Bei der Familie Nunnenkamp sorgen gesunde Kühe mit guter Leistung für Freude an der Arbeit. Eine Besonderheit ist die Kombination aus Melkroboter und Melkstand.
In der hochstehenden Mittagssonne fällt kein Schatten auf die Baustelle vor dem Kuhstall. Ächzend und schwitzend wird Baumaterial auf das Gerüst gereicht, was sich bis zum Giebel vom Gebäude streckt. Ein Kraftakt in der Sommerhitze. „Irgendeine Baustelle ist immer“, resümiert Dietrich Nunnenkamp. „Aber es muss ja voran gehen.“ Zusammen mit seinem Bruder und den Eltern bewirtschaftet er den Milchkuhbetrieb mit 160 Milchkühen, der eigenen Nachzucht und 138 Hektar Außenwirtschaft.
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In der hochstehenden Mittagssonne fällt kein Schatten auf die Baustelle vor dem Kuhstall. Ächzend und schwitzend wird Baumaterial auf das Gerüst gereicht, was sich bis zum Giebel vom Gebäude streckt. Ein Kraftakt in der Sommerhitze. „Irgendeine Baustelle ist immer“, resümiert Dietrich Nunnenkamp. „Aber es muss ja voran gehen.“ Zusammen mit seinem Bruder und den Eltern bewirtschaftet er den Milchkuhbetrieb mit 160 Milchkühen, der eigenen Nachzucht und 138 Hektar Außenwirtschaft.
Betriebsspiegel
- 160 Milchkühe, 190 Jungtiere (weiblich) und ein Deckbulle
- Herdenschnitt von 40 kg bei 3,93 % Fett und 3,38 % Eiweiß
- 138 ha : 47 ha Silomais, 12 ha Winterweizen, 19 ha Wintertriticale, 9 ha Wintergerste, 29 ha Ackergras, 4 ha Blüh- und Uferrandstreifen und 19 ha Dauergrünland
- Ak gesamt: 4
Betriebsentwicklung
Dass es bei den Nunnenkamps schon immer voran geht, sieht man an den Wachstumsschritten, die noch heute die Stallgebäude prägen. Am Wohnhaus angegliedert befindet sich der ehemalige Anbindestall im Altgebäude, in dem jetzt die Bullenkälber die ersten zwei Wochen in großzügigen Holzbuchten untergebracht sind. „Bevor der Anbindestall eingerichtet wurde, standen die Kühe, wie früher üblich auf der Diele“, erklärt Dietrich. 1963 sattelte die Familie auf Milchkühe im „größeren Stil“ um. Auf die 24 Kühen im Anbindestall erfolgte 1967 die Erweiterung auf 42 Plätze und 1980 der Bau des Boxenlaufstalls mit 100 Liegeboxen, wovon 60 für Milchkühe und 40 für Jungvieh genutzt wurden.
„Der erste Wachstumsschritt kam, als absehbar war, dass mein Vater in den Betrieb einsteigen wird“, erzählt Dietrich. Als feststand, dass er und sein Bruder den Hof weiterführen werden, investierten sie 2012 erneut. Den Boxenlaufstall erweiterten die Nunnenkamps auf 120 Milchkuhplätze. Sie richteten außerdem einen Strohstall für die Transit- und „Special-Needs“-Kühe ein und installierten zusätzlich zum alten Melkstand zwei Melkroboter.
„Bevor wir die Melkroboter eingebaut haben, lagen wir im Schnitt bei 36 kg. Mit den Robotern ging es dann schnell Richtung 40 Liter“, sagt Dietrich. Hier werden die unkomplizierten Kühe, die „einfach laufen“, gemolken. „Dadurch haben wir im Boxenlaufstall viel Ruhe und müssen die Herde selten stören.“
Die zwei Roboter liegen zentral im Stall. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Roboter in der Mitte des Stalls nah beieinander zu platzieren und keine Gruppen abzutrennen. Wir beobachten häufig, dass die Kühe, wenn eine Seite belegt ist, zum anderen Roboter gehen.“ Dietrich schätzt die Flexibilität und Ruhe in der Herde, die dadurch entsteht. Gerade schließt sich hinter einer Kuh das silberne Tor. Sie hat den Kopf schon tief in der Futterschale versenkt, in die das Kraftfutter prasselt. Je nach Leistung gibt es 1,5 –bis 6 kg Kraftfutter am Tag. „Ein Kompromiss für jemanden, der Homogenität bei der Fütterung schätzt“, sagt Dietrich. Der Durchschnitt liegt bei 2,7 kg pro Tier und Tag.
Bei unserer derzeit sehr unkomplizierten Herde, sind 40 Liter die passende Leistung, die wir anstreben“
Dietrich Nunnenkamp
„Bei unserer derzeit sehr unkomplizierten Herde, sind 40 Liter die passende Leistung, die wir anstreben“, erklärt Dietrich. „Eine höhere Leistung ist möglich, bleibt aber der Gesundheit der Tiere nachgeordnet. Wir konzentrieren uns vielmehr auf eine homogene Herde mit eng beieinander liegenden Leistungsniveaus.“
Das Einzeltier immer im Blick
Frischabkalber und „Special-Needs-Kühe“, werden im Melkstand zweimal am Tag von Christiane gemolken und stehen sonst im Strohstall. Der Stall wurde 2006 ursprünglich als Maschinenhalle gebaut. Die hohen Decken sorgen bei den Kühen jetzt für ein angenehmes Luftklima. Christiane wollte unbedingt, dass der alte Melkstand erhalten bleibt. So bleiben Einzeltiere immer im Blick der Familie. Ganz wichtig ist es ihnen schnell zu handeln. Fällt eine Kuh beim Melken auf, wird sie im Fressgitter direkt fixiert und behandelt. Routinemäßig wird bei den Frischabkalbern zweimal am Tag Fieber gemessen und der Allgemeinzustand der Kuh bewertet. Die Ergebnisse werden akribisch notiert. Wenn eine Kuh auffällig ist, handelt die Familie sofort.
Es gibt nichts Wichtigeres, als gesunde Kühe.“
Dietrich Nunnenkamp
18 Tage vor der Kalbung gehen die Mehrkalbskühe in den Strohstall. Dort verbringen sie nach der Kalbung mindestens 3 Tage und werden im Melkstand gemolken. Durchschnittlich bleiben die Kühe 10 Tage auf Stroh, bis es in die Gruppe am AMS geht.
(Bildquelle: Simon)
Fütterung im Blick
„Je unkomplizierter die Fütterung ist, desto besser“, ist das Motto der Nunnenkamps. Die laktierende Herde bekommt eine Kompakt TMR mit 75 % Maissilage und 25 % Grassilage. Hinzu kommt Rapsschrot, Feuchtmais, Biertreber, Fette und Mineralstoffe. Ganz wichtig ist der Familie eine gleichmäßige Ration ohne viele Schwankungen.
Neues Futter prüfen wir genau, danach ändern wir die Ration selten.“
Dietrich Nunnenkamp
„Bei neuem Futter rechnen wir zu Beginn immer ganz genau, stellen auch mal was um“, erklärt Dietrich. „Sobald es passt, lassen wir die berechnete Ration einfach laufen.“ Damit die Kühe nicht selektieren können, wird das Gras so kurz wie möglich gehäckselt und die Ration mit Wasser so angepasst, dass der TS-Gehalt bei 33 % liegt. Alle Kühe bekommen die gleiche Ration. 18 Tage vor der Kalbung wird der Ration ein Calciumbinder zugefügt, zum Anfüttern der Trockensteher. Die Strohgruppe bekommt außerdem noch Heu angeboten. „Mit Heu laufen die sensiblen Kühe einfach besser“, ist sich Dietrich sicher.
Das regelmäßige Anschieben des Futters übernimmt ein Roboter.
(Bildquelle: Simon)
Betrieb und Freizeit in Einklang bringen
„Mit dieser Betriebsgröße sind wir gut ausgelastet“, sagt Dietrich. „Langfristig wäre es noch schön einen Laufhof für die Kühe zu bauen, aber weiter wachsen möchten wir nicht mehr.“ Denn auch wenn bei den Nunnenkamps die 160 Milchkühe im Fokus stehen, ist ihnen der Ausgleich mit genügend Freizeit sehr wichtig. „Wenn man mal rauskommt, kommen neue Ideen. Das geht nicht, wenn man immer im Hamsterrad feststeckt“, sagt Dietrich Nunnenkamp überzeugt. Außerdem muss die Arbeit Spaß machen.
Spaß bei der Arbeit motiviert und treibt uns weiter voran.“
Dietrich Nunnenkamp
„Für die Wirtschaftlichkeit müssten sicherlich einige Altkühe mit hohen Zellen gehen. Aber es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten. Spaß bei der Arbeit motiviert und treibt uns weiter voran“, resümiert er. Zwölf 100.000 Liter-Damen befinden sich derzeit in seinem Stall. Eine lugt gerade neugierig zu ihm rüber über den Futtertisch, lässt sich aber nur kurz von dem vorgelegten Futter ablenken und frisst genüsslich weiter. Die älteste Kuh im Stall vollendet gerade im Stroh ihre 11. Laktation.
Rinderaufzucht im Fokus
Damit die Zusammenarbeit gelingt, hat jeder im Betrieb einen eigenen Verantwortungsbereich. „Wir ergänzen uns eigentlich sehr gut. Der Vorteil im Familienbetrieb ist, dass man sich aufeinander verlassen kann.“ Seit der jüngere Bruder Christoph eingestiegen ist, kümmert er sich vor allem um die Aufzucht der Jungrinder. Dass er die gut im Griff hat, beweisen das junge Erstkalbealter von 22 Monaten und die gut gewachsenen Rinder, die ihre glänzenden Nasen neugierig den Besuchern auf dem Futtertisch entgegenstrecken.
Die erste Besamung der Jungrinder, bis auf diejenigen, die für den Export vorgesehen sind, macht Christoph mit gesextem Sperma. Das setzten die Nunnenkamps bereits seit 20 Jahren ein. Bei der Bullenauswahl ist ihm die Melkrobotereignung wichtig. Aber auch bei der Leistung, Fruchtbarkeit, Nutzungsdauer und den Klauen möchte er keine Schwächen. Außerdem arbeitet Christopher mit den genomischen Zuchtwerten der Jungrinder und selektiert auch danach für die eigene Remontierung. Die Remontierungsrate der letzten fünf Jahre liegt bei 18,7 %.
Bis zur Besamung bleibt die gesamte weibliche Nachzucht auf dem Betrieb. Ein Drittel der tragenden Rinder wird dann früh nach Genotyp selektiert. Das andere Drittel verkaufen die Nunnenkamps nach der Kalbung. Für die Entscheidung, welche Färse bleibt, müssen sie mindestens einmal am Melkroboter gelaufen sein.