Schwarzwaldmilch: „Es kommt Druck oben drauf“

Der Preis- und Kostendruck am Milchmarkt wird nach Ansicht der Molkerei Schwarzwaldmilch in Freiburg in diesem Jahr und auch 2024 nicht nur hoch bleiben, sondern sogar weiter steigen. „Wir erwarten für das zweite Halbjahr und für 2024 aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen keine merkliche Entlastung“, sagte Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch-Gruppe heute bei der Vorstellung der Bilanz 2022.
Eher im Gegenteil, es käme weiterer Druck oben drauf: Die Molkerei müsse sich nach dem jüngsten Preissturz bei Aldi von 16 ct bei Trinkmilch aktuell in den eigenen Preisverhandlungen mit dem LEH quer durch das Sortiment gegen „massive Attacken“ wehren, so Schneider. „Die Preise werden tendenziell weiter fallen“, so seine nüchterne Prognose.
Die Nachfrage nach der Marke sei nach wie vor gedämpft. Allenfalls international könne eine preisstabilisierende Entlastung kommen, z.B. aus China oder Südeuropa. Was die Anlieferung angehe, habe man zwar die Spitze überschritten: „Wir werden weniger Milch sehen, aber im Moment gibt es noch einen Überhang.“
Dennoch bezeichnete Schneider das Geschäftsmodell seiner Molkerei mit der klaren Ausrichtung auf hochwertige Marken als „strategisch en vogue und konzeptionell richtig.“ Auch vom Erwerb der Landliebe-Lizenzen für die Herstellung von Milchmischgetränken und Frischmilch in der Glasflasche verspreche man sich „praktische Synergieeffekte.“ „Wir wollen damit eine Tandemstruktur fahren, d.h. Landliebe als starke nationale Marke pflegen und weiterentwickeln und unsere Schwarzwaldmilch als regionale Marke.“ Beide Marken würden sich in ihrer Positionierung und von der angesprochenen Käuferstruktur her ergänzen.

Erzeuger unzufrieden

Die Kündigung von 24 Betrieben mit ca. 28 Mio. kg Milch zum Jahresende 2024 führte Schneider in der Rückschau klar auf „die schlechte Performance im Wirtschaftsjahr 2022“ zurück. Im Jahresschnitt lag der konventionelle Milchpreis der Molkerei an die Genossenschaftsmitglieder bei 53,53 ct/kg, für Biomilch erhielten die Erzeuger 66,79 ct/kg (bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß, inkl. aller Zuschläge brutto, bei 9,5 % MwSt.).
Der Milchverlust stelle kein Problem dar, so der Geschäftsführer. Man könne z.B. den Rohstoffverkauf reduzieren oder das Sortiment bereinigen. Zudem würden neue Landwirte anklopfen. Hört man sich bei den Milcherzeugern um, ist aber nach wie vor eine gewisse Unzufriedenheit spürbar: „Im letzten Jahr ging es vergleichsweise langsam nach oben, und jetzt sind wir genauso schnell wieder unten wie die Lieferanten anderer Molkereien. Obwohl man uns im Frühjahr mehr Stabilität auf hohem Niveau versprochen hatte“, beklagte ein Kuhhalter gegenüber der Elite-Redaktion. Aktuell liegt der Preis bei 50,4 ct für 1 Liter konventionelle Milch, und bei 59 ct für 1 Liter Biomilch.

Die Zahlen aus 2022

2022 war auch für die Schwarzwaldmilch-Gruppe – wie bei so vielen anderen Molkereien auch – ein Rekordjahr. Mit einem Umsatz von fast 250 Mio. € konnte die Genossenschaft das top-Ergebnis aus 2021 noch einmal um 7 % steigern. Dieses Ergebnis kam vor allem durch Preiserhöhungen zustande und nicht durch ein Wachstum beim Absatz, eher im Gegenteil: das Unternehmen hat an Absatz verloren. Gleichzeitig musste ein Kostenanstieg in der Molkerei in knapp zweistelliger Millionenhöhe kompensiert werden.
Beim Markengeschäft habe man 7,1 % Umsatzsteigerung verbuchen können. Treiber waren dabei vor allem die Markenlinien Schwarzwaldmilch und Schwarzwaldmilch Protein sowie Schwarzwaldmilch Heimat. Der Bilanzgewinn vor Steuern lag bei 1,4 Mio. €. Mit einem Eigenkapital von 49,5 Mio. €, einer Quote von 50,4 % entsprechend, sei man „patent und rustikal aufgestellt“, fasste Andreas Schneider zusammen. Insgesamt erfasste und verarbeitete das Genossenschaftsunternehmen von den 884 Betrieben im letzten Jahr 266,1 Mio. kg Milch.
Quelle: Schwarzwaldmilch, Bilanzpressekonferenz, 29.06.2023