Was bringt Futterharnstoff im Silomais?

Durch das verstärkte Interesse an heimischen Futtermitteln, hohen Preise für Eiweißfuttermittel und dem großen Anteil an Maisprodukten rückt der Futterharnstoff wieder stärker in den Fokus vieler Milcherzeuger. Er wird in den Milchviehrationen meist als Ausgleich einer negativen RNB eingesetzt.

Silomais hat einen durchschnittlichen RNB von -9 g N je kg Trockenmasse. Diese muss durch Futtermittel mit positiver RNB ausgeglichen werden. Grassilage (RNB von + 3 bis + 5 g/kg TM) oder Eiweißfuttermittel wie Soja- oder Rapsextraktionsschrot (RNB + 22 g bzw. + 28 g/kg TM) können hier eingesetzt werden, aber auch Futterharnstoff. Dieser verfügt über einen Stickstoffgehalt von 46 % und besitzt somit pro kg TM + 460 g N. Mit einem kg Futterharnstoff kann somit die RNB von 100 kg Maissilage zur Hälfte ausgeglichen werden, um die N-Versorgung der Pansenmikroben sicherzustellen.

Aufbau von Bakterieneiweiß

Ein vollständiger Ausgleich der RNB mit Futterharnstoff ist jedoch nicht sinnvoll, da mit dem Futterharnstoff im Gegensatz zu Raps- oder Sojaextraktionsschrot kein Futterprotein, insbesondere in Form von pansengeschütztem Eiweiß (UDP) zugeführt wird. Mit steigender Leistung ist jedoch mehr UDP notwendig, um eine leistungsgerechte Eiweißversorgung im Darm zu gewährleisten. Futterharnstoff liefert jedoch nur N für den Aufbau von Bakterieneiweiß im Pansen.

Einmischen bei der Silierung

Eine gleichmäßige Verteilung im Futter und eine gleitende Futterumstellung sind Voraussetzung, dass der Einsatz von Futerharnstoff gelingt. Er kann über das Ausgleichsfutter gegeben oder direkt bei der Silierung eingemischt werden. Letzteres sorgt zwar für eine gleichmäßige Verteilung, andererseits ist hier der Anteil an Futterharnstoff fest und kann nicht je nach Tiergruppe variieren.
Des Weiteren ist in der Praxis zu beobachten, dass das Risiko einer Nacherwärmung durch die Zugabe von Futterharnsoff bei der Silierung sinkt. Aus dem Futterharnstoff werden kleine Mengen Ammoniak gebildet, die das Wachstum der Hefen hemmen. Zudem wird aufgrund der puffernden Wirkung von Harnstoff  bei der Silierung mehr Milchsäure gebildet.
Damit der Harnstoff gleichmäßig verteilt wird, empfiehlt sich die Zugabe von im Wasser gelöstem Futterharnstoff beim Häckseln. Dabei lassen sich in einem Liter Wasser bis zu 800 g Futterharnstoff lösen. Zu beachten ist jedoch die stark auftretende Lösungskälte. Für die Auflösung sollte daher möglichst heißes Wasser herangezogen werden.

Futtermittelrecht beachten

Futterharnstoff ist kein Siliermittel und darf auch nicht als solches ausgelobt werden. Die rechtliche Einordnung erfolgt als Futterzusatz mit dem Zweck des RNB-Ausgleichs in rohproteinarmen Rationen. Beim Einsatz müssen deshalb die futtermittelrechlichen Aspekte unbedingt beachtet werden. Die Futtermittel-Hygieneverordung enthält spezielle Vorgaben für den Einsatz solcher Zusatzstoffe wie beispielsweise eine gesonderte Dokumentation.  
Quelle: Dr. Martin Pries (LWK Nordrhein-Westfalen), Dr. Hubert Spiekers (LfL Grub)