Am 15. Januar diesen Jahres holte der Tankwagen die letzte Biomilch von Bernd Lohmanns Betrieb in Hückeswagen im bergischen Land ab. Sieben Jahre hielt er seine 100 Kühe und 150 Jungtiere nach Bio-Standard. „Ich bin ideologisch von der biologischen Milcherzeugung überzeugt. Doch mit den Kraftfutterkosten und Milchpreisen konnte ich den vergangenen zwölf Monaten nicht mehr wirtschaftlich Milch produzieren“, erklärt er den Ausstieg.
Die Kraftfutterkosten haben mir fast das Genick...
Am 15. Januar diesen Jahres holte der Tankwagen die letzte Biomilch von Bernd Lohmanns Betrieb in Hückeswagen im bergischen Land ab. Sieben Jahre hielt er seine 100 Kühe und 150 Jungtiere nach Bio-Standard. „Ich bin ideologisch von der biologischen Milcherzeugung überzeugt. Doch mit den Kraftfutterkosten und Milchpreisen konnte ich den vergangenen zwölf Monaten nicht mehr wirtschaftlich Milch produzieren“, erklärt er den Ausstieg.
Die Kraftfutterkosten haben mir fast das Genick gebrochen.
Bernd Lohmann
Problemloser Bio-Einstieg
Die Voraussetzungen für die ökologische Milchproduktion waren auf dem Betrieb ideal. „Ich hatte zehn Jahre zuvor schon alles extensiviert. Daher hat sich für mich bei der Umstellung wenig, außer beim am meisten beim Zukauf von Kraftfutter und dem Einsatz von Medikamenten geändert. Nach nur sechs Monaten konnten wir die erste Biomilch abliefern“, erzählt Bernd Lohmann rückblickend. Damals lagen 20 Cent Auszahlungspreis zwischen seiner letzten konventionell und ersten biologisch abgelieferten Milch. Bei seinem Ausstieg im Januar lag die Differenz nur noch bei 6 Cent.
Stabile Tiergesundheit und einfache Fütterung
Die Umstellung auf Bio brachte für den Milcherzeuger zunächst viele Vorteile mit sich. So verschlechterten sich die Fruchtbarkeits- und Gesundheitsleistung der nicht, im Gegenteil. „Vor allem die Stoffwechselgesundheit der Kühe wurde sogar stabiler, weil sie nicht mehr so fett wurden“, berichtet Bernd Lohmann von seinen Erfahrungen. „So haben wir in den vergangenen drei Jahren keine Labmagenverlagerung mehr gehabt.“ Die einfache Fütterung mit einer Ration aus Kleegras (ca. 6,5 MJNEL) und einem Ausgleichsfutter inklusive hohem Maisanteil sagte dem Milcherzeuger in der Biozeit sehr zu. Zusätzlich wurde am Roboter ein 20/4er Kraftfutter gefüttert. „Die Ration konnte jeder mischen, war schnell fertig und wir haben sie an alle, also an Laktierende und Trockensteher, gefüttert“, erklärt er. Die durchschnittliche Tagesleistung lag bei 27 l Milch pro Kuh.
Erstkalbealter stieg
Mehraufwand bestand in der Klauenpflege: „Ein wirksames, bio-zugelassenes Klauenbad gegen Mortellaro habe ich nicht gefunden, weswegen wir mehr Kühe im Klauenstand dagegen behandeln mussten. Wir haben sieben Jahre kein Klauenbad gemacht.“
Schwierigkeiten gab es außerdem beim Ausfüttern der Jungrinder. Aufgrund der schwachen körperlichen Entwicklung wurden sie erst spät besamt. Das Erstkalbealter lag bei 29 Monaten. „Das entsprach nicht mehr meinen Anforderungen an die Jungtieraufzucht! Ich lege sehr viel Wert auf großrahmige Kühe und lasse die Rinder generell lieber später abkalben. Aber 29 Monate waren zu spät“, sagt Bernd Lohmann und erklärt weiter: „Wahrscheinlich hätte ich die Tiere auch mit einem höheren Kraftfutteranteil in der Ration mit dem vierten Schnitt und Stroh besser ausfüttern können und dann auch eher besamen. Aber wenn es wirtschaftlich, vor allem in den letzten zwei Jahren, eng wird, spart man das Kraftfutter lieber ein.“ Zukünftig strebt ein Erstkalbealter von 27 Monaten an.
Futterproduktion unverändert
Bei der Futterproduktion veränderte sich für den Milcherzeuger nicht viel geändert. Die Erträge und Qualitäten blieben nach der Umstellung auf Bio unverändert, da vorab bereits extensiviert wurde. „Ich bewirtschafte von den insgesamt 140 ha Fläche nur 25 ha Ackerfläche. Erst habe ich gar keinen Mais angebaut, da mir das als Biobetrieb zu heikel war. Die letzten zwei Jahre haben wir dann doch mit dem Anbau gestartet“, so Bernd Lohmann. Diesen möchte er in Zukunft ausbauen
Kraftfutterkosten fast 50 % teurer
Besonders belasteten den Betrieb die hohen Produktionskosten. Die letzten Kontrakte für das Bio-Kraftfutter kosteten den Betriebsleiter 75 €/dt. Den ersten konventionellen Kraftfutterkontrakt konnte er für unter 40 €/dt abschließen. „Die Dürre hat uns zusätzlich zu schaffen gemacht“, sagt Bernd Lohmann. In trockenen Jahren hatte er Schwierigkeiten die Kühe „satt zu bekommen“, weshalb er seine Herde abstocken musste. Denn Grundfutter, noch dazu ökologisch erzeugt, war nur schwer verfügbar. Wenn es verfügbar war, war es zu teuer, um rentabel zu produzieren.
Steigende Leistung und Melkungen pro Tag
Seit Mitte Januar füttert Bernd Lohmann wieder konventionelles Kraftfutter und wird Ende des Jahres auch die Maisfütterung intensivieren. Die Umstellung auf konventionelles Kraftfutter machte sich bei der Herde schnell bemerkbar. „Das hat mich sehr gewundert. Denn die Mischration und Kraftfutter-Gaben am AMS sind bei unveränderter Kraftfutter-Energiestufe gleich geblieben“, sagt Lohmann schulterzuckend. Die Melkungen pro Tag stiegen beim Melkroboter innerhalb von zwei Wochen von 2,9 auf 3,3 im Durchschnitt. Auch die Milchleistung steigerte sich rasch um gute drei Liter pro Kuh und Tag. Aktuell liegt die durchschnittliche Tagesleistung bei 30 kg Milch. Die Inhaltsstoffe der Milch stiegen ebenfalls schnell an. Höhere Gehalte an Fett und Eiweiß vom mehr als 4,0% bzw. 3,2% konnten die Kühe in der Biophase nicht knacken.
Keine Fehlentscheidung!
Im Nachhinein bereut Bernd Lohmann seine damalige Entscheidung in die Bioproduktion einzusteigen nicht: „Das war zu damaligen Zeit der richtige Weg. Aus wirtschaftlicher Sicht musste ich mich jetzt leider wieder von diesem Weg trennen.“
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