Milcheiweißgehalt gibt Aufschluss über die Energieversorgung

Der Eiweißgehalt in der Milch gibt Auskunft über die Energieversorgung der Kuh. Wie Sie ihn richtig deuten, erfahren Sie hier!

Liegt der Eiweißgehalt in der Milch unter 3,2 %, weißt die Kuh einen Energiemangel auf. Steigt der Eiweißgehalt hingegen auf über 3,8 % an, liegt ein Energieüberschuss vor. Wird die Kuh nicht optimal mit Energie versorgt, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben. So führt ein Energieüberschuss, vor allem in der Spätlaktation zur Verfettung des Tieres und zu einer Vorschädigung der Leber. Das wiederum verursacht Stoffwechselstörungen in der Folgelaktation.

Frühlaktierende Kühe besonders beobachten

Eiweißwerte von unter 3,2 % müssen besonders in der frühen Laktation beachtet werden. Unmittelbar nach der Geburt steigt die Milchmenge stark an, jedoch reicht die Futteraufnahme oftmals nicht aus, um den Bedarf zu decken. Daraus resultieren Probleme wie der Abbau von Körperfett oder Fruchtbarkeitsprobleme (z.B. Eierstockzysten). Damit genügend Milcheiweiß gebildet werden kann, muss die Kuh mit ausreichend nutzbarem Rohprotein versorgt werden, das von den Pansen-Mikroorganismen produziert wird. Dafür ist auch eine ausreichende Energieversorgung der Kuh notwendig.

Viele Faktoren nehmen Einfluss

Beeinflusst wird der Eiweißgehalt von sehr vielen Faktoren. Das sind zum einen die Genetik, aber auch die Rasse und der jeweilige Laktationsabschnitt der Kuh. Zum anderen spielt natürlich auch die Fütterung eine große Rolle. Entscheidend ist dabei die Qualität der Futtermittel, der Energiegehalt, die sogenannten nXP-Werte, also die Menge an Rohprotein im Futter, die Milchkühe im Dünndarm aufnehmen können, der Stärkegehalt und die Stärkebeständigkeit. Wichtig für den Eiweißgehalt sind aber auch das Futtertischmanagement und die Optimierung der Ration, die gezielte Rationsergänzung mit Energie und nutzbarem Eiweiß.
Eine ausgeglichene Mischung der Futtermittel spielt dabei eine wichtige Rolle, schnell und langsam verfügbare Energie und Eiweiße müssen aufeinander abgestimmt sein. Eine solche pansensynchrone Fütterung fördert das Wachstum der Pansenmikroben-Population. Von der Pansenflora kann so mehr bakterielles Eiweiß gebildet werden, das heißt auch die Milcheiweißsynthese wird erhöht. Entscheidend ist auch der Harnstoffgehalt in der Milch, er sollte nicht unter 15 bis 20 mg/l liegen. Zudem sind ein niedriger Zellgehalt und der Milchfettgehalt, aber auch Kuhkomfort, Stallklimatisierung und die Wasserversorgung wichtige und nicht zu unterschätzende Einflussfaktoren auf den Milcheiweißgehalt.

Energieversorgung oft mangelhaft

Vergleicht man Daten von Milchleistungsprüfungen, stellt man fest, dass der Energiemangel auf vielen Betrieben ein Problem darstellt. Vor allem in den Sommermonaten werden die gewünschten Werte oft nicht erreicht. Dabei lassen sich auch Unterschiede zwischen Ackerbau- und Grünlandbetrieben erkennen. In Grünlandregionen lässt sich beispielsweise ein deutlicherer Energiemangel erkennen. Der erforderliche Energiegehalt kann dort schon im Grundfutter nicht erreicht werden, da teilweise keine Maissilage vorhanden ist.
Hohe Eiweißwerte sind häufig in Heumilchbetrieben mit sehr guter Grundfutterqualität zu finden oder in Betrieben mit aufgewerteter oder optimierter Mischration mit zusätzlicher Kraftfuttergabe für hohe Milchleistungen. Niedrige Eiweißwerte haben oft Betriebe mit schlechter Grundfutterqualität, sowie Betriebe mit zu geringer Futteraufnahme.

Unangepasste Energieversorgung bringt Probleme mit sich

Hohe Eiweißwerte fordern die Kühe zwar, aber bei optimaler Fütterung und Haltung haben sie keine Probleme damit. Problematischer hingegen ist die Überversorgung mit Energie zum Ende der Laktation hin. Auf einen solchen Energieüberschuss können beispielsweise hohe Eiweißwerte bei altmelkenden Kühen hinweisen. Die überhöhte Energiezufuhr bringt eine reduzierte Futteraufnahme mit sich, das wiederum begrenzt die Milchmenge.
Niedrige Eiweißwerte in der Milch deuten oft auf eine mangelnde Energieversorgung hin. Bei hohen Milchleistungen von 40 bis 50 kg, wird es aber erst problematisch, wenn der Eiweißgehalt in der Milch auf unter 3 Prozent absinkt. Eine mangelnde Energieversorgung bringt neben vielen Problemen in der Fruchtbarkeit auch Stoffwechsel-, Klauen- und Leberprobleme mit sich, welche durch Ketose verursacht werden und die Leistung der Kühe mindern. Auch die subklinische Acidose ist oft Ursache von niedrigen Eiweißgehalten.
 
Quelle: E. Vogl und M. Waltner (LKV)