Gülle: Gase nicht unterschätzen!

Beim Aufrühren der Gülle kommt es immer wieder zu schweren Unfällen aufgrund von Verpuffungen, Explosionen und Vergiftungen, denn ist die Gülle in Bewegung, werden die Güllegase schlagartig freigesetzt und aufgewirbelt. Tipps zur Gülleaufbereitung und Gülleentnahme von Christa Thiex und Dr. Thomas Priesmann, DLR Eifel.

Solange man die Gülle-Dämpfe riecht (Schwefelwasserstoff riecht nach faulen Eiern), besteht eigentlich keine Gefahr. Gefährlich wird es aber immer, sobald die Gase die Geruchssinnenszellen lähmen und diese dann nicht mehr zu riechen sind. Besonders in Altbauten mit schlechter Entlüftung ist die Gefahr groß, dass es zu einer solchen Lähmung der Geruchszellen kommt, denn diese Ställe lassen sich zumeist nur über Öffnungen oberhalb des Futtertisches lüften. Eine hohe (tödliche) Schadgaskonzentration entwickelt sich deshalb zumeist in den Stallabteilen, die in der Nähe des Rührschachtes liegen. Nicht selten entstehen beim Aufrühren, durch das Bewegen der Gülle Dämpfe, die durch die Spalten nach oben entweichen. Hier reicht die Lüftung über den Futtertisch nicht mehr aus. Deshalb sollten Sie unbedingt beim Aufrühren oder Pumpe der Gülle die folgenden Maßnahmen beherzigen:

Für ausreichend Belüftung sorgen

An Stellen, an denen die Gase nicht unmittelbar am Entstehungsort abgesaugt werden oder sich nicht sofort in die Außenluft verflüchtigen, muss mit hohen Gaskonzentrationen gerechnet werden. Deshalb sämtliche Türen und Fenster öffnen, wenn möglich mit zusätzlichem Ventilator über der Vorgrube entweichende Güllegase absaugen. Sind Gruben während des Rührens geschlossen, steigt die Gaskonzentration unweigerlich an. Die Gase können durch kleinste Öffnungen in Ställe oder andere Räume strömen!

Nie alleine im Stall Gülle aufrühren

Bitten Sie sich beim Gülleaufrühren immer eine zusätzliche Person heran, die beobachtend außerhalb des Gefahrenbereichs steht und notfalls eingreifen kann.

Kühe im Fressgitter festsetzen

Auch Tiere sind stark von den Dämpfen gefährdet. Buchten direkt neben dem Rührschacht sollten wenn möglich geräumt werden. Jungvieh oder Kühe können auf hofnahe Weiden oder in eine freie Bucht umgestallt werden. Beim Aufrühren im Boxenlaufstall sollten die Tiere im Fressgitter festgesetzt werden.

Güllezusätze nur bedingt einsetzen

Güllezusätze sollen die Gülle zusätzliche mit Ammoniumstickstoff und Schwefel anreichern. Dadurch können aber auch mehr Schadgase, insbesondere Schwefelwasserstoff freigesetzt werden. Deshalb sollte beim Einsatz eines solchen Flüssigdüngers in die Gülle, die Gülle restlos aus dem Stall gefahren werden oder ein einem separaten Güllebehalter gelagert werden. Bleiben dennoch Gülle-Restmengen übrig, sollten Sie diese mit Wasser verdünnen, auch wenn die künstliche Anreicherung dann widersinnig war. Die Gefahr, dass die Schadgaskonzentration extrem hohe Werte annimmt, ist zu hoch! Das gilt insbesondere, wenn die Gülle im Stall verbleibt, da der Lagerraum (Kanal) in der sich die Schadgase sammeln können deutlicher kleiner ist.

Bei warmen Temperaturen aufpassen

Umsetzungsprozesse (zunehmender Nährstoffgehalt) und die Schadgasbildung steigen, wenn die Temperaturen wärmer werden. Deshalb bei warmem Wetter besonders aufpassen!!