Jungkühe gehen viel zu früh ab!

Jungen Kühen muss zu Beginn der Laktation viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn bleiben sie in dieser Zeit gesund, haben sie die größten Chancen alt zu werden. Ergebnisse einer 7-jährigen Studie mit 6.200 Holstein-Kühen.

Ein bedeutender Kostenfaktor in der Milchproduktion sind die hohen Abgangsraten bei Milchkühen. Daraus resultieren hohe Reproduktionsraten, die aus zwei Gründen unökonomisch sind: 1. Die Nutzungsdauer der Kühe sinkt, 2. Die Tiereinsatzkosten erhöhen sich.
An der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern wurden Untersuchungen durchgeführt, um herauszufinden, welche Kühe  wann und warum gemerzt werden. Für diese Studie wurden 6.200 Holstein-Kühe hinsichtlich Erkrankungen und Abgangsursachen untersucht. Über sieben Jahre hinweg wurden Daten auf Betrieben mit Kuhbeständen zwischen 200 und 1.500 Kühen erfasst. Ausgewertet wurden alle Abgänge, außer zu Zuchtzwecken. Hier die Ergebnisse:
Die Hauptabgangsursachen waren Eutererkrankungen, Fruchtbarkeitsstörungen, sowie Erkrankungen an Klauen und Gliedmaßen. Des Weiteren steigen die Abgänge aufgrund von Stoffwechselstörungen tendenziell an.

Jungkühe gehen oft zu früh

Die meisten Abgänge konnten bei den Jungkühen festgestellt werden, hier wurden 29 % ausgemerzt. Das ist unter zwei Gesichtspunkten dramatisch. Zum einen hat noch keine Jungkuh ihre hohen Aufzuchtkosten amortisiert, zum anderen sind diese Kühe noch nicht ausgewachsen und stellen ihr volles Leistungspotenzial erst später unter Beweis. Laut VIT-Angaben erreichen Kühe ihre höchste Leistung erst in der dritten bis vierten Laktation. Im Vergleich zur ersten Laktation geben die Kühe hier im Mittel 18 % mehr Milch. Doch die meisten Holstein-Kühe gehen derzeit mit durchschnittlich 2,5 Laktationen aus dem Bestand. Bezogen auf das aktuelle Leistungsniveau gehen so 14.500 kg Milch pro Kuh verloren, gegenüber Stallgefährtinnen, die die Herde erst nach der vierten Laktation verlassen.

Vermehrte Abgänge zu Laktationsbeginn

Kühe, die innerhalb einer Herde häufiger behandelt wurden, haben ein höheres Abgangsrisiko. Das wurde bereits in zahlreichen Veröffentlichungen belegt. In der vorliegenden Studie wurde nun analysiert, zu welchem Zeitpunkt der Laktation dieses Abgangsrisiko am höchsten ist. Demnach besteht das höchste Merzungsrisiko für Kühe, die in den ersten 30 Laktationstagen erkranken. Dies gilt sowohl für Klauen- und Gliedmaßen-, als auch für Eutererkrankungen, am stärksten jedoch für Fruchtbarkeitsstörungen.

Nicht nur, dass der Anteil gemerzter Jungkühe viel zu hoch ist, sie gehen auch noch innerhalb der Laktation am ehesten ab. 22 % der gemerzten Jungkühe müssen noch innerhalb der ersten 30 Laktationstage den Bestand verlassen. Bei älteren Kühen betrug dieser Anteil hingegen nur 6 %. Doch wo liegen die Ursachen für diese frühen Abgänge?
  • Hohe Anzahl von Erkrankungen zu Laktationsbeginn. 43 % aller Behandlungen werden innerhalb der ersten 30 Laktationstage durchgeführt.
  • 70 % aller Stoffwechsel- und Fertilitätsstörungen entfallen auf den Zeitraum der ersten 30 Tage einer Laktation.
  • Wenig Einfluss auf die hohen Abgangsraten hatten hingegen geringe Einsatzleistungen. Nur bei sehr geringen Milchmengen wurden die Kühe früher ausgemerzt. Auch das Leistungsniveau der ersten Laktation war selten ausschlaggebend.

  • Hohe Anzahl von Erkrankungen zu Laktationsbeginn. 43 % aller Behandlungen werden innerhalb der ersten 30 Laktationstage durchgeführt.
  • 70 % aller Stoffwechsel- und Fertilitätsstörungen entfallen auf den Zeitraum der ersten 30 Tage einer Laktation.
  • Wenig Einfluss auf die hohen Abgangsraten hatten hingegen geringe Einsatzleistungen. Nur bei sehr geringen Milchmengen wurden die Kühe früher ausgemerzt. Auch das Leistungsniveau der ersten Laktation war selten ausschlaggebend.

Lebenseffektivität erhöhen

Ökonomisch gesehen müssen Kühe mindestens 15 kg Milch pro Lebenstag melken, um rentabel zu sein. Daraus resultiert eine Lebensleistung von 30.000 kg Milch in 3,5 Laktationen. Die Lebenseffektivität kann zum einen durch eine Milchleistungssteigerung, aber vor allem durch eine Erhöhung der Nutzungsdauer erreicht werden. Dabei helfen folgenden Punkte:
  • Eine gründliche Tierbeobachtung muss regelmäßig durchgeführt werden, vor allem in den ersten 30 Laktationstagen.
  • Das tägliche Fiebermessen in den ersten sieben Tagen nach der Kalbung hilft, Krankheiten rechtzeitig zu erkennen.
  • Fruchtbarkeitsstörungen in den ersten Laktationstagen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sie führen zu früher Merzung.
  • Besonders jungen Kühen muss zu Beginn der Laktation viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn bleiben sie in dieser Zeit gesund, haben sie die größten Chancen alt zu werden. Ältere Kühe erbringen höhere Leistungen, führen zu geringeren Reproduktionsraten und ermöglichen eine stärkere Leistungsselektion!



  • Eine gründliche Tierbeobachtung muss regelmäßig durchgeführt werden, vor allem in den ersten 30 Laktationstagen.
  • Das tägliche Fiebermessen in den ersten sieben Tagen nach der Kalbung hilft, Krankheiten rechtzeitig zu erkennen.
  • Fruchtbarkeitsstörungen in den ersten Laktationstagen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sie führen zu früher Merzung.
  • Besonders jungen Kühen muss zu Beginn der Laktation viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn bleiben sie in dieser Zeit gesund, haben sie die größten Chancen alt zu werden. Ältere Kühe erbringen höhere Leistungen, führen zu geringeren Reproduktionsraten und ermöglichen eine stärkere Leistungsselektion!

Quelle: Dr. Anke Wangler, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern