· Milchleistung: 14.223 kg abgeschlossene 305-Tage-Leistung
· 397 Tage Zwischenkalbezeit
· 62 Mitarbeiter in der Tier- und Pflanzenproduktion
· 3.100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche gesamt*, davon 1.750 ha Futterbau wovon 1.300 ha mit Donauwasser bewässert werden
*Das Sano Agrar Institut Rind (Solum AG) besteht aus zwei Standorten – Komárom und Csém. Die Milchkuhherden der Betriebe werden unabhängig voneinander geführt, sodass wir sie separat vorstellen.
Eine Karawane von schwarzbunten Kühen zieht im Regen auf einem Pfad zwischen zwei Ställen in Richtung Melkhaus. Einige Kühe bleiben stehen, schauen neugierig zu den Besuchern und bringen den Fluss der Herde ins Stocken. Ein Treiber in dunkler Regenmontur läuft hinterher, um sicherzustellen, dass es weitergeht. Denn viel Zeit bleibt nicht. Die Abläufe beim Melken sind hier knapp getaktet.
Dreimal am Tag laufen die Kühe über den Treibeweg zum Melkhaus.
(Bildquelle: Thiemann)
Dreimal täglich geht es für die 1.200 Kühe in den Melkstand. Dieser ist mittlerweile 23 Jahre alt und nach Aussage des Betriebsleiters der „schwächste Punkt“ im System. Es gibt weder Milchmengenerfassung noch automatische Tiererkennung. Bei Wind und Wetter müssen die Kühe von ihren Gruppen über den Treibeweg zum Melken laufen. Auch im Sommer, wenn die Sonne schattenlos auf die Wege brennt. Da es in den Ställen keine Fangfressgitter gibt, finden auch alle Behandlungen im Separationsbereich am Austrieb des Melkstands statt. Ohne Tiererkennung müssen alle Kühe mühsam anhand der Ohrmarkennummern sortiert werden. Der Melkstand wird zum Nadelöhr im Betrieb.
Aber das wird nicht mehr lange so gehen. Denn hinter den am Stall angrenzenden Siloanlagen verbirgt sich eine Großbaustelle. Im Frühjahr 2024 ist der Umzug der Herde in den Neubau geplant. Zwei gespiegelte Ställe mit jeweils 600 Plätzen, Tiefboxen und Schieberentmistung wurden hier errichtet. Für die Klimatisierung sorgen zukünftig Ventilatoren, die bereits auf dem Futtertisch stehen und auf ihre Montage an der Stalldecke warten.
Das Herzstück zwischen den Ställen ist der neue Melkstand: ein Doppel-24er Boumatic Side-by-Side mit Schnellaustrieb, Tiererkennung und Milchmengenerfassung. Der Beton wurde gerade gegossen. Eine Epoxidharzbeschichtung mit grober Körnung soll später den Boden unter den Kühen im Melkstand rutschfest machen. Ventilatoren schützen zukünftig im heißen Sommer die Kühe vor Hitzestress beim Melken.
Nach dem Umzug müssen die Kühe nur noch 100 bis 150 Meter bis zum Melkstand laufen – und das im Schatten und witterungsgeschützt auf überdachten Treibewegen. Eine fest integrierte Station für die Klauenpflege hinter dem Melkstand sorgt zukünftig dafür, dass alle Tiere gut zu Fuß bleiben.
Die Genehmigung von Neubauten ist in Ungarn deutlich einfacher als in Deutschland, sagt Csorba Zsolt, Geschäftsführer der Solum AG (Sano Agrar Institut). Von der Einreichung eines Antrags bis zur Bewilligung dauert es in der Regel 35 Tage. Für neue Ställe gibt es außerdem Investitionsförderungen, die etwa jährlich ausgeschrieben werden. Das Geld stammt sowohl aus EU-Fördermitteln als auch nationalen Quellen.
Auch der Stallneubau in Csém ist mit staatlichen Mitteln bezuschusst. Etwa 50 % der Kosten werden übernommen. Das sind bei diesem Projekt rund 2,27 Milliarden Forint für den Stallbau plus Gülletechnik.
Das Schild an der Hofeinfahrt weist darauf hin, dass hier mit staatlicher Unterstützung gebaut wurde.
(Bildquelle: Thiemann)
Hohe Leistung trotz alter Ställe
Nach dem Umzug erhofft sich der Betriebsleiter eine bessere Eutergesundheit, schnellere und effizientere Arbeitsabläufe und durch die Klimatisierung in den neuen Ställen einen geringeren Milchrückgang im Sommer. Bereits in den alten Ställen wird auf einem sehr hohen Niveau gemolken: Die Milchleistung liegt bei 14.223 kg abgeschlossener 305-Tagesleistung.
Die Ställe stammen aus den 1970er Jahren und wurde nach kalifornischem System errichtet: Tiefstreuställe mit in der Mitte gelegenen Laufhöfen. Die Ställe wurden schon mehrmals umgebaut und modernisiert. Zuletzt baute man 2014 Tiefliegeboxen ein und überdachte die Futtertische.
Futter und Management als Erfolgsfaktoren
Unter diesen Bedingungen sind die wichtigsten Stellschrauben für eine hohe Leistung die Fütterung und das Management. Gefüttert wird eine ähnliche Ration wie in Komárom (Spitzenbetrieb mit gefluteten Laufgängen). Um jeder Kuh gerecht zu werden, ist die laktierende Herde in acht Gruppen eingeteilt.
Nach dem Abkalben verbringen die Tiere zunächst zwei bis drei Tage auf Stroh, bevor sie entweder in die Fresh-Cow-Gruppe für Mehrkalbskühe oder in eine reine Fresh-Cow-Gruppe für frischlaktierende Färsen wechseln. Später werden die Kühe in vier Gruppen für Mehrkalbskühe und zwei reine Färsengruppen aufgeteilt. Die Frischmelker haben die kürzesten Wege zum Melken und stehen unter besonderer Beobachtung. So ist ein solider Start in die Laktation gesichert.
Ein weiterer Faktor, der die hohen Leistungen begünstigt, ist die Tatsache, dass hier Holsteinkühe mit einem hohen genetischen Potential stehen. Im Gegensatz zu Komárom, wo in den 80er Jahren das ungarische Rotvieh (ähnlich dem Fleckvieh) mit Holsteins gekreuzt wurde, fand hier keine Verdrängungskreuzung statt. Es handelt sich um reinrassige Holsteins aus nordamerikanischer und italienischer Zucht.
Die Ration besteht aus einem hohen Anteil Mais, Kraftfutter und Stroh.
(Bildquelle: Thiemann)
Die Kälber im Blick
Neben dem neuen Stall werden auch die Silofahranlagen saniert. Außerdem ist ein neuer Stall für die Kälber geplant – mit automatischen Tränkesystem.
Gerade verbringen die Kälber die Tränkeperiode noch in Iglus und werden über Nuckeleimer bis zum Absetzen in der 10. Lebenswoche dreimal täglich restriktiv getränkt. In den ersten drei Monaten liegen die Tageszunahmen bei etwa 900 g pro Tag. Nach dem Absetzen verbleiben die Kälber in kleinen Gruppen in einem Strohstall, bevor sie im Alter von drei Monaten den Betrieb verlassen. Die Rinderaufzucht ist an einen anderen Standort ausgegliedert.
Bisher erfolgt die Brunsterkennung ausschließlich visuell. Die freiwillige Wartezeit liegt bei 45. Tagen. Etwa 22 % der Herde wird bei einer natürlichen Brunst besamt. Zeigt eine Kuh bis zum 70. Tag keine Brunst, rutscht sie in ein Hormonprogramm.
Mit dem Umzug in den neuen Stall bekommen die Kühe Aktivitätssensoren zur Brunsterkennung und Gesundheitsüberwachung.
Warum wurde nicht in einen Melkroboter investiert?
Auch in Ungarn gibt es den Trend zum automatischen Melken. Der Betriebsleiter hat aber kalkuliert, dass sich Melkroboter für ihn nicht rechnen.
Was ist das Zuchtziel und welche Bullen werden eingesetzt?
Die Milchleistung hat bei der Zucht die oberste Priorität gefolgt von Fundament und Gesundheit. Aktuell eingesetzte Bullen sind: Hypnotic, Zumba, Soysauce, Esquire, Streetmagi, Ballot, Shockvalue.
Wo liegt der Besamungsindex?
1,65 bei Färsen und 2,9 bei Kühen, es werden ausschließlich die Färsen mit gesextem Sperma besamt. Die freiwillihe Wartezeit liegt bei 45 Tagen. Kühe die bis zu dem 70. Laktationstag nicht besamt wurden, rutschen alle in ein OvSynch-Programm.
1.050 Kühe stehen am Betriebsstandort Komárom des Sano Agrar Instituts in Ungarn. Das tägliche Fluten der Laufgänge ist nur eine von vielen Besonderheiten.
Im ungarischen Kocs prallen zwei Welten aufeinander: 520 Kühe stehen in einem modernen Roboterstall, die andere Hälfte der Herde in alten Tiefstreuställen.
Familie Dorcsinecz hat 2022 in Ungarn einen Stall für 688 Kühe mit besonderer Belüftung (cross-ventilated) gebaut. Vor kurzem ist die Herde eingezogen. Was hat sich seitdem verändert?
*Die ungarischen Betriebe wurden gemeinsam mit der Firma Sano - Moderne Tierernährung GmbH besucht