Heu: Qualitätspotentiale erkennen und nutzen!

Wo schlummern die Qualitätspotenziale und welchen Beitrag kann die Technik für hochqualitatives Heu liefern? In einem Projekt an der LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde über zwei Jahre die Heuqualität von österreichischen Betrieben untersucht. Lesen Sie hier die Ergebnisse und wertvolle Tipps für die Praxis!

Zur Erfassung der aktuellen Heuqualitäten auf österreichischen Betrieben organisierten in den Jahren 2010 und 2012 die Fütterungsreferenten der LWKs gemeinsam mit dem LFZ Raumberg-Gumpenstein, Arbeitskreisberatung Milchproduktion, Futtermittellabor Rosenau (LK Niederösterreich), Maschinenring bzw. LKV sowie der ARGE Heumilchbauern ein Heuprojekt mit über 750 interessierten Landwirten: Das Management der Heukonservierung wurde mittels Fragebogen erhoben, um dessen Einfluss auf die Heuqualität auswerten zu können.

Gute Heuqualität ist nicht nur eine Frage des Wetters!

Die Ergebnisse (Tabelle 1) von insgesamt 1.414 Heu- und Grummetproben zeigten, dass sich die Qualitäten im ersten Aufwuchs zwischen den Jahren 2010 und 2012 stark voneinander unterschieden haben, obwohl das Erntedatum nahezu gleich war. Mit einem durchschnittlichen Plus von + 0,3 MJ NEL/kg TM ist für das Raufutter vom ersten Aufwuchs 2012 eine deutlich verbesserte Grundfutteraufnahme zu erwarten. Im Asche- und Phosphatgehalt gab es zwischen den zwei Projektjahren kaum Unterschiede. Der Effekt des Wetters führte im Frühjahr 2012 in hohem Maße zu den besseren Qualitäten, aber nicht alles was mit Futterqualität zu tun hat darf auf das Wetter geschoben werden!
Aus der Untersuchung geht hervor, dass in der Praxis die Betriebe mit einer Heubelüftung die Wiesenbestände um bis zu 20 Tage früher ernten als Landwirte ohne Trocknungstechnik. Belüftungsbetriebe sind schlagkräftiger und nutzen kürzere Sonnenfenster für die Futterkonservierung. Mit der früheren Heuernte ist natürlich eine entsprechende Steigerung der Futterqualität verbunden, außerdem liegen bei der Belüftungstrocknung geringere Rohproteinverluste vor.

Qualitätspotentiale ausschöpfen

Etwa 50 % der Qualitätsunterschiede liegen im Raufutter im Zustand des Pflanzenbestandes – hier stecken noch große Qualitätspotentiale. Der Landwirt kann mit seiner Grünlandbewirtschaftung, insbesondere durch optimale standortangepasste Nutzung, Düngung und Pflege einen sehr positiven Einfluss auf Pflanzenbestand, Ertrag und Qualität ausüben. Reserven werden damit nachhaltig genutzt. Durch folgende Maßnahmen kann die Futterqualität konkret verbessert werden:
 

  • Der bedarfsgerecht gedüngte Pflanzenbestand soll mindestens 60 % wertvolle Gräser enthalten und eine dichte, saubere (Maulwurfshügel!) Grasnarbe aufweisen.
  • Die Mahd ist optimal, wenn der abgetrocknete Bestand um die Mittagszeit geschnitten wird.
  • Eine Schnitthöhe von mindestens 5 cm reduziert eine Verschmutzung des Futters, da Zetter und Schwader nicht kratzend eingestellt werden müssen.
  • Auf „mausfreien“ Flächen ist die Mähaufbereiter-Technik vorteilhaft, weil die Dauer der Feldphase verkürzt wird und mindestens ein Zettvorgang eingespart werden kann. Das aufbereitete Futter lässt sich mit der künstlichen Heutrockung mit geringerem Energieaufwand trocknen, als Erntegut ohne Mähaufbereitung.
  • Die Ladewagentechnik schneidet in der Raufutterqualität besser ab als die gepressten Rund- oder Quaderballen.
  • Der Wassergehalt im Erntegut ist entscheidend für die Höhe der Abbröckelverluste! Ab 35 % und weniger Wasser beginnen die Pflanzenblätter, insbesondere Klee und Kräuter, beim Drücken mit der Hand zu zerbröckeln. Je trockener das Futter wird, desto schonender muss gearbeitet werden, d.h. Fahrgeschwindigkeit 6 bis 8 km/h und Zapfwellendrehzahl 550 U/min oder weniger!
  • Mehr als 40 % Wasser sollten im Erntegut nicht enthalten sein, da ansonsten die Trocknungskosten explodieren.
  • Futter mit einem Wassergehalt von über 25 % kann nur mittels warmer bzw. entfeuchteter Luft unter Dach getrocknet werden. Außerdem muss das Feuchtheu auf der Trocknungsbox optimal verteilt werden, ansonsten können an den verdichteten Stellen Schimmelnester auftreten.
     

Quelle: Reinhard Resch (Allgäuer Bauernblatt)