Das Vogelgrippe-Virus H5N1 grassiert weiter in US-amerikanischen Milcherzeugerbetrieben. Laut Friedrich-Loeffler-Institut der Insel Riems (FLI) waren bis September 2024 über 200 Betriebe in 14 Bundesstaaten davon betroffen, regelmäßig kommen weitere positive Fälle hinzu. Außerdem sind in den USA mittlerweile 15 Infektionen beim Menschen mit dem Rinder-assoziierten Vogelgrippe-Virus bekannt, vier stehen direkt im Zusammenhang mit infizierten Rindern oder ihrer Milch. Aus anderen Ländern sind...
Das Vogelgrippe-Virus H5N1 grassiert weiter in US-amerikanischen Milcherzeugerbetrieben. Laut Friedrich-Loeffler-Institut der Insel Riems (FLI) waren bis September 2024 über 200 Betriebe in 14 Bundesstaaten davon betroffen, regelmäßig kommen weitere positive Fälle hinzu. Außerdem sind in den USA mittlerweile 15 Infektionen beim Menschen mit dem Rinder-assoziierten Vogelgrippe-Virus bekannt, vier stehen direkt im Zusammenhang mit infizierten Rindern oder ihrer Milch. Aus anderen Ländern sind bisher nach Aussage des FLI keine Fälle bekannt. In Deutschland konnte man durch Tankmilchproben ein ähnliches Krankheitsgeschehen bisher ausschließen.
Umgehend und umfassend reagieren
Angesichts neuer Erkenntnisse zur Vermehrung des Virus und zu seinen Ausbreitungswegen fordert ein internationales Forscherteam, das aus Wissenschaftlern des FLI und der State University in Kansas (USA) besteht, dass umgehend wirksame und umfassende Maßnahmen zur Eindämmung des Virus getroffen werden müssen. Die kontinuierliche Verbreitung müsse gestoppt und die genetische Anpassung des Virus verhindert werden. Nur so lasse sich eine weitere Übertragung auf Geflügel, Wildvögel und andere Säugetiere, inklusive Mensch, verhindern.
Es wird sehr deutlich, dass in den USA vor allem die Milch und die Melk-Prozeduren maßgeblich für die Verbreitung und Übertragung zwischen Milchkühen verantwortlich sind.
Prof. Dr. Martin Beer, FLI
Die neuesten Erkenntnisse
Die Wissenschaftler fanden anhand von zwei unabhängigen, experimentellen Infektionsversuchen konkret heraus, dass:
1. eine direkte H5N1-Infektion des Euters zu schweren Symptomen führen kann, dazu gehören hohes Fieber und Mastitis. Das gilt sowohl für Virus-Isolate aus den USA als auch aus Europa.
2. infizierte Rinder weisen sehr hohe Viruslasten in der Milch auf, die Milchleistung ging rapide zurück.
3. eine Infektion über Maul oder Nase führt nur zu einer moderaten Virusvermehrung im Atemtrakt und wurde hierüber auch nicht an Kontakt-Kälber übertragen.
4. die Vermehrung des H5N1-Virus findet hauptsächlich im Euter statt und wird in hohen Mengen über die Milch ausgeschieden.
Eine Schlussfolgerung von Prof. Dr. Martin Beer vom FLI: „Es wird sehr deutlich, dass in den USA vor allem die Milch und Melk-Prozeduren maßgeblich für die Verbreitung und Übertragung zwischen Milchkühen verantwortlich sind, und eher nicht der respiratorische Weg.“
Was muss jetzt passieren?
Die wichtigste Komponente für die Bekämpfung ist laut Prof. Beer vom FLI zunächst die Erkennung infizierter Betriebe und die Identifikation infizierter Kühe. Neben strikten Biosicherheitsmaßnahmen und einer optimierten Milchhygiene sind dann auch Maßnahmen wie die Quarantäne von einzelnen Tieren oder ganzen Tiergruppen von Bedeutung. Für die Mitarbeiter in den betroffenen Betrieben ist insbesondere die umfassende Anwendung persönlicher Schutzausrüstung wichtig, um zoonotische Übertragungen zu unterbinden.
Wie konnte sich das Virus bisher so weit ausbreiten?
Auf Nachfrage der Elite-Redaktion beim FLI wird als Hauptursache für die Ausbreitung der Krankheit von Betrieb zu Betrieb der Transport laktierender Kühe über weite Entfernungen in andere US-Bundesstaaten gesehen. Das sei vor allem in der Anfangsphase des Ausbruchs der Fall gewesen. Der Tierverkehr unterliege zwar einigen Kontrollen, diese seien aber von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich. US-weit geltende Regelungen seien bisher in ihrem Umfang beschränkt.
Die
Originalstudie ist in voller Länge am 25.9.24 im Fachjournal „Nature“ erschienen.
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