Überbelegung kostet Leistung!

1. Kühe benötigen viel Ruhe: Kühe brauchen 10 bis 14 Stunden am Tag zum Ausruhen und drei bis vier Stunden zum Fressen. Die restliche Zeit benötigen sie, um von den Liegeboxen zum Melken und zu den Tränken zu gelangen sowie für die Körperpflege,  soziale Kontakte und die Brunstaktivität. Die Ruhephase ist dabei am wichtigsten, finden die Kühe nicht ausreichend Zeit zum Ausruhen, reduzieren sie andere Tätigkeiten. Studien belegen, dass das Stresshormon Cortisol ansteigt, wenn Kühe nicht ausreichend lange liegen können. Gleichzeitig sinkt hierbei die Produktion von Wachstumshormonen. Eine Studie am Miner Institut belegt zudem, dass mit jeder zusätzlichen Stunde Ruhe die Milchmenge um durchschnittlich 3,7 kg ansteigt!
2. Überbelegung kann guten Kuhkomfort vortäuschen: Kühe können in praktisch jedem Stall leben, wenn sie müssen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie sich auch in jedem Stall wohl fühlen. Eine Studie der University of British Columbia (UBC) zeigt, dass die Liegezeit der Kühe in Ställen mit viel Kuhkomfort länger ist, als in unkomfortablen Ställen. Anders gesagt, die Kühe legen sich in einem bequemen Stall schneller hin als in einem unbequemen. Diese Studie zeigt allerdings auch, dass sich Kühe öfter in unbeliebte Boxen legen, wenn die beliebten Boxen besetzt sind. Das bedeutet zum einen, dass sich Kühe mit weniger Komfort zufrieden geben, wenn sie es müssen. Zum anderen wird auch deutlich, dass die Kühe bestrebt sind, ihre Ruhezeiten einzuhalten. 
3. Liegeboxen und deren Pflege ist wichtig: Ausgezeichnete Liegeboxen und eine gute Pflege dieser können andere Mängel kompensieren, beispielsweise auch zu kleine Ställe. Eine tiefe, saubere und einladende Oberfläche der Liegebox motiviert die Kuh zum Hinlegen. Zudem ist die Art der Liegebox entscheidend. Forscher der UBC fanden in einer Studie heraus, dass das Vorkommen von Sprunggelenksverletzungen bei Liegeboxen mit Sand bei etwa 23,8 % liegt. Bei Liegeboxen mit Sägemehl oder mit Gummimatratzen hingegen, zeigten 69,7 bis 91,7 % der Kühe Veränderungen am Sprunggelenk. Zudem konnte bei Sandboxen, im Vergleich zu Liegeboxen, die mit organischem Material eingestreut waren, ein geringeres Vorkommen von Umwelt-Mastitiden festgestellt werden. In der Regel ist Sand billiger als andere Einstreumaterialien, auch die Verfügbarkeit ist meist besser. Zur Entmistung solcher Liegeboxen gibt es in der Praxis bereits einige gute Beispiele. Mehr dazu erfahren Sie auch in der September/Oktober-Ausgabe der Elite!
4. Das Fressverhalten wird beeinträchtigt: Kühe haben ein großes Bedürfnis zu fressen. Können Sie aber aufgrund von Überbelegung nicht zum gewünschten Zeitpunkt an den Futtertisch oder haben sie dort nicht ausreichend Platz, beginnen sie zu kämpfen. Studien zeigen, dass Kühe einen Druck von bis zu 2,2 kN ausüben, um an den Futtertisch zu kommen und dort ihren Platz zu verteidigen. Doch bereits bei einem Druck von 1 kN treten Gewebeschäden auf, die zu dauerhaften Narben führen. 
5. Färsen und lahme Kühe sind als Erstes betroffen: Das natürliche Verhalten der Kühe sorgt dafür, dass sich dominante Kühe eher Zugang zum Futtertisch, zu den Liegeboxen oder zu den Tränken verschaffen können als rangniedere Tiere. Forscher fanden heraus, dass die Milchleistung bei rangniederen Kühen (meist Färsen, ältere Kühe oder lahme Kühe) ab einer Überbelegung von 15 % stark abnimmt. 

Quelle: Maureen Hanson (DAIRY HERD MANAGEMENT)