Räudemilben

Fressen statt kratzen

Ihre Kühe haben angefangen sich zu scheuern und zu kratzen? Jungtiere schlagen ständig mit dem Kopf und Schwanz? Manchmal treten sogar blutige Stellen auf? Die Ursache könnten Räudemilben sein. Diese bedeuten nicht nur Stress für das Tier, sondern auch empfindliche Verluste für den Betrieb.

Räudemilben sind sehr weit verbreitete Hautparasiten, die eine allergische Reaktion hervorrufen. Diese löst einen extremen Juckreiz aus und zeigt sich deutlich in haarlosen, rauen, verdickten und zum Teil nässenden Hautstellen. Befallene Tiere erkennt man schnell daran, dass sie sich ständig an der Aufstallung reiben und kratzen.

Futteraufnahme sinkt

Dieser starke Juckreiz, der großen Stress für das Tier bedeutet, verursacht schleichend wirtschaftliche Einbußen. Durch eine niedrigere Futteraufnahme werden schlechtere Tageszunahmen erzielt, dadurch entsteht eine längere Aufzuchtphase und ein hohes Erstkalbealter. Eine enttäuschende Einsatzleistung und Stoffwechselprobleme bei Milchkühen und verminderte Mastleistungen bei Fleischrindern sind die Folge.
 
Es können mehrere Milbenarten unterschieden werden, die jeweils ein anderes Krankheitsbild hervorrufen. Sie unterscheiden sich in der betroffenen Körperregion und in den Hautschäden, die sie verursachen. Besonders betroffen sind Ohrgrund, Fesselbeuge und Schwanzwurzel.

 
Milben werden zugekauft

Übertragen werden die Milben durch den direkten Körperkontakt von Tier zu Tier. In die Herde gelangen sie meist über einen Tierzukauf. Tückisch hierbei ist, dass es Milbenträger gibt, die nicht sichtbar erkannt werden können, aber trotzdem eine Infektionsquelle darstellen. Daher hilft nur, zugekaufte Tiere unter Quarantäne zu stellen und gegen Parasiten zu behandeln.

Kuhbürste als „Seuchenschleuder“

Kuhbürsten werden von infizierten Tieren gerne und ausgiebig genutzt, da sie den Juckreiz lindern. Allerdings können sie auch Hauterkrankungen aller Art verbreiten. Man sollte die Kuhbürste daher sofort abmontieren,  wenn ein Fall von Räude in der Herde bekannt wird. Vor einer erneuten Anbringung sollten mindestens 10 Wochen gewartet werden, da die Milben ohne Kuh rund 10 Wochen überleben können. Im Zweifelsfall ist es sinnvoll, die Bürste mit einem antiparasitischen Mittel zu behandeln.

Aufgusspräparat oder Injektat?

Räude breitet sich rasch von Tier zu Tier aus, somit ist eine Einzeltierbehandlung nicht sinnvoll. Um die Räude erfolgreich in den Griff zu bekommen, ist eine Bestandsbehandlung mit modernen Antiparasitika die beste Lösung. Die Stallruhe kann so wieder hergestellt werden. Dadurch wird die Futteraufnahme angeregt und die Leistungsfähigkeit gesteigert.
 
Für Milchkühe eignen sich Aufgusspräparate am besten, da diese keine Wartezeit auf Milch verursachen. Allerdings sind in Deutschland nur zwei solcher Aufgussmittel zugelassen. Jungtiere hingegen können mit Injektionen behandelt werden. Nähere Informationen finden Sie in Tabelle 2.
Hausmittel wie Salatöl oder Schweineschmalz können zwar Hautverschorfungen heilen und den Juckreiz lindern, jedoch bekämpfen sie nicht die Ursache.
Bei der Behandlung sollte die Wirkdauer der einzelnen Präparate beachtet werden. Diese beträgt je nach Mittel, zwischen vier und zehn Wochen. Nur wenn die Präparate lange wirken, können sie auch die Zeitspanne abdecken, in der die Milben in der Umgebung überleben können. Betriebe, die wiederkehrend Probleme mit Räude haben, sollten bereits in der Aufzucht eine Bekämpfung gegen Hautparasiten durchführen.
Quelle: Dr. med. vet. Jutta Berger, Tierärztin