Grünland

GreenMoor: Milch auf vernässten Moorböden?

Über vier Jahre hinweg soll unter Beibehaltung der Weide eine Anhebung der Wasserstände im Moor zur Reduktion von Treibhausgasemissionen erprobt werden.

Kann  es gelingen, durch eine standortangepasste Bewirtschaftung Emissionen auf Moorstandorten zu reduzieren und gleichzeitig langfristig die Milchviehwirtschaft zu erhalten?
Der Schutz von Moorböden und die Reduzierung von Treibhausgasen (THG) sind zentrale Anliegen des Bundes und der Länder. In Niedersachsen befinden sich etwa 335.000 ha kohlenstoffreicher Moorböden unter landwirtschaftlicher Nutzung, die bedingt durch Entwässerung erhöhte THG-Emissionen verursachen. Aktuell wird allem die Vollvernässung trockener Moore sowie die nasse Nutzung mit Paludikulturen oder Photovoltaik diskutiert – die Fortführung eines Futterbaus bzw. eine Milchproduktion wäre unter diesen Umständen nicht mehr möglich.

Genügt eine Teilvernässung?

Noch nicht wissenschaftlich erforscht sind die Auswirkungen einer Teilvernässung, gemeint ist damit eine moderate Anhebung von Wasserständen. Das soll sich jetzt ändern. In dem neuen Projekt „GreenMoor“ soll in den kommenden Jahren überprüft werden, ob eine Teilvernässung einen signifikanten Beitrag zur Minderung der THG-Emissionen leisten kann. „Wir wollen die landwirtschaftliche Produktion an die Anforderungen des Klimaschutzes anpassen, damit sie weiterhin bestehen kann“, erklärt Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen. Das Projekt sei eine einmalige Chance, einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die hochproduktiven Grünlandstandorte in Moorregionen zu erhalten.

3 Versuchsvarianten

Die praktische Umsetzung der Versuche findet auf dem Betrieb der Familie Hanken im Ipweger Moor in Elsfleth (Landkreis Wesermarsch) statt, der Milchlieferant der Molkerei Ammerland und exemplarisch für viele Hochmoorstandorte ist. Familie Hanken stellt ca. 7,5 Hektar ihrer bewirtschafteten Fläche für die Versuche zur Verfügung, wovon ca. 4,5 ha Testflächen teilvernässt und mit weiteren 3,0 ha Referenzflächen verglichen werden.
das ist eine einmalige Chance, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und gleichzeitig das Grünland in Moorregionen zu erhalten.“
Dr. Arno Krause, Geschäftsführer Grünlandzentrum
Durch angepasste Weide- und Schnittnutzung sowie angepasstes Düngemanagement sollen Treibhausgasemissionen signifikant minimiert und die Festigkeit der Grasnarbe auf dem Dauergrünland optimiert werden. Zu den untersuchten Bewirtschaftungsformen zählen intensive und extensive Beweidung sowie Schnittnutzung unter Grabeneinstau, teilweise in Kombination mit Unterflurbewässerung. Angedacht ist eine Anhebung des mittleren jährlichen Wasserstands, durch beispielsweise Grabeneinstau, teilweise Unterflurbewässerung und Zuwässerung, auf -20 cm unter Geländeoberfläche. Unter dem Strich werden dadurch Emissionen zwischen 10 bis 15 t/ha und Jahr erwartet. Das entspräche einer Reduzierung von 60 bis 75% von THG-Emissionen.
Die entsprechende wissenschaftliche Begleitforschung wird durch die Universität Greifswald sichergestellt. In verschiedenen Versuchsvarianten (intensiv/extensiv/ungedüngt) werden Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO₂), Lachgas (N₂O) und Methan (CH₄) durch mobile Hauben gemessen, um die Höhe der Treibhausgasemissionen unter angehobenen Wasserständen und den genannten Bewirtschaftungsformen zu vergleichen.

Rahmendaten zum Projekt

Das GreenMoor-Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit rund 400.000 € gefördert. Mit den Projektmitteln werden Planungen und Arbeiten zur Umsetzung von angepassten Bewirtschaftungsmaßnahmen und THG-Messungen gefördert. Das vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen koordinierte und in Kooperation mit der Universität Greifswald durchgeführte Projekt läuft bis Ende 2027. Unterstützt wird das Projekt sowohl durch den Betrieb, der seine Flächen zur Verfügung stellt, als auch durch die Molkerei Ammerland, die die für das Projekt benötigten Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. Messtechnik bereitstellt.

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