Kälberverluste: Bei jedem 2. Kalb ist Durchfall Schuld

Durchfallerkrankungen zählen zu den häufigsten Abgangsursachen im Jungviehstall (45 %). Das geht aus einer in Nordrhein-Westfalen durchgeführten Erhebung zur Kälberaufzucht hervor, an der mehr als 200 Milchviehbetriebe teilgenommen haben. Mit fast 9 % Kälberverlusten besteht in der Kälberaufzucht noch deutliches Optimierungspotenzial. Ziel muss sein, die Verluste unter 5% zu senken!

Durchfallerkrankungen können relativ schnell durch einfache und oft auch kostengünstige Maßnahmen vorgebeugt werden. Das A und O ist ein konsequentes Management. So sollte beispielsweise für das Umstallen der Kälber ein fester Tag in der Woche vorgesehen werden. Damit kann ein Rein-Raus-Verfahren realisiert werden und die Reinigung und Desinfektion der Boxen oder Iglus am gleichen Tag erfolgen. Bisher nutzen lediglich knapp 30 % der Milcherzeuger die Vorteile des Rein-Raus-Verfahrens.
Atemwegserkrankungen gelten als die zweithäufigste Abgangsursache. Hier lässt sich jedoch nicht – wie bei Durchfallerkrankungen – mit einfachen, kostengünstigen Managementmaßnahmen Abhilfe schaffen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, helfen in der Regel nur bauliche Veränderungen. Um Problemen mit Atemwegserkrankungen entgegenzuwirken, bieten sich ein- oder mehrhäusige Stallsysteme unter Außenklimabedingungen an. Pro Kalb sollten 8 – 12 m3 Luftvolumen zur Verfügung stehen. Ist das Luftvolumen zu gering, steigt die Schadgaskonzentration an.
Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Viele Milchviehbetriebe tränken ihre Kälber zu lange. Mehr als die Hälfte der befragten Milcherzeuger gab an, die Kälber länger als acht bis zehn Wochen mit Milch zu versorgen. Das lange Tränken wirkt sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit der Aufzucht aus. Aber nicht nur, dass die Tränkekosten unnötig ansteigen, auch die Umstellung vom Monogastrier zum Wiederkäuer verzögert sich dadurch. Besonders in der Umstellungsphase, wenn die Milch abgesetzt wird, kann es durch die verspätete Grobfutteraufnahme zu einer verzögerten Entwicklung des Kalbes kommen. Letztlich erhöht sich dadurch auch das Erstkalbealter.
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(Bildquelle: Elite Magazin)