In der Bestandsbetreuung liegt die Zukunft

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Christiane Fiedor (29 Jahre)

  • Assistenztierärztin seit Oktober 2008
  • Tätig in einer Tierarztpraxis in Schleswig-Holstein
  •  Studium/Doktorarbeit Tierärztliche Hochschule Hannover

  • Assistenztierärztin seit Oktober 2008
  • Tätig in einer Tierarztpraxis in Schleswig-Holstein
  •  Studium/Doktorarbeit Tierärztliche Hochschule Hannover

Elite: Warum haben Sie sich für den Beruf Tierärztin/Großtierpraktikerin entschieden?
Fiedor: Mein Werdegang ist eher untypisch, denn vor dem Studium habe ich keinen Kontakt zur Landwirtschaft gehabt. Während der Doktorarbeit habe ich dann drei Jahre lang mit Kühen gearbeitet. Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet. Ich konnte mir danach einfach nicht mehr vorstellen in einer Kleintierpraxis einzusteigen. Zudem habe ich festgestellt, dass ich der Arbeit auch körperlich gewachsen bin.
Elite: Welche Fähigkeiten muss man in der Großtierpraxis neben dem Fachwissen mitbringen?
Fiedor: Neben dem Fachwissen muss man auch den Kontakt mit anderen Menschen mögen. Die Kommunikation wird immer wichtiger, da ich die Milcherzeuger nicht nur als Kunden sondern eher als Partner sehe. Zudem muss man sehr flexibel, belastbar und ausdauernd sein. Zudem muss man entscheidungsfreudig sein und zu seinen Entscheidungen stehen. Und nicht zu vergessen, in der Großtierpraxis muss man auch gerne Auto fahren.
Elite: Dass es in Deutschland einen Mangel an Großtierpraktikern gibt ist unbestreitbar. Warum entscheiden sich Ihrer Meinung nach so wenige Studenten für die Nutztierpraxis?
Fiedor: Ein Grund ist vielleicht, dass man im Studium nur wenig Kontakt zur Großtierpraxis hat. So kann man nur schwer feststellen, ob einem die Nutztiere liegen. Zudem wird immer hervorgehoben, wie körperlich anstrengend der Beruf ist. Das schreckt gerade Frauen ab. Ich habe aber festgestellt, dass die reine Körperkraft gar nicht ausschlaggebend ist, sondern dass mit der richtigen Technik auch kräftezehrende Arbeiten wie z.B. ein Kaiserschnitt durchführbar sind. Schließlich schrecken vielleicht auch die Nacht- und Wochenenddienste ab.
Elite: In vielen Tierarztpraxen ist es personell oft nur möglich eine reine Notfallmedizin zu betreiben? Wo sehen Sie die Zukunft für die Großtierpraxis?
Fiedor: Die Großtierpraxis ganz ohne kurative Einzeltierbehandlung bzw. Notfallmedizin wird es sicherlich nicht geben. Die Zukunft liegt für mich aber in der umfassenden Bestandsbetreuung. Denn auch für die Milcherzeuger ist es doch wichtig Bestandskrankheiten vorzubeugen bzw. diese frühzeitig zu erkennen. Der Landwirt hat somit genaue Kenntnis über den Gesundheitsstatus seiner Herde. Das hat auf lange Sicht gesehen für die Milchviehhalter einen deutlichen wirtschaftlichen Vorteil. Schließlich darf dabei auch der Verbraucherschutz nicht übersehen werden, der an Bedeutung gewinnt.