Zum Unternehmergewinn fehlen 5,1 Cent!

Auf dem EDF-Kongress in Schweden wurden die neuesten Zahlen des Produktionskostenvergleichs vorgestellt. Im Mittel hat es kein europäischer Milchviehhalter geschafft, einen Unternehmergewinn zu erzielen. Umso wichtiger ist es, in Zukunft die Kosten im Blick zu behalten und für weniger als 35 ct/kg Milch zu produzieren!

Im vergangenen Jahr sind die Daten von 249 Betrieben aus ganz Europa in den Produktionskostenvergleich der European Dairy Farmers (EDF) eingeflossen.

Unternehmergewinn verpasst, Betriebseinkommen generiert

Über alle teilnehmenden EDF-Betriebe hinweg hat die Produktion von einem Liter Milch im vergangenen Jahr rund 47 ct/kg Milch gekostet. Dem gegenüber stehen Erträge von 41,9 ct/kg Milch. Rein aus dem Milchverkauf erwirtschafteten die Betriebe 34,5 ct/kg Milch. Somit fehlten aus Unternehmerperspektive rund 5,1 Cent, um einen Gewinn zu erwirtschaften. Das bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der Milchviehhalter den eigenen Besitz zu Marktpreisen gewinnbringend bewirtschaften konnte. Selbst inklusive Direktzahlungen blieb ein Minus von 1,7 Cent je kg Milch. Nichtsdestotrotz konnte meist ein Betriebseinkommen erzielt werden, denn die reinen Direktkosten lagen bei etwa 30 Cent/kg.
Die größten Kostentreiber waren die Arbeitserledigungskosten, dicht gefolgt von Direktkosten und den Kosten für Bauen und Land. Quotenkosten bildeten nur noch einen kleinen Teil des Aufwands.

Familienbetriebe im Vorteil

Es lohnt sich nicht, gierig auf die vermeintlich besseren Bedingungen der Nachbarländer zu schauen. Profitable und unprofitable Betriebe gab es in allen EU-Ländern! Allerdings macht sich ein Blick auf die Betriebsstrukturen bezahlt. Familienbetriebe scheinen einen Vorteil zu genießen. Zwar sind die Gesamtkosten in kleineren Betrieben mit hauptsächlich Familienarbeitskräften höher (42 ct/kg vs. 38,4 ct/kg bei größeren Lohnarbeitsbetrieben), jedoch besteht ein großer Unterschied in den Direktkosten. Während die Lohnarbeitsbetriebe hier Kosten von rund 32,2 Cent bewältigen müssen, liegen diese bei Familienbetrieben bei nur 28,8 ct/kg Milch. „Unbezahlte“ Familienarbeitskräfte erledigen 70 % der Arbeitsstunden und gehen mit rund 76 % in die Lohnkosten ein. Auf einem (meist größeren) Lohnarbeitsbetrieb werden nur 19 % der Arbeitsstunden von Familien-AK erledigt, was in den Lohnkosten lediglich 21 % ausmacht. So können die eigenen Ressourcen in schwierigen Jahren als eine Art „Liquiditätspuffer“ dienen.

Wichtigste Stellschraube: Arbeitskosten senken!

Um auch auf längere Sicht hin gut wirtschaften und einen Unternehmergewinn erzielen zu können, ist es wichtig, an der Kostenschraube zu drehen. Dazu sind Produktionskosten von weniger als 35 Cent nötig! Derzeit schaffen dies nur rund ein Drittel der EDF-Betriebe.
Da in der Milchviehhaltung viel Arbeit ansteht und diese gleichzeitig der teuerste Kostenpunkt ist, liegt eine Einsparung in diesem Bereich nahe. In den EDF-Betrieben wird 89 % der Arbeit von „unbezahlten“ Familienarbeitskräften erledigt. Nach eigenen Angaben kommt eine Familien-AK auf 2.416 Stunden pro Jahr – das sind 6,6 Stunden Arbeit täglich an 365 Tagen im Jahr. Kein Wunder also, dass bei wachsenden Betriebsgrößen Angestellte wichtiger werden. Nur noch 19 % aller Betriebe verzichten vollständig auf Lohnarbeitskräfte. Da hohe Lohnkosten betriebswirtschaftlich nur schwer durch höhere Erträge und Investitionen in Technik aufgefangen werden können, lohnt sich vor allem ein kritischer Blick auf die Arbeitseffizienz.
Arbeitskosten

(Bildquelle: Elite Magazin)

Bei den EDF-Betrieben schwankt der Arbeitsaufwand pro Kuh zwischen 36 und mehr als 65 Stunden pro Kuh und Jahr! Wer weiß genau, wie viele Stunden pro Jahr für die einzelnen Arbeitsschritte benötigt werden? Messen und Daten erfassen ist eine unverzichtbare Basis für mehr Arbeitseffizienz. Nur auf Basis von Daten lässt sich die Arbeit im Stall besser organisieren.