19. IFCN Dairy Conference

Weltweit 35 Prozent mehr Milch bis 2030

Die globale Nachfrage nach Milch wächst erheblich und damit im Umkehrschluss die erforderliche Produktion. So lautet die Langzeitprognose des IFCN Dairy Research Network. Südasien ist dabei der Schauplatz Nr. 1

Pünktlich zum Beginn der 19. Konferenz des International Farm Comparison Network Dairy (IFCN) in Irland veröffentlichten die Wissenschaftler des gemeinsamen IFCN Dairy Research Network ihre milchwirtschaftliche Langzeitprognose, den IFCN Longterm Dairy Outlook. Das Resümee aus der IFCN Vision" der globalen Milchwirtschaft in 2030 lautet: Es wird mehr Milch gebraucht, um die weltweite Nachfrage in 2030 decken zu können. Und für die Umsetzung werden und müssen neue Technologien Unterstützung leisten.
Ebenfalls neu herausgegeben ist die aktuelle IFCN-Kurzzeit-Prognose, siehe unten.

"Bis 2030 wird die Produktion und Nachfrage von Milch um 35 % ansteigen"

"Es wird mehr Milch auf dem Weltmarkt gebraucht werden. Und das nicht nur, weil die Weltbevölkerung wächst, sondern auch weil der Pro-Kopf-Konsum an Milchprodukten steigen wird. Und zwar aufgrund von wachsendem Wohlstand der Bevölkerung, aber auch, weil weltweit in die Entwicklung der Milchprodukte investiert wird," das erklärt Dr. Torsten Hemme, der Hauptgeschäftsführer und Gründer des IFCN. Er betont dazu, dass diese Nachfrage von einer weiter steigenden globalen Milchproduktion gedeckt werden wird. Denn die internationalen strukturellen Veränderungen der Milchviehbetriebe werden sich fortsetzen und die Milcherzeuger werden ihre Milchproduktion weiter intensivieren. So bezifferte Dr. Hemme: Bis 2030 sagt das IFCN einen Anstieg der globalen Milchproduktion sowie Nachfrage nach Milch von insgesamt 35 % voraus."

Für Südasien wird das größte Entwicklungspotential erwartet

Folgt man der IFCN-Prognose, dann wird sich die Entwicklungs-Story" der Milcherzeugung fortsetzen. In den vergangenen 13 Jahren ist die Milchnachfrage und Milchproduktion von 636 auf 864 Mio. t ECM (Energie-korrigierte Milch) angestiegen, was einen Wachstum von 36 % entspricht (24 % von 2007 bis 2017). Und für die kommenden 13 Jahre prognostiziert das IFCN nochmal dasselbe Wachstum von 35 % mit einer Expansion der Milchproduktion auf 1.168 Mio. t ECM. Im Umkehrschluss daraus müssen 304 Mio. t Milch mehr erzeugt und konsumiert werden.
Nachfrage: Die Weltbevölkerung wird bis dahin – nach der IFCN-Prognose – auf 8,7 Milliarden Menschen (+ 1,2 Milliarden, entspricht + 16 %) anwachsen. Und der Pro-Kopf-Konsum von Milchprodukten soll um 19 kg ME (Milchäquivalent) auf 135 kg ME pro Person ansteigen. Die ansteigende Entwicklung wird nicht von den westlichen Regionen beeinflusst werden, sondern im Wesentlichen von der in Südasien. So geht das IFCN davon aus, dass der größte Anstieg im Pro-Kopf-Konsum von Milchprodukten mit einem Zuwachs von 40 % auf 196 kg ME pro Person und Jahr in Südasien verzeichnet werden wird. 
Produktion: Auch in Bezug auf die Milchproduktion ist der Hauptschauplatz für diese Entwicklung Südasien. Mehr als die Hälfte des weltweiten Produktionswachstums werde laut dem IFCN dort verzeichnet. Das heißt, dass dort die regionale Produktion um 64 % auf 392 Mio. t Milch (ECM) ansteigen wird. Einzuordnen ist dabei allerdings, dass diese Milch überwiegend auf einem Haushaltslevel konsumiert und im heimischen Markt produziert werden soll. Diese Milchmenge werde laut dem IFCN also nur einen sehr kleinen Einfluss auf den globalen Milchmarkt haben.
Insgesamt sollen weltweit 417 Mio. Milchrinder, Milchschafe und Milchziegen diese Milch in 2030 produzieren. Das wären 12 % mehr als heute. Aber auch hier findet das Herdenwachstum nicht im Westen statt. Das IFCN erwartet, dass insbesondere zwei Regionen ihre Herden aufstocken. Und das sind Südasien und Afrika, zusammen könnten sie 2030 66 % der gesamten Milchviehpopulation der Welt beherbergen. Das geringste Herdenwachstum wird in der Europäischen Union (EU-28) erwartet (+ 1.1 %). Der globale Anstieg der Milchproduktion werde laut dem IFCN im wesentlichen durch einen Anstieg der Milchleistung pro Tier getragen, als von dem Anstieg der totalen Anzahl an Milchtieren.
Das IFCN geht für die kommenden 13 Jahre auch davon aus, dass sich der Strukturwandel fortsetzt. Und das weltweit. So erwarten die Wissenschaftler, dass sich die Zahl an Milchviehbetrieben auf 104 Mio. reduzieren wird, also etwa 14 Mio. Betriebe ihre Milchproduktion einstellen. Weniger Betriebe werden also auf der ganzen Welt mehr Milch produzieren.
Milchpreisentwicklung: Die Höhe des langfristigen globalen Durchschnittsmilchpreises schätzt das IFCN auf 41 USD/100 kg Milch (ECM 4,0 % Fett und 3,3 % Eiweiß). Ausgehend von diesem Preislevel wird vorhergesagt, dass sich die globale Nachfrage nach Milch und das Angebot ausbalancieren werden. Im Vergleich zu dem durchschnittlichen Milchpreis in 2017 liegt das Level um 15,5 % höher. Nichtsdestotrotz, das prognostizierte Niveau ist vergleichbar zu dem durchschnittlichen Weltmilchpreis von 40 USD/ 100k g Milch in dem Zeitraum 2007 bis 2014.
Zur Info: Die IFCN-Langzeitprognose wurde auf Basis des Feedbacks von 100 IFCN Wissenschaftspartnern ermittelt, berücksichtigt werden dabei immer die letzten 12 Monate. Den Bericht zur Prognose (auf Englisch) finden Sie unter News auf der Website des IFCN: https://ifcndairy.org/news/

Kurzzeitprognose: Der Weltmilchpreis liegt bis Ende 2018 bei 30 bis 32 €/100 kg

Die Kurzzeit-Prognose des IFCN deutet aktuell auf eine sich fortsetzende Steigerung der weltweiten Milchanlieferung. Auch wenn sich das globale Wachstum der Milchmenge in 2018 im Vergleich zu 2017 und 2016 eindeutig verlangsamt hat. Schlüsselfaktoren für die geringere Steigerung des globalen Milchangebots in 2018 sind laut des IFCN die klimatischen Störungen in Neuseeland, der EU und Argentinien sowie die schwierige wirtschaftliche Situation für die Dairyfarmer in den USA.
Für das zweite Halbjahr in 2018 erwartet das IFCN, dass das Milchaufkommen am Weltmarkt und die Nachfrage besser aufeinander abgestimmt sind. Dies bei einem voraussichtlichen Level des Weltmilchpreises von 35 bis 37 USD/ 100 kg Milch bzw. 30 bis 32 €/ 100 kg Milch.
Quelle: IFCN
Bearbeitet: Berkemeier