Interview

WEU und Masterrind bündeln Kräfte

Der Einstieg der Weser-Ems-Union e.G. (WEU) bei der MASTERRIND GmbH ist seit Anfang Juni beschlossene Sache. Damit entsteht eines der größten Rinderzuchtunternehmen in Europa. Elite hat nachgefragt, wie es zu diesem Schritt kam und mit welchen Konsequenzen die Kooperation verbunden ist. Interview mit Dr. Josef Pott, WEU-Geschäftsführer.

Was bedeutet eine Beteiligung der WEU an der Masterrind?
Dr. Pott: Die Weser-Ems-Union eG bleibt als anerkannte Züchtervereinigung bestehen und überträgt lediglich den Geschäftsbetrieb auf die MASTERRIND GmbH. Wir werden uns mit 2,5. Mio. Euro beteiligen und sind damit neben RPN, ZEH und SRV gleichberechtigter Kooperationspartner.
Warum die Masterrind?
Dr. Pott: Die WEU und Masterrind haben eine große räumliche Nähe und fast identische Strukturen in Niedersachsen. Wir verfolgen gleiche Ansätze und Intensitäten im Zuchtprogramm und sind davon überzeugt, dass Strukturveränderungen nicht nur auf den landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch bei den Rinderzuchtorganisationen stattfinden sollten. 
Welche konkreten Ziele werden mit der Kooperation verfolgt?
Dr. Pott: Durch die Beteiligung werden die Kräfte gebündelt. Ziel der neuen Gesellschaftskonstellation ist es, die Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu steigern, die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen und Strukturvorteile zu nutzen. Künftig vereint das Unternehmen die Interessen von knapp 9.500 Mitgliedern mit ca. 680.000 Kühen in der Milch- und Fleischrinderzucht. Die MASTERRIND GmbH führt dann jährlich 1,5 Mio. Besamungen durch, vermarktet ca. 125.000 Tiere und beschäftigt 550 Mitarbeiter bei einem erwarteten Jahresumsatz von 165 Mio. Euro.
Welchen Anreiz hatten Sie für den Zusammenschluss?
Dr. Pott: Vergleicht man die föderal bedingten Zucht-Strukturen in Deutschland mit den internationalen Gegebenheiten, so haben wir Nachholbedarf. Durch unseren Schritt - ohne wirtschaftliche Zwänge - können wir jetzt aktiv die Zukunft in puncto Viehvermarktung, Zuchtprogramm, Biotechnik (Sperma sexing; Embryonen typisieren) und Auslandsvermarktung gestalten.
Ergeben sich daraus finanzielle Vorteile?
Dr. Pott: Rinderzuchtprogramme werden durch steigende Kosten für Typisierungen, Zuchtwertschätzung, Biotechnik und Bullen immer teurer. Größere Organisationen können diese Kosten auf eine größere Anzahl verkaufter Portionen umlegen und Vorteile im Einkauf erzielen. Außerdem kann der Bullenbestand weiter reduziert und Standorte besser ausgelastet werden. In der Rindervermarktung wollen wir unsere Kunden durch die Bündelung des Angebots und durch Harmonisierung von Auktionsterminen noch erfolgreicher bedienen.
Die WEU hat viele gute Schaukühe, gerade erst die Siegertiere der DHV-Schau gestellt. Haben Sie keine Angst im Masterrind-Komplex unterzugehen?
Dr. Pott: Die Mitglieder und Kühe aus dem WEU-Gebiet brauchen sich nicht zu verstecken und werden auch im MASTERRIND-Verbund gefragt sein. Gute Kühe und engagierte Züchter gibt es auf beiden Seiten. Außerdem kommt ja auch die Qualität aus der Quantität, sodass damit eine gute Voraussetzung gegeben ist, gemeinschaftlich noch besser zu werden.
Die WEU war mit TopQ auch schon in eine breit aufgestellte Organisation integriert. Was ändert sich nun?
Dr. Pott: Die Zusammenarbeit innerhalb von TopQ bezog sich vornehmlich auf die Selektion im Zuchtprogramm sowie den Spermaaustausch von Vererbern. Die Beteiligung an der Masterrind geht jedoch viel weiter und erstreckt sich auf alle wesentlichen Geschäftsbereiche.
Steigt die WEU nun dort aus?
Dr. Pott: Die WEU und die übrigen TopQ-Partner haben das Ausscheiden der WEU aus dem Verbund zum 10.06.2013 beschlossen.
Was ändert sich künftig für die Landwirte in der Betreuung?
Dr. Pott: Die Ansprechpartner auf den Höfen werden die Gleichen bleiben, sodass sich bei der Beratung für die Landwirte nichts ändern wird.