Siloking

Der "König" der Selbstfahrer

Einem traditionsbewussten Vater, französischen Siloblockschneidern und Holzspaltern haben es die Milcherzeuger letztlich zu verdanken, dass ihnen selbstfahrende Futtermischwagen heute auf vielen Betrieben die Arbeit erleichtern. Die Geschichte des umtriebigen Tüftlers Georg Mayer und seiner Produkte.

eine Milchkuherde ausreichend mit Futter zu versorgen – heute ist dies dank voluminöser selbstfahrender Futtermischwägen und automatischer Fütterungsanlagen längst kein Hexenwerk mehr. Doch Anfang der 80iger, als der frisch diplomierte Agraringenieur Georg Mayer vor die Pforten der Hochschule in Landshut trat, glich diese Ansinnen noch fast einer Utopie. Da wurde noch mit Muskelkraft tonnenweise Silage, Heu und Kraftfutter in die Ställe gekarrt und mit der Forke verteilt. Vielerorts wurde im Sommer noch Gras gefüttert. Um die Durchfahrt mit dem Ladewagen sicherzustellen, wurde der Mais oftmals mit der Schubkarre transportiert und im Stall verteilt.
Mayer

Geschäftsführer und Tüftler Georg Mayer (Bildquelle: Elite Magazin)

eine Milchkuherde ausreichend mit Futter zu versorgen – heute ist dies dank voluminöser selbstfahrender Futtermischwägen und automatischer Fütterungsanlagen längst kein Hexenwerk mehr. Doch Anfang der 80iger, als der frisch diplomierte Agraringenieur Georg Mayer vor die Pforten der Hochschule in Landshut trat, glich diese Ansinnen noch fast einer Utopie. Da wurde noch mit Muskelkraft tonnenweise Silage, Heu und Kraftfutter in die Ställe gekarrt und mit der Forke verteilt. Vielerorts wurde im Sommer noch Gras gefüttert. Um die Durchfahrt mit dem Ladewagen sicherzustellen, wurde der Mais oftmals mit der Schubkarre transportiert und im Stall verteilt.

Die erste Erfindung floppte

den Siloturner, eine einfache Vorrichtung zum „drehen“ von Siloblöcken auf dem Futtertisch. Damit wollte Mayer es seinen Berufskollegen ermöglichen, auch bei Grasfütterung Silomaisblöcke auf dem Futtertisch zu lagern. Doch es fand sich kein einziger Abnehmer für die erste Mayer’sche Erfindung. Nachdem sich dann auch noch herausstellte, dass einige der von dem jungen Tüftler zu dieser Zeit vertriebenen französischen Siloblockschneider bereits nach relativ kurzer Einsatzdauer ihren Dienst zu quittieren drohten, schien das Thema Mayer und Silotechnik eigentlich abgehakt. Zumal damals vor allem der Vertrieb von Holzspaltern für die wirtschaftliche Basis der jüngst gegründeten „Werksvertretung für landwirtschaftliche Maschinen“ sorgte. Doch das Rindvieh ließ Mayer nicht los, 1990 wurden Kälberiglus (Flixbox), etwas später die markante rotblaue Kuhbürste (HappyCow) ins Vetriebsprogramm aufgenommen. Das sollte Folgen haben! Denn in den unzähligen Vetriebsgesprächen mit den bayerischen Milchbauern kam Georg Mayer die Idee zu den Erfindungen, die das oberbayersiche Familienunternehmen schlagartig verändern sollte: Der Silokamm!
Siloturner

der Siloturner war die erste Entwicklung aus dem Hause Mayer Siloking. (Bildquelle: Elite Magazin)

den Siloturner, eine einfache Vorrichtung zum „drehen“ von Siloblöcken auf dem Futtertisch. Damit wollte Mayer es seinen Berufskollegen ermöglichen, auch bei Grasfütterung Silomaisblöcke auf dem Futtertisch zu lagern. Doch es fand sich kein einziger Abnehmer für die erste Mayer’sche Erfindung. Nachdem sich dann auch noch herausstellte, dass einige der von dem jungen Tüftler zu dieser Zeit vertriebenen französischen Siloblockschneider bereits nach relativ kurzer Einsatzdauer ihren Dienst zu quittieren drohten, schien das Thema Mayer und Silotechnik eigentlich abgehakt. Zumal damals vor allem der Vertrieb von Holzspaltern für die wirtschaftliche Basis der jüngst gegründeten „Werksvertretung für landwirtschaftliche Maschinen“ sorgte. Doch das Rindvieh ließ Mayer nicht los, 1990 wurden Kälberiglus (Flixbox), etwas später die markante rotblaue Kuhbürste (HappyCow) ins Vetriebsprogramm aufgenommen. Das sollte Folgen haben! Denn in den unzähligen Vetriebsgesprächen mit den bayerischen Milchbauern kam Georg Mayer die Idee zu den Erfindungen, die das oberbayersiche Familienunternehmen schlagartig verändern sollte: Der Silokamm!

Vom Silokamm zu Selbsfahrer

Anfang der 90iger begannen auch in Bayern die Milchkuhbetriebe zu wachsen und auf Ganzjahresstallhaltung umzustellen. Die zunehmende Fahrsilowelle verlangte nach neuer Technik zur Mechanisierung von Futterentnahme, des Transports und der Futtervorlage. Mit seinem Silokamm landete Mayer einen Volltreffer, denn das Gerät entsprach nahezu in optimaler Weise den Wünschen der bayerischen Milchviehhalter. So begann man in Tittmoning 1994 mit der Eigenproduktion von Fütterungstechnik.
Silokamm

Entwurfskizze bzw. erste Konstruktionszeichnung des Silokamms. (Bildquelle: Elite Magazin)

Nachdem sich herausstellte, dass sich der Silokamm auch jenseits der Grenzen Bayerns verkaufen lässt, wagte man sich nur drei Jahre später, im Jahr 1997, an die Entwicklung des ersten Vertikal-Futtermischwagens. Dem Fachpublikum präsentiert wurde der erste Prototyp des roten Mischers auf der Frankenschau in Nürnberg.
Mit der nächsten ungewöhnlichen Idee wartetet Mayer zur Jahrtausendwende auf: Dem Tomix, einem Doppelmischer, damals jedoch als Mischanlage konzipiert. Mit dem 2 x 16m3 Mischer sollte eigentlich eine Vorrats-TMR gemischt werden, die anschließend einsiliert wird. Doch die BSE-Krise machte dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung. Rindfleisch war plötzlich „out“, kein Rinderhalter wagte es damals in den Tomix zu investieren. Dass zeigt eine Anlage, die bereits seit nunmehr 13 Jahren unterverdrossen in Mecklenburg-Vorpommern auf einem Mutterkuhbetrieb Futtermischungen zusammenrührt.
Tomix

Die Mischanlage Tomix wurde nur ein Mal verkauft - die BSE-Krise verhinderte die MArkteinführung. (Bildquelle: Elite Magazin)

2004 folgte dann eine Entwicklung, die das bayerische Unternehmen nachhaltig verändern sollte: Die Entwicklung des selbstfahrenden Futtermischwagens. „Die Einführung der Selbstfahrer stellte in Bezug auf Präzision, schnelle Arbeitserledigung sowie Arbeitskomfort eine Revolution in der Fütterungstechnik dar“, resümiert Georg Mayer nicht ohne stolz.
Mit dem Konzept der selbstfahrenden roten Vertikal-Futtermischer hat Mayer anscheinend erneut voll ins Schwarze getroffen. Bislang haben 750 Selbstfahrer die Produktionsstätte in Tittmoning verlassen. Der Marktanteil der „Roten“ liegt damit bei rund 40 bis 45 % (bei den angehängten Mischwägen hat Siloking einen geschätzten Markanteil von 20 bis 22 %). Mittlerweile werden von den insgesamt 300 Mitarbeitern des UNternehmens jährlich 1.100 gezogene Mischwagen, 200 Selbstfahrer, 250 Silokämme und rund 100 stationäre Mischer (Biogas) gebaut.

Produktionsoptimierung bei Toyota abgeschaut

Bis heute erfolgt die Fertigung und Montage aller Siloking Maschinen am Firmensitz im bayerischen Tittmoning. Am Standort Mayerhofen, unweit von Tittmoning, werden zudem noch komplexe Baugruppen wie Fräsarme oder die kombinierten Kraftstoff-/Hydrauliköltanks für die Selbstfahrer produziert. Dort befindet sich auch das Technologiezentrum mit dem Prototypenbau. Seit 2003 werden in einem weiterer Standort in der Slowakei Schweißbaugruppen wie Rahmen oder Mischschnecken hergestellt.
Das rasante, durch die Vertikalmischer und Selbstfahrer ausgelöste Wachstum hat aber auch Spuren hinterlassen. Im Jahr 2008 kam das Unternehmen mit der Produktion der großen Nachfrage kaum noch hinterher, fast wäre der Erfolg dem Familienunternehmen zum Verhängnis geworden. Das ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen kleinerer Unternehmen, die gewohnt sind, sich selbst zu organisieren (ähnlich wie Milchviehbetriebe). Schnelles Wachstum erfordert hingegen eine zunehmende Spezialisierung im Vorfeld, da die Prozesse nicht mehr von allen Akteuren überblickt werden können. Unterbleibt der Sprung auf das nächste Level (beispielsweise bei der Materialbeschaffung und Logistik), kann  selbst ein bislang augenscheinlich erfolgreiches Unternehmen schnell ins Schlingern geraten. Auch wenn es paradox klingen mag, die Milchkrise  2008/09 hat letztlich dazu beigetragen, dass das innovative Familienunternehmen rechtezeitig nochmals die Kurve bekommen hat, denn die Flaute im Absatz hat es ermöglicht einfach mal durchzuschnaufen und das Unternehmen neu zu organisieren. Die Geschäftsleitung führte moderne Managementmethoden und -tools zur optimierten Produktionsablaufsteuerung wie beispielsweise Lean Production und die 5-S-Arbeitsgestaltung nach dem Toyota-Prinzip neu ein. Jetzt arbeiten allein 21 Spezialisten aller Couleur in der Produktentwicklung, allein fünf im Prototypenbau.

Von Bayern nach Russland, Brasilien und China 

Heute, 30 Jahre nach Firmengründung ist Siloking europaweit mit einem flächendeckenden Händlernetz vertreten. Nur noch rund die Hälfte des Umsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, 40 % innerhalb der EU. Bereits 10 % wird in Drittstaaten in den Wachstumsmärkten außerhalb Europas erlöst. Vor allem in Russland, Südamerika (Brasilien) und China soll das Geschäft weiter ausgebaut werden. In Russland ist das Unternehmen bereits mit 18 Händlern vertreten (50 % des Umsatzes dort entfallen bereits auf Selbstfahrer). „Unsere Vision ist es, den Absatz jährlich um 10 % zu steigern und unter den drei führenden Anbietern in allen relevanten Märkten der Welt zu sein“, erklärt Geschäftsführer Georg Mayer selbstbewusst.
Ein ehrgeiziges Ziel, das nur zu erreichen ist, wenn der Ausstoß an Selbstfahrern weiter gesteigert wird (beim Umsatz entspricht ein Selbstfahrer in etwa fünf angehängten Mixern). Doch Mayer ist überzeugt, dass die Selbstfahrer sich weitere Marktanteile erobern werden. Diese seien schließlich bereits ab 105.000 € zu haben und somit letztlich auch für wachsende Milchviehbetriebe interessant. Wiederbeschaffer, gemeint sind Milchviehbetriebe, die eine Ersatzinvestition tätigen müssen, würden sich deshalb auch immer häufiger für einen Selbstfahrer entscheiden, weiß Mayer. „Die denken in Systemen.“

Automatische Fütterung (vorerst) kein Thema

(Noch) nicht in das Programm aufgenommen hat Siloking eine stationäre automatische Fütterung. Auch wenn theoretisch alle Komponenten, die eine automatische Fütterung benötigt, in dn Werkshallen vorhanden sind, glaubt Mayer nicht an den Erfolg automatisher Fütterungssysteme. Solange das Problem mit der Futterzwischenlagerung nicht gelöst sei, werde man die Finger davon lassen (allerdings liefert Siloking Komponenten an andere Anbieter wie z.B. Wasserbauer). Diese Entscheidung muss aber keine endgültige Absage bedeuten, denn wenn man die Entwicklung des Unternehmens betrachtet, dann würde es nicht überraschen wenn der Tüftler Georg Mayer plötzlich mit einer neuen bahnbrechenden Innovation um die Ecke kommt.