Reproduktion

Jeder Tag ZKZ weniger bringt 2,50 €

Die Leistung einer Kuh ist unmittelbar von ihrer Fruchtbarkeit abhängig. Treten Fruchtbarkeitsstörungen auf, hat das meist enorme wirtschaftliche Auswirkungen. Das sollte nicht ignoriert werden.

Fruchtbare Kühe bringen anteilig mehr Kälber zur Welt und produzieren so auch langfristig mehr Milch. Das wirkt sich, unabhängig vom jeweiligen Marktpreis, sehr positiv auf die Ertragssituation des Betriebes aus. Denn ebenso wichtig wie der Marktpreis, sind die zur Vermarktung stehenden Erzeugnisse. Denn nur was erzeugt wird, kann auch verkauft werden, unabhängig vom jeweiligen Marktpreis!

Auch bei der Fütterung gibt es Wechselwirkungen mit der Fruchtbarkeit. So kann beispielsweise eine Totalmischration nur funktionieren, wenn die Herde hinsichtlich Milchleistung und Körperkondition einheitlich ist. Laufen Kühe mit verlängerter Zwischenkalbezeit und erniedrigter Milchleistung in der Herde mit, führt das zu einer (erheblichen) Nährstoffüberversorgung und so zu einer ungewollten Verfettung dieser Tiere. Das wiederum führt zu schwereren Kalbeverläufen, die Anfälligkeit für Gebärmutterentzündungen, Nachgeburtsverhalten und auch für Stoffwechselstörungen ist somit erhöht.

ZKZ kontinuierlich gestiegen

Wichtiger Parameter zur Beurteilung der Fruchtbarkeit ist die Zwischenkalbezeit (ZKZ). Diese ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Die Ursachen dafür sind multifaktoriell und in jedem Milchviehbetrieb anders. Besonders folgende Bereiche sollten deshalb immer wieder kritisch überprüft werden:

  1. Rationsgestaltung und Rationskontrolle: Eine leistungsgerechte Futterration bildet die Basis gesunder und fruchtbarer Kühe. Jedoch kommen Kontrollen diesbezüglich oft zu kurz, viel zu selten wird die errechnete Ration mit der vorgelegten Ration, sowie mit der tatsächlichen Futteraufnahme abgeglichen.
  2. Wasser- und Futterversorgung der Kühe: Die Futteraufnahme der Kühe wird durch das Tier : Fressplatz-Verhältnis nachhaltig beeinflusst. Ziel sollte es deshalb sein, dass jede Kuh einen Fressplatz zur Verfügung hat. Gleiches gilt für die Wasserversorgung, hier sollten mindestens 8 bis 10 cm Trogtränke pro Kuh vorhanden sein. Wird dies unterschritten, leiden besonders Färsen oder Frischabkalber darunter.
  3. Erkrankungen: Schwergeburten, Nachgeburtsverhalten oder Gebärmutterentzündungen wirken sich genauso negativ auf die Fruchtbarkeit aus, wie Ketose oder Labmangenverlagerungen.
  4. Lahmheit: Ist die Beweglichkeit der Kühe durch Klauenerkrankungen behindert, wird das Zeigen von Brunstsymptomen eingeschränkt.
  5. Haltung: Glatte Laufflächen, schmale Laufgänge und Überbelegungen schränken das Ausleben der Brunstsymptome erheblich ein. Helle und luftige Ställe hingegen fördern den Hormonaufbau der Kühe.  
  6. Herdenmanagement und Tierbeobachtung: Getreu nach dem Grundsatz: „Das Auge des Landwirts füttert das Vieh“, kann eine intensive Tierbeobachtung durch keine Technik gänzlich ersetzt werden. Diese kann den Landwirt lediglich durch messbare Parameter unterstützen. Besonders wichtig ist hierbei die Brunstbeobachtung. Viele brünstige Kühe werden nicht oder nur unregelmäßig erkannt, weil diese Tätigkeit meist zu oberflächlich oder während anderer Tätigkeiten im Stall „nebenbei“ erledigt wird. Doch Arbeitszeit sollte hier keinesfalls eingespart werden, denn durch gezielte Tierbeobachtung wird diese bestens entlohnt.

Da die ZKZ stark von der Milchleistung abhängt, gibt es hier keinen festen Zielwert. So ist eine ZKZ von 390 Tagen für eine Herde mit 9.000 bis 10.000 kg Milch im Durchschnitt optimal, für eine Herdenleistung von 8.000 bis 9.000 kg ist sie gerade noch akzeptabel.

 

Welches Ertragspotenzial kann durch eine Reduktion der ZKZ erreicht werden?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurde eine ZKZ von 399 Tagen mit einer ZKZ von 406 Tagen über mehre Laktationen hinweg verglichen. Dabei ergab sich ein Mehrertrag von durchschnittlich 103 kg Milch je Laktation. Wird die ZKZ um einen Tag reduziert, ergibt sich bei einem Milcherzeugerpreis von 0,35 €/kg und zusätzlichen Kälbererlösen eine Gesamtleistung von 5,70 €/Kuh und Tag. Hiervon sind die Kosten für die Produktion dieser Mehrmilch abzuziehen. Außerdem wurde ein Risikozuschlag für das zusätzliche Erkrankungsrisiko aufgrund der steigenden Abkalbezahl berücksichtigt. Milchquotenkosten wurden nicht berücksichtigt. Insgesamt summieren sich die Kosten auf 3,19 € pro Tag. Somit erlöst eine Verkürzung der ZKZ um 7 Tage 2,50 € pro Tag, beziehungsweise 17,50 € pro Woche. Bei einer Herdengröße von 70 Milchkühen und einer Verringerung der ZKZ und einen Tag können so 175 € pro Tag mehr erlöst werden. Bei einer um 7 Tage geringeren ZKZ ergibt sich so ein Mehrerlös von 1.225 €.

Quelle: Bernd Lührmann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LW)