Die Nachgeburt löst sich nicht innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt ab. Was jetzt? Viele Landwirte legen in diesem Fall Uterusstäbe ein, um einer fieberhaften Gebärmutterentzündung (Metritis) vorzubeugen und Folgeerkrankungen (siehe Grafik) zu verhindern.
Dabei haben bereits Studien vor 20 Jahren gezeigt, dass die Uterusstäbe keinerlei nachhaltige Wirkung auf die Fruchtbarkeitsergebnisse haben. In den Versuchsgruppen hatten...
Die Nachgeburt löst sich nicht innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt ab. Was jetzt? Viele Landwirte legen in diesem Fall Uterusstäbe ein, um einer fieberhaften Gebärmutterentzündung (Metritis) vorzubeugen und Folgeerkrankungen (siehe Grafik) zu verhindern.
Dabei haben bereits Studien vor 20 Jahren gezeigt, dass die Uterusstäbe keinerlei nachhaltige Wirkung auf die Fruchtbarkeitsergebnisse haben. In den Versuchsgruppen hatten Kühe mit Nachgeburtsverhalten, die Stäbe bekommen haben, weniger Fiebertage. Aber im Vergleich der Fruchtbarkeitskennzahlen und Abgangsraten gab es zu den Kühen mit Nachgeburtsverhalten, die ohne Stäbe behandelt wurden, keinen Unterschied. Wissenschaftler leiten daraus ab, dass das Einlegen der Stäbe keinen Vorteil bringt und empfahlen, es zu lassen.
Wir haben mit Dr. Stefan Borchardt von der Freien Universität Berlin gesprochen, was das Problem bei den Uterusstäben in der Praxis ist und was stattdessen zu tun ist, wenn die Nachgeburt hängt. Aus seiner Sicht gibt es vier Probleme mit den Stäben.
Vier Gründe gegen Stäbe
1. Die Dosierung: Laut Packungsbeilage muss eine bestimmte Anzahl (1 bis 2) an Stäben eingelegt werden. An diese Angaben muss man sich nach aktuellem Tierarzneimittel-Gesetz halten.
2. Menge an Lochien (Geburtsflüssigkeit) in der Gebärmutter ist teilweise sehr groß, das können mehrere Liter sein. Hier ist die Frage, ob man bei der Eingabe nach Vorschrift eine entsprechend hohe Dosierung erreicht, um die Keime abzutöten.
3. Hygiene: Das Einbringen der Stäbe birgt immer ein Hygienerisiko. Denn beim vaginalen Einsetzen können Keime oder Dreck eingetragen werden.
3. Resistenzen: Derzeit zugelassen sind Tetracyclin-, Amoxicillin- und Ampicillin-Stäbe. Das sind drei Breitband-Antibiotika. In Studien konnte gezeigt werden, dass bei Erregern wie E. coli oder Trueperella pyogenes, zwei sehr häufigen Keimen bei Kühen mit Metritis, viele Resistenzen bestehen. Die Stäbe haben dann keine Wirksamkeit. Bei Nachgeburtsverhaltungen sollte man die Kuh in den Tagen nach der Kalbung intensiv betreuen, täglich Temperatur messen, schauen, dass das Tier weiter frisst und bei Anzeichen einer Metritis (stinkender Ausfluss, gestörtes Allgemeinbefinden und Fieber) behandeln.
Was sollte der Milcherzeuger stattdessen tun?
Hängt die Nachgeburt sollte der Milcherzeuger folgendes tun:
- die Kuh in den Tagen nach der Kalbung intensiv betreuen
- täglich Temperatur messen
- schauen, dass das Tier weiter frisst
- ggf. reagieren, wenn die Kuh Anzeichen einer Metritis zeigt. Anzeichen sind: stinkender Ausfluss, gestörtes Allgemeinbefinden und Fieber.
Bei einer Metritis spritzt der Tierarzt zur Behandlung ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel, um eine ausreichende Wirksamkeit zu erreichen. Geht die Metritis in die chronische Form über, ist die Kuh nicht besamungsfähig. Dann ist es gängige Praxis, die Kuh mit einer Suspension mit Antibiotikum (Metricure) in den Uterus zu behandeln. Früher wurde der Kuh in diesem Fall noch PG gespritzt, aber nach aktuellem Stand der Forschung ist die antibiotische Lösung vorzuziehen.
Noch mehr Tipps:
Wenn die Nachgeburt nicht abgeht und sich die Gebärmutter entzündet, kann das schwerwiegende Folgen haben. Ein Blick auf Ursachen, Prophylaxe und Behandlung.