Bevern in Niedersachsen: Die Sonne scheint, als wir entlang von Getreide- und Maisfeldern über eine kleine Landstraße zum Betrieb Benninghoff MilchEnergie fahren. Aus den Kuhställen hören wir die Ventilatoren brummen. Durch die offenen Tore erkennen wir einige schwarzbunte Kuhköpfe. Vor einem der fünf Stallgebäuden begrüßen uns Betriebsleiter Marc Benninghoff und sein Herdenmanager Alexander Stelljes. Die beiden sind für die knapp 1.200 Milchkühe auf dem Betrieb verantwortlich.
Betriebsspiegel Benninghoff MilchEnergie
1.200 schwarzbunte Kühe + 1 Jersey
12.600 kg abgelieferte Milch pro Kuh und Jahr (3,85% Fett, 3,39% Eiweiß)
366 ha Ackerbau + 175 ha intensives Grünland + 19 ha extensives Grünland
4 Herdenmanager + 4 Mitarbeiter Außenwirtschaft, Füttern und Biogas + 14 Melker + 2 Mitarbeiter Kälber + 1 Praktikant
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Nicht nur die Größe der Herde beeindruckt auf den ersten Blick. Auf der gepflegten Hofanlage erkennen wir hinter einer Reihe frisch angepflanzter Bäume mehrere grüne Dächer einer Biogasanlage. Die derzeitige Produktion der Anlage, die ausschließlich mit Rindergülle betrieben wird, liegt bei 495 KW/Std. Insgesamt sind auf dem Betrieb 25 Personen angestellt, davon allein vier Personen im Herdenmanagement.
„Unsere Kühe haben lange bei 10.000 kg stagniert“, erzählt Herdenmanager Alexander Stelljes, während er neben Betriebsleiter Marc Benninghoff durch den ersten Stall entlang des Futtertischs läuft. Zusammen haben sie begonnen, an einigen Schrauben im System zu drehen, sodass sie die Leistung der Herde auf beeindruckende 12.600 kg Milch pro Kuh und Jahr steigern konnten. Dafür setzen sie zum einen auf eine ausgefeilte Fütterung. Auf der anderen Seite haben die beiden das Controlling von Fütterung und Herdenmanagement optimiert.
Erfolgsfaktor saure Salze
„Wir hatten seit sechs Monaten keine einige festliegende Kuh mehr“, erklärt Herdenmanager Alexander Stelljes und blickt auf eine Gruppe Frischmelker, die hinter dem Fressgitter entspannt in den Liegeboxen liegen. Das liegt vor allem am Einsatz von sauren Salzen. Seit vier Jahren säuern sie die Ration der Kühe an. Der Erfolg wird regelmäßig über den Harnprobe kontrolliert. „Vorher lag der pH-Wert bei 7, nun ist das Ziel 5,5“, erklärt der Herdenmanager. Diesen Wert kontrollieren sie auf dem Betrieb konsequent zweimal pro Woche. „Den größten Erfolg haben wir dabei bei den Trockenstehern beobachtet“, erklärt Stelljes weiter. Die Einsatzleistungen sind set Beginn der Ansäuerung gestiegen, sodass Kühe am 30. Tag 60 kg Milch melken und die Färsen 42 kg Milch.
„Die Kühe sind viel stabiler!“
Betriebsleiter Marc Benninghoff über den Einsatz saurer Salze.
Alle laktierenden Tiere bekommen dieselbe Ration gefüttert. Allein in der Ration der Frischmelker ist etwas weniger Melasse, dafür 1,5% mehr Eiweiß und 50g mehr Fett pro kg TM enthalten. Dazu bekommen diese Tiere noch zusätzlich Heu zur freien Aufnahme, aber nur in den ersten zwei Tagen nach der Kalbung.
Fütterung: Regelmäßige Selbstkontrollen
Gefüttert wird einmal am Tag, immer von derselben Person. Im Verlauf des Tages schieben die Mitarbeiter die Ration alle eineinhalb Stunden an. Nachts sind die Mitarbeiter dafür zuständig und schieben das Futter einmal vor der Melkschicht und während des Melkens dreimal nach.
Die Kontrolle der Fütterung erfolgt regelmäßig. Einmal in der Woche kontrollieren sie die Futteraufnahme über die Bestimmung der Restmengen. Die Futterreste liegen bei rund 5%, bei Frischmelkern und den Close-Ups noch etwas mehr bei 7%.
„Wir wissen ganz genau, was in der Ration drin ist und was an Milch und Inhaltsstoffen im Tank ankommt.“
Herdenmanager Alexander Stelljes
Zusätzlich kontrolliert der Herdenmanager wöchentlich den Trockengehalt der Ration. „Montags trocknen wir die Ration, dienstags bestimme ich den TS-Gehalt“, sagt er. „Wir haben in den letzten zwei Jahren viel an der Fütterung ausprobiert.“, sagt er. Einiges habe überhaupt nicht funktioniert. „Aber der Einsatz der sauren Salze, mehr Wasser in der Ration, Futterfetten… das alles zahlt sich jetzt aus“, sagt er nicht ohne etwas Stolz in der Stimme. „Außerdem haben wir jetzt damit viel mehr Hintergrundwissen. Damit können vieles einfacher kontrollieren. Wir wissen ganz genau, was in der Ration drin ist und was am Ende an Milch und Inhaltsstoffen im Tank ankommt.“
Um sich und den Futterfahrer immer wieder zu kontrollieren, kontrolliert Alexander Stelljes die Fütterung einmal im Monat mithilfe einer Checkliste zum Futtertisch-Management. Dazu fährt er ab und zu mit dem Futterfahrer mit und tauscht sich täglich mit ihm aus. Wichtig ist ihm, dass die Kühe niemals länger als zehn Minuten vor einem leeren Futtertisch stehen. Deshalb wird das Restfutter erst dann weggeschoben, wenn die neue Mischung bereits mischt.
Mehr zu der Checkliste zur Fütterungskontrolle auf dem Betrieb „Benninghoff MilchEnergie“ lesen Sie hier:
Alexander Stelljes, Herdenmanager bei Benninghoff Holsteins, prüft systematisch die Fütterung seiner Kühe, um Fehler im Fütterungsmanagement zu finden.
Höchstleistungen durch Genomics
Da die Aufstockung für den zuletzt gebauten Stall abgeschlossen ist, setzt die „Benninghoff MilchEnergie“ bei der Remontierung auf eine scharfe Selektion. Die Remontierung liegt aktuell bei 30%. Ob eine Kuh geht oder bleibt, entscheiden Benninghoff und Stelljes bis zum 60. Tag in Milch. Ist die Zellzahl zu hoch oder halten die Stoffwechselprobleme an, werden die Kühe nicht wieder belegt. Dasselbe gilt für Kühe mit schlechter Melkbarkeit. Obwohl sie seit kurze stärker remontieren, achten sie dabei darauf, dass die Kühe alt werden. Die Lebensleistung liegt bei Abgang bei rund 39.000 kg.
Bei der Auswahl der Besamungsbullen achten sie besonders auf eine gute Nutzungsdauer, genügend Milch und gute Sekundärmerkmale. „Wir setzen keine Extreme ein, weder bei der Melkbarkeit noch bei Beinwinklung oder der Strichlänge“, erklärt Benninghoff die Bullenauswahl.
„Ab 13.000 kg Milch ist Zucht wichtig, um wirklich alles rauszuholen!“
Marc Benninghoff.
Und wie wichtig ist ihm die Zucht, wollen wir wissen? „Bei 10.000 bis 11.000 kg ist Zucht eher unwichtig. Aber ab 13.000 kg ist es wichtig, um wirklich alles rauszuholen!“, sagt Benninghoff. Er weiß: Erst, wenn das Management stimmt, kann eine gute Genetik darin vollkommen aufgehen und ist zu Höchstleistungen fähig. Sein Ziel ist, dass seine Kühe im Schnitt durchgängig über 40kg am Tag melken. Er setzt dafür auf genomische Untersuchungen und Embryotransfer. „Bei der Genetik sehen wir noch sehr viel Potential“, sagt er. „Besonders bei den Färsen sieht man die Effekte, die werden durch diese Strategie immer einheitlicher.“
Die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren auf dem Betrieb Benninghoff MilchEnergie
| Ausgefeilte Fütterung
| Intensives Controlling
| Teamwork
Mitarbeiter, die bleiben
Zwischen zwei Stallgebäuden liegt das Melkhaus. Als wir dort eintreten, hören wir die Maschinen brummen. In dem breiten, ebenerdigen Melkstand sehen wir zwei Melker. In drei Schichten melken sie die Herde hier rund um die Uhr. Eine große Zeitersparnis bringen dort die automatische Abnahme und ein automatischer Teat Scrubber. Zudem gewährleistet letzterer, dass alle Zitzen bei jedem Melken unabhängig vom Melker gleichmäßig gesäubert werden.
Aufgrund des 24-Stunden-Betriebs im Doppel 16er-Fischgräten-Melkstand achtet Betriebsleiter Marc Benninghoff besonders darauf, dass sich keiner der insgesamt 14 Melker überarbeitet. „Unsere Melker arbeiten 175 bis 190 Stunden im Monat, da achten wir drauf“. Sein Herdenmanager ergänzt: „Alle Melker ziehen an einem Strang. Wenn spontan jemand ausfällt, findet sich immer jemand, der die Schicht übernimmt.“
Das Prinzip scheint aufzugehen. Ein Großteil der Melker komm aus Serbien und sind schon lange da. Einige von ihnen haben Kinder, die hier in die Schule gehen. Einige Melker haben in der Umgebung des Betriebs bereits eigene Häuser gekauft.
„Alle hier haben ein gemeinsames Ziel und ziehen an einem Strang“
Alexander Stelljes, Herdenmanager
Dafür, dass es rund läuft, tragen auch die regelmäßigen Besprechungen in den Sozialräumen bei, die sich zwischen den Ställen befinden. An der Wand des Besprechungsraum befinden sich mehrere Boards, auf denen verschiedene Aufgaben aufgeschrieben sind. „Wir besprechen jeden Montag mit allen Stallmitarbeitern die vergangene Woche. Was lief gut, was lief nicht so gut?“, erklärt Herdenmanager Stelljes und zeigt auf die White Boards.
Zudem besprechen der Herdenmanager und die beiden Herdsmen das Vorgehen bei auffälligen und brünstigen Kühen. Dann verteilen sie auch die anfallenden Aufgaben für die Woche. „Alle hier haben ein gemeinsames Ziel und ziehen an einem Strang“, erklärt er.
Langsame und frühe Erweiterung
Der Betrieb ist langsam und stetig gewachsen. Ursprünglich lag der Betrieb mit 75 Kuhplätzen im Dorf, bevor er 1979 vor die Ortsgrenzen aussiedelte. In den 1980er Jahren erfolgten kleinere Stallbauten, zwischen 2003 und 2016 wurden in mehreren Schritten neue Ställe und Hallen gebaut. „Das ist unser großer Vorteil, dass wir so früh erweitert und gebaut haben“ sagt Betriebsleiter Marc Benninghoff. „Der Melkstand ist abbezahlt. Wir sitzen nicht auf den aktuell sehr hohen Baukosten.“
Trotzdem muss der Betrieb gut laufen. „Ja, wir treiben viel Aufwand, um die Leistung zu verbessern“, erklärt Benninghoff. Für sein Betriebskonzept ist eine gute Leistung der Kühe aber auch unumgänglich: „Es ist wichtig, dass wir gut wirtschaften“, fährt er fort. „Wir brauchen viel Milch pro Stallplatz. Es muss alles gleichmäßig und gut weiterlaufen, sonst kommen wir hier auch ins Straucheln.“
Bildergalerie Benninghoff MilchEnergie
Das hat uns besonders beeindruckt:
Trotz der großen Tierzahlen und Verantwortung für so viele Mitarbeiter scheint das Prinzip von Benninghoff und Stelljes aufzugehen. Das zeigt sich durch
- Mitarbeiter, die langfristig bleiben,
- gesunde Kühe, die viel Milch geben und
- einen Betriebsleiter, der trotz Herausforderungen optimistisch in die Zukunft blickt.
Das muss daran liegen, dass alle dassele Ziel verfolgen. Die Verantwortungen sind klar verteilt und die Mitarbeiter wissen durch die regelmäßigen Besprechungen genau, was die Ziele im Kuhstall sind. Und an dem Teamgeist, den Benninghoff und Stelljes zeigen. Zwischen ihnen scheint die Chemie zu passen, sodass sie sich gegenseitig zu Bestleistungen anspornen.