Endoparasitosen Teil 2

Diese Erreger sollten Sie bei der Weidehaltung beachten!

Endoparasitosen kommen in der Kälber- und Jungrinderaufzucht häufig vor. Die wichtigsten Erreger der Stallhaltung haben wir Ihnen letzte Woche vorgestellt, nun geben wir einen Überblick über die bedeutendsten Erreger bei der Weidehaltung. Erfahren Sie hier wie Sie erfolgreich dagegen vorgehen!

Weidekokzidiose:

Der Erreger der Weidekokzidiose ist Eimeria alabamensis. Kälber und auch Färsen, die zum ersten Mal auf die Weide getrieben werden, infizieren sich sofort nach dem Auftrieb auf vorjährig von Jungrindern genutzten Weiden mit den überwinterten Oozysten. Die Präpatenz dieser Eimeria-Art, die den Dünndarm besiedelt, beträgt nur 6 bis 8 Tage. Knapp 2 Wochen nach dem Austrieb auf die Weide entwickeln meist alle Kälber und Färsen einen schaumig-wässrigen, unblutigen Durchfall und scheiden für wenige Tage bis mehrere Monate mehrere Millionen Oozysten mit dem Kot aus. Die Tiere können in dieser Zeit mehr als 20 kg Körpermasse verlieren.
Metaphylaxe und Prophylaxe: Ein Weidekokzidiose-Ausbruch kann verhindert werden, wenn in den ersten 2 Weidewochen eine tägliche wechselnde Proportionsweideführung erfolgt. Der metaphylaktische Einsatz eines Antikokzidiums ist bislang in Wirkung und Wirtschaftlichkeit noch nicht ausreichend erprobt.

Trichostrongylidose (Parasitäre Gastroenteritis):

Trichostongylidosen des Rindes sind typische Weideinfektionen. In der Regel erleiden nur Jungrinder während ihrer ersten Weideperiode subklinische oder klinische Schäden. Der Labmagenparasit Ostertagia ostertagi ist dabei die pathogenste Art, die fast immer in Mischinfektionen mit weiteren Arten (Cooperia spp., Nematodirus spp. u.a.) vorkommt. Das Infektionsgeschehen erfolgt jährlich wiederkehrend nach immer dem gleichen saisonalen Muster: Erstsömmrige Rinder infizieren sich nach dem Frühjahrsaustrieb mit Trichostrongylidenlarven, die auf einer vorjährig von Jungtieren beweideten Fläche überwintern. Diese Infektion bringt kaum Schäden mit sich, führt aber nach Ablauf einer etwa ±3-wöchigen Präpatenz zur zunehmenden Eierausscheidung. Daraus resultiert eine erneute Kontamination der Weide mit infektiösen Trichostrongylidenlarven, die ihr Maximum in der zweiten Hälfte der Weide erreicht. Das größte Ansteckungsrisiko besteht dann etwa ab dem 2. bis 3. Weidemonat (Mitte Juli bis Mitte September).
Metaphylaxe und Prophylaxe: Das Ziel einer planmäßigen Trichostrongylidenbekämpfung ist es, erstsömmrige Rinder zu schützen, wobei gleichzeitig die Ausbildung einer Immunität nicht beeinträchtigt wird. Dazu stehen seit Jahren verschiedene, in der Praxis erprobte und wirtschaftlich erfolgreiche Verfahren zur Verfügung. Zwei davon werden nachfolgend genannt:
  • Intraruminale Applikation eines Langzeitbolus (Fenbendazol-Slow-Relase-Bolus) an alle Jungringer einer Herde beim Austrieb auf eine Standweide.
  • Zweimalige Aufguss-Applikation eines makrozyklischen Laktons (Doramectin, Eprinomectin, Ivermectin, Moxidectin) an alle Jungrinder einer Herde beim Austrieb sowie 8 Wochen danach.

  • Intraruminale Applikation eines Langzeitbolus (Fenbendazol-Slow-Relase-Bolus) an alle Jungringer einer Herde beim Austrieb auf eine Standweide.
  • Zweimalige Aufguss-Applikation eines makrozyklischen Laktons (Doramectin, Eprinomectin, Ivermectin, Moxidectin) an alle Jungrinder einer Herde beim Austrieb sowie 8 Wochen danach.

Dictyocaulose

Diese Lungenwurminfektion ist eine typische Weideinfektion. Auch hier besteht in der zweiten Hälfte der Weideperiode das höchste Infektionsrisiko. In Dictyocaulus-Endemiegebieten ist aber das Infektionsgeschehen nicht eindeutig vorhersehbar. Witterungsbedingt gibt es Jahre mit hoher Morbidität und andere Jahre fast ohne Erkrankungen. Jungrinder infizieren sich entweder durch Lungenwurmlarven, die auf der Weide überwintern oder die zuvor von älteren Rindern ausgeschieden worden waren.
Metaphylaxe und Prophylaxe: Ziel der Bekämpfung ist es, Jungrinder vor den Auswirkungen eines starken Befalls zu schützen, ihnen aber gleichzeitig eine Immunisierung zu ermöglichen. In lungenwurmfreien Beständen sollte das Risiko einer Einschleppung minimiert werden. Die bei der Trichostrongylidose genannten meta- und prophylaktischen Medikationen sind prinzipiell auch gegen Infektionen mit Dictyocaulus viviparus wirksam. Allerdings kann es insbesondere nach Einsatz des Langzeitboli aufgrund der ausgezeichneten Wirkung zur Interferenz mit der Immunitätsausbildung kommen. Des Weiteren helfen weidetechnische Maßnahmen, um den Lungenwurmbefall und seine klinischen Auswirkungen gering zu halten, dazu zählen:
  • Wahl eines möglichst späten Austriebstermins (nicht vor Mitte Mai)
  • Verkürzung der Weidesaison (weniger als 5 Monate)
  • Mahdnutzung der Weide vor dem Austrieb
  • Zufütterung auf der Weide

  • Wahl eines möglichst späten Austriebstermins (nicht vor Mitte Mai)
  • Verkürzung der Weidesaison (weniger als 5 Monate)
  • Mahdnutzung der Weide vor dem Austrieb
  • Zufütterung auf der Weide

Quelle: Dr. Christian Bauer (Justus-Liebing-Universität Gießen)