Bei auffälligen Kühen in der Frischabkalbergruppe bleibt die Hungergrube leer, sie kauen nicht wieder... Bei einem schlechten Start in die Laktation bleibt die Spitzenleistung aus, das kostet richtig Geld. Um diese Kühe schnell wieder fit zu machen, greift man auf dem Milchhof Reeßum auf etwas Altbewährtes zurück: Den schwächelnden Kühen wird Pansensaft von gesunden Kühen
gedrencht. Die Empfehlung kam vor einigen Jahren von ihrem Tierarzt.
Zwei Liter können viel bewegen
Für...
Bei auffälligen Kühen in der Frischabkalbergruppe bleibt die Hungergrube leer, sie kauen nicht wieder... Bei einem schlechten Start in die Laktation bleibt die Spitzenleistung aus, das kostet richtig Geld. Um diese Kühe schnell wieder fit zu machen, greift man auf dem Milchhof Reeßum auf etwas Altbewährtes zurück: Den schwächelnden Kühen wird Pansensaft von gesunden Kühen
gedrencht. Die Empfehlung kam vor einigen Jahren von ihrem Tierarzt.
Zwei Liter können viel bewegen
Für das Pansensaft drenchen werden einer gesunden, laktierenden Kuh etwa zwei Liter Pansensaft entnommen und der kranken Kuh wieder eingeflößt. „Gleichzeitig geben wir Leinsaat und Wasser dazu“, erklärt Frank Cordes, Betriebsleiter auf dem Milchkuhbetrieb. Die abertausenden Mikroorganismen im Pansensaft regen die Verdauung an, schon nach wenigen Stunden beginnen die Kühe wieder zu kauen (siehe Bild).
Warum hilft Pansensaft einer anderen Kuh?
In 1 ml Pansenflüssigkeit einer Kuh befinden sich etwa 10 bis 100 Milliarden Prokaryoten, bestehend aus Bakterien und Archaebakterien. Jede Art ist auf bestimmte Futterinhaltsstoffe spezialisiert und trägt zur Zersetzung und Fermentation des aufgenommenen Futters bei. Bei kranken Kühen kann die Zusammensetzung der Mikroorganismen gestört sein, was zu einer Verringerung der Futteraufnahme führt.
Hinzu kommt, dass sich je nach Laktationsstadium die Länge der Pansenzotten verändert. Pansenzotten sind fingerartige Ausstülpungen der Pansenwand, die die Oberfläche für die Aufnahme von Nährstoffen vergrößern. Je länger die Zotten, desto besser das Absorptionspotential.
Da Kühe während der Laktation mehr Energie benötigen, sind die Pansenzotten in dieser Phase länger, als in der weniger energieintensiven Trockenstehzeit. Mit dem Wechsel in die Laktation verändert sich schlagartig der Energiebedarf und die Futterzusammensetzung. Die Pansenzotten und die Mikroorganismen müssen sich erst an diese Veränderung anpassen.
Die Mikroorganismen in dem Pansen einer gesunden Kuh können daher die Verdauung im Magen der schwächelnden Kuh antreiben und somit ein lebensrettender Bestandteil einer Therapie sein.
Der große Vorteil dabei: Die „Medizin“ kostet nichts außer Arbeitsaufwand. Um diesen möglichst gering zu halten, hat Frank Cordes den „Drenchboy“ entwickelt. Mit ihm kann eine einzelne Person ohne großen Kraftaufwand den Pansensaft abpumpen und der erkrankten Kuh unkompliziert wieder zuführen.
„Früher haben wir den Saft mit einer einfachen Handpumpe abgepumpt. Das hat auch geklappt, der Nachteil war aber zum einen der Kraftaufwand. Zum anderen verstopften die Pansenpartikel schnell den Filter“, sagt Frank Cordes. Durch das Drenchen von Pansensaft konnten sie schon vielen Kühen helfen. Kommt der Pansen nach einmaliger Zufuhr des Pansensaftes nicht in Gang, wird der Vorgang einen Tag später einfach wiederholt.
Was muss ich beim Drenchen beachten?
Beim Drenchen kann viel schief gehen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Worauf zu achten ist (Sitz der Sonde, Hygiene) und Tipps, wie das Drenchen problemlos gelingt, haben wir hier zusammengefasst:
Frischkalber und kranke Kühe, u.a. mit Mastitis, profitieren von extra Wassergaben. Wir zeigen wie es geht und stellen Möglichkeiten zum kräfteschonenden Drenchen vor.