Fruchtbarkeit beginnt bei der Datenanalyse!

Denn nur Messbares lässt sich verändern. Das war das Ergebnis einer Intensivfortbildung mit den belgischen Rinderspezialisten Dr. Bonny van Ranst und Dr. Miel Hostens auf einem Milchviehbetrieb in der Nähe von Bremen. Insbesondere für Tierärzte empfehlen die beiden einen ganzheitlichen Ansatz: Nicht nur das kranke Tier gehört in den Fokus!

Was zunächst einmal widersprüchlich klingt, hat eigentlich Methode: Viele Tierärzte würden sich noch zu sehr auf das Kurieren eines kranken Tieres konzentrieren. Ein Tierarzt solle jedoch nicht nur diese Tiere in den Blick nehmen - was zählt, sei der größere, gesunde Teil der Herde! Deswegen gehe heute kein Weg mehr vorbei an einer umfassenden Bestandsbetreuung, so die beiden belgischen Fruchtbarkeitsexperten Dr. Bonny van Ranst und Dr. Miel Hostens auf einem Seminar von Zoetis.
Fruchtbarkeit ist die Stellschraube für den ökonomischen Erfolg eines Betriebes. Nur bei einer frischmelkenden Herde stimmt die Futtereffizienz. Denn es macht einen Unterschied, ob 21 oder 32 kg Milch aus einer Ration ermolken werden. Und senkt man das Erstkalbealter von 27 auf 24 Monate, kann das bei 50 Färsen schon mal bis zu 43.200 Euro bringen (50 Fräsen * 30 l/Tag * 0,32 €/l * 90 Tage früherer Eintritt in die Laktation)! 40.000 Euro Cashflow für den Betrieb.

Erst die Daten anschauen, dann auf den Betrieb

Um Probleme zu erkennen und tatsächlich etwas verändern zu können, sollte vor dem eigentlichen Besuch im Stall die Datenanalyse stehen. Kennzahlen und Leistungsdaten finden sich in Herdenmanagementprogrammen und der Milchleistungsprüfung. Doch Vorsicht bei der Interpretation der Daten: Kennzahlen wie freiwillige Wartezeit oder Trächtigkeitsrate sind oftmals unterschiedlich definiert! Details zu der Berechnung finden sich – wenn überhaupt - erst tief in den Einstellungen der Herdenmanagementprogramme. Wenn Tierarzt oder Berater eine eigene Auswertung anstellen, lohnt sich zu Beginn der Vergleich, ob eine Zahl bei allen Beteiligten die gleiche Grundlage hat.
Nach einer derzeit durchgeführten Doktorarbeit an der Universität Gent lässt außerdem die Datenqualität vieler Programme zu wünschen übrig. Ein gutes Programm merkt, wenn der Nutzer beispielsweise ein Kalbedatum ohne vorherige Besamung eintragen möchte und verhindert dies. Sogenannte „suspicious data“, also unklare und unlogische Datensätze, können aber große Auswirkungen auf Durchschnittszahlen haben. Liegt die durchschnittliche Zwischenkalbezeit (ZKZ) in einer Herde mit 100 Kühen bei 400 Tagen, können zwei Kühe mit einer ZKZ von 10 diese auf 392 Tage drücken. Andersrum liegt sie bei 412 Tagen, wenn nur zwei Kühe versehentlich mit einer Zwischenkalbezeit von 1.000 Tagen eingetragen sind. Also: Neben den gleichen Bedingungen für Kennzahlen auch die Richtigkeit der eingetragenen Daten überwachen!

Praktische Tipps

Fruchtbarkeit ist komplex und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die bei Problemen auf die richtige Fährte weisen:
  • Besamungslisten anschauen: Auf www.vit.de lassen sich unter „Rinderzuchtwerte“ und „Bullendatenbank“ die Zuchtwerte für Töchterfruchtbarkeit eines jeden Besamungsbullen anschauen. Den genetischen Einfluss eines Vaters auf die Konzeptionsrate sollte man nicht unterschätzen!
  • Je höher der somatische Zellgehalt, desto schlechter werden die Tiere tragend. Also auf gute Eutergesundheit achten!
  • Bei mehreren Besamern den Besamungserfolg (Anzahl Besamungen, Anzahl Trächtigkeiten) dokumentieren. Manchmal hilft eine Schulung!
  • Eine Studie aus den Niederlanden hat rund 100.000 Besamungen statistisch ausgewertet. Dabei kam heraus, dass reinrassige Holsteinkühe bei der ersten Besamung seltener aufnehmen als Tiere anderer Rassen (37 % bei HF, bis zu 45 % bei anderen Rassen). Ein weiterer Einfluss ist das Geschlecht des letzten Kalbes. Mutterkälber sind auch hier positiv. Gegebenfalls gesext besamen!
  • Die freiwillige Wartezeit bis zur ersten Besamung sollte 60 Tage betragen. Vorher nehmen die Tiere schlechter auf!
  • Auch hier wieder die statistischen Fallstricke im Auge behalten: Es dauert, bis sich eine Kennzahl verändert. Vor allem, wenn sie auf „historischen“ Daten beruht! Die Zwischenkalbezeit beispielsweise gibt Hinweise auf die Fruchtbarkeit von vor neun Monaten.

  • Besamungslisten anschauen: Auf www.vit.de lassen sich unter „Rinderzuchtwerte“ und „Bullendatenbank“ die Zuchtwerte für Töchterfruchtbarkeit eines jeden Besamungsbullen anschauen. Den genetischen Einfluss eines Vaters auf die Konzeptionsrate sollte man nicht unterschätzen!
  • Je höher der somatische Zellgehalt, desto schlechter werden die Tiere tragend. Also auf gute Eutergesundheit achten!
  • Bei mehreren Besamern den Besamungserfolg (Anzahl Besamungen, Anzahl Trächtigkeiten) dokumentieren. Manchmal hilft eine Schulung!
  • Eine Studie aus den Niederlanden hat rund 100.000 Besamungen statistisch ausgewertet. Dabei kam heraus, dass reinrassige Holsteinkühe bei der ersten Besamung seltener aufnehmen als Tiere anderer Rassen (37 % bei HF, bis zu 45 % bei anderen Rassen). Ein weiterer Einfluss ist das Geschlecht des letzten Kalbes. Mutterkälber sind auch hier positiv. Gegebenfalls gesext besamen!
  • Die freiwillige Wartezeit bis zur ersten Besamung sollte 60 Tage betragen. Vorher nehmen die Tiere schlechter auf!
  • Auch hier wieder die statistischen Fallstricke im Auge behalten: Es dauert, bis sich eine Kennzahl verändert. Vor allem, wenn sie auf „historischen“ Daten beruht! Die Zwischenkalbezeit beispielsweise gibt Hinweise auf die Fruchtbarkeit von vor neun Monaten.