Wer soll die Kuh behandeln?

TA Franz Zimmer: Nach Auslegung der derzeitigen Gesetzeslage von Veterinärämtern überhaupt nicht! Die Anwesenheit des Tierarztes im Stall bei jeder Ersterkrankung wird alternativlos eingefordert. Vor dem ­Hintergrund, dass nicht genug Tierärzte für Nutztiere verfügbar sind, ergibt sich ein tierschutzrelevantes, logistisches Problem: Notfälle haben ­Vorrang, die große Anzahl einfach gelagerter Fälle können leider nicht frühzeitig versorgt ­werden. Das führt in der ­Konsequenz zu mehr Tierleid.

TA Zimmer: Nein! Der Landwirt kann den Tierarzt nicht ­ersetzen. Durch die intensive ­Zusammenarbeit beider ist der Landwirt jedoch in der Lage, Standarderkrankungen wie zum Beispiel eine Mastitis oder Milchfieber sicher zu ­erkennen  und die Behandlung einzuleiten. Wichtig ist uns Tierärzten, die permanente Aus- und Weiterbildung der Milcherzeuger im Verständnis für ihre Tiere.

TA Franz Zimmer: Wir arbeiten mit Entscheidungsbäumen, mit deren Hilfe Milcherzeuger Befunde erheben und Behandlungen einleiten können. Dabei werden zusätzlich digitale Möglichkeiten (Aktivitätsmessungen, Wiederkauverhalten) genutzt, um ­Diagnosen abzusichern. Milcherzeuger sind heutzutage oft gut ausgebildet und in der Lage, ein Stethoskop fachgerecht einzusetzen. Wir bieten z. B. auch entsprechende Schulungen an. Zudem stehen wir unseren Partnern rund um die Uhr zur Seite. Dieser fachliche Beistand kann dreierlei Natur sein: Entweder telefonisch oder durch Analyse eines per Messenger geschickten ­Videos/Fotos und schließlich, wenn es der Fall erforderlich macht, vor Ort. Nur so lässt sich Tierleid verhindern.