"Es wird keine Milchschwemme geben!"

Eine Überschwemmung des Weltmarktes mit Milch wird es nicht geben - so die Prognose mehrerer Marktexperten auf der Konferenz Alltech Global 500 in Dublin. Dennoch gibt es einige Herausforderungen zu meistern.

 Bill Cordingley von der Rabobank sieht das größte Problem für die Zukunft darin, die Milch dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Nur acht Länder (wobei die EU als ein einziges Land betrachtet wird) produzieren signifikante Milchüberschüsse. Diese acht Milchstaaten machen 83% des Welthandels aus. Im Gegensatz dazu gibt es Länder wie Brasilien, die 97 % unter ihrem Milchprodukte-Bedarf produzieren. Entsprechend sieht Cordingley dem Ende der Quote gelassen entgegen. Die weltweite Milchproduktion werde sich zwar bis 2020 noch ausweiten, aber das sei nicht beunruhigend. Immerhin sei in den letzten sechs Jahren die Milchproduktion bereits um 57% gestiegen – ohne dass sich größere Verwerfungen am Markt ergeben hätten. Einen Anstieg der Milchproduktion erwartet Cordingley in Ländern mit geringen Produktionskosten wie Neuseeland, Australien, Uruguay oder Argentinien. 
Die Karte zeigt Länder mit Milchüberproduktion und Milchbedarf.

(Bildquelle: Elite Magazin)

Eine ähnliche Prognose gab Katrine Lecornu von den European Dairy Farmer (EDF) ab. Sie ist der Überzeugung, dass die EU-Produktion den Weltmarkt nach Quotenende nicht überschwemmen wird. Bereits seit 2006 hätte sich die Milchproduktion nach oben entwickelt und läge jetzt auf einem fast konstanten Niveau. Lecornu erwartet einen Anstieg von etwa 4%. Insbesondere aus Regionen um die Nordsee werde mehr Milch erwartet. Allerdings gäbe es auch viele Regionen, in denen die Milchproduktion sinken wird. Kontrakte werden künftig die Milchquote ersetzen, der Weltmarktpreis wird sich dem EU-Milchpreis annähern, ist Lecornu überzeugt.
Auf die wachsende Bedeutung der asiatischen Märkte verwies Dr. Mark Lyons, der zurzeit in China arbeitet. In den kommenden Jahren könnte in China die Nachfrage nach Milch, Fleisch und Eiern nochmal um 50% steigen. Zurückzuführen sei dies auf die wachsende Mittelschicht (bald werden 75% aller Chinesen dieser angehören) und auf das damit einhergende Wirtschaftswachstum. Dadurch stehe der Bevölkerung mehr Geld für Lebensmittel zur Verfügung. Das Problem sei jedoch, dass die Nachfrage insbesondere in den Städten stark wächst, 90% der Kühe aber in Nordchina zu finden sind, dort wo kaum Menschen lebten. Von den insgesamt 14,4 Mio. Milchkühen werden nur 7 Mio. gemolken, da sich mit der Fleischproduktion deutlich mehr Geld verdienen lässt. Günstig aus europäischer Sicht zu bewerten ist, dass die Chinesen eher importierten Produkten vertrauen als den eigenen. China werde also ein Markt der Zukunft sein. Mit viel Geduld und gut ausgebildeten Arbeitskräften ist es möglich, in China Milchkuhbetriebe aufzubauen und rentabel zu produzieren.