Emissionen aus der Milchviehhaltung – Können wir das Ausmaß beeinflussen?
Seit nun mehr 3 Jahren laufen in dem 2010 fertiggestellten Außenklima-Versuchsstall auf dem Lehr- und Versuchsgut Haus Riswick Untersuchungen zu Emissionen von klimaschädlichen Gasen aus der Milchviehhaltung. Welche Erkenntnisse bisher gewonnen wurden, erfahren Sie hier.
International erste Studie unter Praxisbedingungen
Der Stall ist in drei Stallabteile gegliedert, dabei unterscheidet sich nur die Bodengestaltung: Zwei Bereiche sind mit Spaltenboden und darunter liegendem Güllekanal ausgelegt und das dritte mit planbefestigtem Boden. Ansonsten sind die Ausführungen der Liegeboxen (Hochboxen mit Gummimatratze und Späneeinstreu) und die Anordnungen der Wiegetröge und Tränken identisch. Der jeweilige Luftraum der Stallabteile ist durch Folienwände vom First bis zum Boden abgetrennt, sodass sich die Luftmengen und die darin befindlichen Gaskonzentrationen nicht vermischen können. Die Stallluft wird über Schlauchsysteme aus den verschiedenen Stallbereichen gezogen und über einen Gaschromatographen analysiert. Eine besondere Herausforderung stellte bei den Untersuchungen die Berücksichtigung der teilweise enorm hohen und immer variierenden Luftwechselraten im Stall dar. Die dadurch bedingten Verdünnungseffekte mussten penibel berücksichtigt werden, um sichere Ergebnisse zu gewinnen.
![Versuchsstall](https://flm.elite-magazin.de/flm/upload/w_600,h_450,c_1,g_Center,q_60/https://www.elite-magazin.de/img/7/6/0/4/b/0/90732951_f55d00e531.jpg)
Einblick in den Versuchsstall: Ausgestattet mit Wiegetrögen an beiden, außenliegenden Futtertischen und durch Folienwände voneinander getrennte Stallbereiche. (Bildquelle: Elite Magazin)
Methanemissionen zu 80 % direkt von den Kühen
Spalten- oder planbefestigter Boden macht kaum einen Unterschied
Insgesamt zeigten die Messungen im Jahresmittel teilweise überraschende Ergebnisse: Der planbefestigte Boden, bei dem eigentlich der Mist zügig aus dem Stall geräumt wird, schnitt im Vergleich mit unerwartet hohen Emissionen pro Großvieheinheit (GV) und Tag ab. So waren die gemessenen Methan (CH4)- und Ammoniak (NH3)- Konzentrationen im System Spaltenboden ohne regelmäßiges Aufrühren am geringsten (um 16 % geringer als im gerührten System; um 7 % geringer als im planen System). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Werte hohe Varianzen aufwiesen und damit nicht signifikant abgesichert sind, sowie das beim planbefestigten Boden die Emissionen aus der Lagerung nicht mitberücksichtigt wurden.
Stallsystem |
CH4 in g pro GV und Tag |
NH3 in g pro GV und Tag |
Spaltenboden mit regelmäßigem Gülleaufrühren |
375 |
36 |
Spaltenboden ohne Gülleaufrühren |
322 |
28 |
Planbefestigt mit Schieberentmistung (ohne Berücksichtigung des Güllelagers!) |
345 |
34 |
Weniger Methanausstoß bei maissilagebetonter Ration
- es wurden die Auswirkungen einer grassilagebetonten (600 g/kg TM Grassilage; 110 g/kg TM Maissilage) und einer maissilagebetonten (167 g/kg TM Grassilage; 590 g/kg TM Maissilage) Ration (+ Struktur und Konzentrat-FM) auf den Methanausstoß verglichen
- sowie der Einfluss eines Futterzusatzes (nur für den Versuch zugelassen) von Akazientanninen (Bitterstoffe, welche die Akazie vor Verbiss schützen), die proteinbindend wirken sollen und damit möglicherweise in der Lage dazu sind die Ammoniakemissionen zu senken. Der Zusatz wurde jeweils über 6 Wochen mit 1 % und 3 % der Trockenmasse (TM)-Aufnahme oral über die Ration verabreicht.
Die Futteraufnahme der einzelnen Tiere konnte über Wiegetröge und Wiegetränke exakt ermittelt werden, was letztendlich Aussagen über die Emissionen pro kg TM-Aufnahme erlaubt.
Ergebnis Rationsvergleich
- es wurden die Auswirkungen einer grassilagebetonten (600 g/kg TM Grassilage; 110 g/kg TM Maissilage) und einer maissilagebetonten (167 g/kg TM Grassilage; 590 g/kg TM Maissilage) Ration (+ Struktur und Konzentrat-FM) auf den Methanausstoß verglichen
- sowie der Einfluss eines Futterzusatzes (nur für den Versuch zugelassen) von Akazientanninen (Bitterstoffe, welche die Akazie vor Verbiss schützen), die proteinbindend wirken sollen und damit möglicherweise in der Lage dazu sind die Ammoniakemissionen zu senken. Der Zusatz wurde jeweils über 6 Wochen mit 1 % und 3 % der Trockenmasse (TM)-Aufnahme oral über die Ration verabreicht.
Bei einer durchschnittlichen Trockenmasseaufnahme (TM) von 21 kg pro Kuh und Tag schnitten die Kühe mit der maisbetonten Ration mit einem etwas geringeren Methanausstoß pro Tag besser ab. So lagen die durchschnittlichen Werte der „Grassilagegruppe“ bei 360 g Methan pro Kuh und Tag und bei der „Maissilagegruppe“ um etwa 20 g niedriger, bei 340 g pro Kuh und Tag. Den Verlauf der Versuchsergebnisse finden Sie in der folgenden Grafik, wobei in den ersten zwei Wochen eine Anpassungsfütterung für die Versuchskühe erfolgte (beide Gruppen erhielten die gleich Ration).
![Methanemission](https://flm.elite-magazin.de/flm/upload/w_600,h_450,c_1,g_Center,q_60/https://www.elite-magazin.de/img/1/a/3/7/5/e/90732926_c3af7736c7.png)
Methanemission der grassilage- und der maissilage-betonten Ration im Vergleich (Bildquelle: Elite Magazin)
Ergebnis Akazientannine
In der ersten Versuchsphase erhielt die Versuchsgruppe die 1 %ige Tanningabe, die dann in der zweiten Phase auf 3 % angehoben wurde. Die folgende Grafik gibt die Ergebnisse übersichtlich wieder: Versuch- und Kontroll (keine Tanningabe)-Gruppe unterscheiden sich bei einer 1 %- Gabe nicht bezüglich ihrer Ammoniakausscheidungen. Bei der 3 %-Gabe allerdings schon: die NH3-Ausscheidung lag zwischen 30 bis 40 g geringer als in der Kontrollgruppe.
![Ammoniakemission](https://flm.elite-magazin.de/flm/upload/w_600,h_450,c_1,g_Center,q_60/https://www.elite-magazin.de/img/5/b/7/8/2/9/90732927_ebea0bfafa.png)
Einfluss einer 1 %- und einer 3 %-Gabe von Akazientanninen auf die Ammoniakemissionen (Bildquelle: Elite Magazin)
Je höher die Leistung, desto geringer die Emission je Liter Milch
Bei all dem sollte die bedarfs- und leistungsgerechte Ernährung der Kühe an erster Stelle stehen – denn so waren sich alle Beteiligten im Versuch einig: Die Emission klimarelevanter Gase auf den Liter Milch bezogen, ist bei hochleistenden Kühen (10.000 kg +) deutlich geringer als bei Kühen mit einer Milchleistung unterhalb von 8.000 bis 9.000 kg! Eine intensive Fütterung unserer Milchkühe, die deren genetisches Leistungspotenzial ausschöpft, ist laut Dr. Hoppe auch aus Sicht des Klimaschutzes gut zu vertreten.