklärt Fabian Meier, der bei der Auswahl viel Wert auf die Trockenheitstoleranz und eine gute Jugendentwicklung legt.
Weil sie auf Sorten mit tendenziell hoher Nutzungselastizität achten, können die Schläge oft zum gleichen Zeitpunkt geerntet und einsiliert werden: „Wir achten aber darauf, dass die gut reife Sorte unten ins Silo kommt und die zum Teil noch grüne nach oben.“
- Düngung: Eyrich bringt vor der Maissaat 40 m3 Gärrest aus, später folgen 100 kg/ha Diammonphosphat (DAP) Unterfuß und 200 bis 250 kg Kalkammonsalpeter mit der Hackkombination oder per Schleuderstreuer. Meier düngt überwiegend mit Gülle und bringt ebenfalls noch 100 kg/ha DAP Unterfuß aus.
- Unkraut im Griff: Andreas Eyrich ist seit ca. fünf Jahren ein Freund des Hackens, weil der Maisbestand von der dadurch erzielten besseren Belüftung des Bodens profitiert. „Dadurch entwickelt sich auch das Welsche Weidelgras als Untersaat besser“, hat der Landwirt festgestellt. Vor allem nach Starkregen sehe man die Unterschiede zwischen gehackten und nicht gehackten Beständen deutlich. Ein Hackdurchgang auf den größeren Flächen ersetzt den Einsatz des sonst üblichen Bodenherbizids. Auf den kleineren Schlägen lohne sich der Einsatz der Hacke nicht, hier kommen Boden- und Blattherbizid – wie auch bei Fabian Meier – kombiniert zur Anwendung.
- Untersaaten oder Zwischenfrüchte: Vor allem, wenn auf einer Fläche Mais auf Mais folgt, setzt Eyrich auf eine Untersaat. „Wir räumen das Feld früh, so dass das Welsche Weidelgras noch genug Zeit und Licht hat, um gut zu wachsen.“ Wo das nicht der Fall ist, kommt nach dem Mais eine Zwischenfrucht. Fabian Meier setzt auf Grünroggen zur Winterbegrünung: „Untersaaten ziehen mir in trockenen Jahren, die häufiger werden, auf unseren Flächen zu viel Wasser“, beschreibt er.
LKV-Fütterungsberater Markus Haas berät in Niederbayern, einer Hochburg für den Anbau von Silomais, rund 110 Betriebe. Die Elite-Redaktion fragte bei ihm nach: Wo schlummern in vielen Betrieben noch Reserven?
„Vor allem flächenknappe Betriebe setzen beim Maisanbau und bei der Wahl der Sorte zu sehr auf den Massenertrag statt auf die Energie. So kommen vereinzelt Erträge von bis zu 70 t/ha zustande. Viele bleiben hier unter ihrem Potenzial, denn hier am Standort sind 6,8 bis 7,0 MJ möglich. Das zeigen die guten Betriebe konstant jedes Jahr. Ganz entscheidend dafür ist die Entwicklung des Kolbens. Etwas mehr spielen können die Betriebe aber auch mit der Schnitthöhe. Wenn der Ertrag reicht, könnte man durchaus auf eine Stoppelhöhe von 50 cm gehen. Das bedeutet ca. 10 % weniger Masse. Generell kann man sagen, dass ein ca. 10 cm höherer Schnitt 0,05 MJ NEL bringt.
Prüfen Sie gleich bei den ersten Häckslerrunden, ob die Körner mindestens geviertelt sind.“
Markus Haas, LKV Bayern
Reserven sehe ich auch bei der Bestandsdichte. Mehr als 9 Pflanzen pro m2 sollte man nicht säen, um einen ordentlichen Kolben zu erhalten. Er sollte zur Abreife einen TS von 55 bis 60 % haben, insgesamt sind 34 bis 35 % anzustreben. Viel zu wenig Betriebe passen die Häcksellänge der Trockenheit an. Je trockener, umso kürzer sollten Sie häckseln.
Ob das Korn im Häcksler auch richtig geschert wird, können Sie überprüfen, indem Sie zu Beginn des Häckselns Häckselgut in zwei Eimer Wasser geben. Danach schöpfen Sie die groben Pflanzenteile ab und die Körner bleiben übrig. Jetzt können Sie sehen, ob die Körner mindestens geviertelt, besser aber geschrotet sind. Hier ist vielfach noch Luft nach oben!
Ein weiterer Kardinalfehler ist vielfach, dass die Silos schon nach zwei Wochen wieder geöffnet werden obwohl noch Silage vom letzten Jahr vorhanden ist. Es gilt also, schon zwei Monate vor der anstehenden Silierung das alte Futter nochmal umzusilieren, damit das nötige Fahrsilo rechtzeitig zur neuen Ernte frei wird und die „alte“ Silage erneut gut durchsiliert ist.“
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Die Maisernte läuft. Wir wollten wissen, wie Landwirte den optimalen Erntezeitpunkt bestimmen und die Häckselkette und -qualität kontrollieren.
Hitze und Trockenheit haben den Maisbeständen stark zugesetzt. In vielen Regionen sollte deshalb mit der Ernte jetzt schon begonnen werden.