Das Milchfett drücken

Die Ergebnisse einer Befragung in 31 Praxisbetrieben mit einem günstigen Fett-/Eiweißverhältnis zeigt, dass sich durch einen gezielten Bulleneinsatz die Milchinhaltsstoffe in die gewünschte Richtung verändern lassen. Aber auch durch die Fütterung lassen sich die Milchinhaltsstoffe beeinflussen.

Für viele Milchviehbetriebe ist es interessant, Milch mit Fettgehalten unter dem betrieblichen Quoten-Referenzwert zu produzieren. Das hat mehrere Gründe:
  • Höhere Milchgeldeinnahmen: Es kann ohne Abzug mehr Milch geliefert werden.
  • Aus physiologischer Sicht sind niedrigere Milchfettgehalte sinnvoll, da für die Milchfettsynthese sehr viel Energie aufgewendet werden muss (wichtig insbesondere zu Beginn der Laktation).
  • Die veränderte Verbrauchernachfrage (weniger Butter, mehr Käse) hat die Molkereien in den letzten Jahren zu einer deutlich besseren Bezahlung des Milcheiweißes bewegt.

  • Höhere Milchgeldeinnahmen: Es kann ohne Abzug mehr Milch geliefert werden.
  • Aus physiologischer Sicht sind niedrigere Milchfettgehalte sinnvoll, da für die Milchfettsynthese sehr viel Energie aufgewendet werden muss (wichtig insbesondere zu Beginn der Laktation).
  • Die veränderte Verbrauchernachfrage (weniger Butter, mehr Käse) hat die Molkereien in den letzten Jahren zu einer deutlich besseren Bezahlung des Milcheiweißes bewegt.

Die LK Niedersachsen hat kürzlich untersucht, wie es Praxisbetrieben gelingt, Milch mit einem niedrigen Milchfett und gleichzeitig relativ hohen Milcheiweißgehalt zu erzeugen. Um dies herauszufinden, wurden die Daten von niedersächsischen Milchviehbetrieben erfasst, die im Herdenmittel in den beiden vorhergehenden Milchkontrolljahren ein sehr günstiges Fett-/Eiweiß-Verhältnis erreichten. Die untersuchten Betriebe hielten im Durchschnitt 77,1 Kühe, die Milchleistung lag bei 10.061 kg Milch mit max. 3,77 % Fett und gleichzeitig mind. 3,44 % Eiweiß (Übersicht 1). In allen untersuchten Betrieben wurden die Kühe 2 x täglich gemolken.
milchfett1.png

(Bildquelle: Elite Magazin)

Genetik

Sehr häufig wird die Aussage getroffen, dass „die Anpaarungsbullen schon über viele Jahre gezielt zur Beeinflussung der Milchinhaltsstoffe eingesetzt wurden“. Aktuell setzen 18 Betriebe nach eigenen Aussagen überwiegend Besamungsbullen mit negativem Fett %- Zuchtwert und möglichst neutraler oder sogar positiver Vererbung des Milcheiweißgehaltes ein. Zwei Betriebe wählen vornehmlich Bullen mit negativer Fett %-Vererbung aus ohne Beachtung des prozentualen Milcheiweiß-Zuchtwertes. Dass durch den gezielten Einsatz von Bullen die Milchinhaltsstoffe – und hier insbesondere der Milchfettgehalt – in den zurückliegenden Jahren gezielt beeinflusst wurden, bestätigt nicht nur das absolute Niveau der Milchinhaltsstoffe in den untersuchten Betrieben, sondern auch das genetische Niveau der Kühe. Dieses liegt insbesondere beim Fett %-Zuchtwert doch deutlich im negativen Bereich im Vergleich zum Durchschnitt der Kühe in anderen MLP-Betrieben (Übersicht 2).
milchfett 2.png

(Bildquelle: Elite Magazin)

Fütterung

Offensichtlich ist das günstige Fett/Eiweißverhältnis in den ausgewerteten Betrieben nur in begrenztem Maß abhängig von der Zusammensetzung der Grundfutterration: Vier Landwirte fütterten ausschließlich Grassilage als Grundfutterkomponente, in 8 Betrieben lag der Maisanteil in der Grundfutterration über 60 %. Beim Kraftfutter setzt ein Großteil der Betriebe (84 %) auf energiereiche Kraftfuttersorten bzw. Eigenmischungen mit mindestens 7,0 MJ NEL je kg Trockenmasse. Der Gehalt an Darm-verfügbarem Eiweiß (nXP) liegt im Kraftfutter im Mittel bei 172 g/kg TM. Zwei der untersuchten Betriebe verfüttern gezielt Rapskuchen (Milchfett senkende Wirkung). So genannte Fettblocker (konjugierte Linolsäuren, CLA) kamen in den befragten Betrieben nicht zum Einsatz.
In 15 und damit fast der Hälfte der befragten Betriebe werden die Tiere in der Weidesaison noch ganz- oder zumindest halbtags geweidet. Neun dieser Weidebetriebe berichten über einen deutlichen Rückgang des Milchfettgehaltes in den Sommermonaten (Strukturmangel, Hitzestress). In 7 weiteren Betrieben werden die Kühe im Sommer zwar überwiegend im Stall gehalten. Sie haben aber zumindest stundenweise noch eine Auslaufmöglichkeit (Bewegungsweide mit begrenztem Futterangebot). Nur neun Betriebe halten die Kühe ganzjährig im Stall ohne Auslauf. In dieser Gruppe berichtet ein Betrieb über einen starken Abfall der Fettgehalte im Sommer.
Die niedrigen Milchfettgehalte werden von den Betriebsleitern ursächlich in enger Beziehung zur eher knappen Strukturversorgung in den Rationen gesehen. Die Grassilagen werden im Hinblick auf eine möglichst hohe Energiedichte jung geschnitten und weisen daher eine eher geringe Strukturwirksamkeit auf. In der Weideperiode wird zudem das junge, strukturarme Weidegras als häufige Ursache für einen Milchfettabfall in den Sommermonaten genannt. Dass manche Rationen hinsichtlich der Strukturversorgung dabei offensichtlich im Grenzbereich gefahren werden, zeigt die Aussage von immerhin einem Drittel der Landwirte, die über ein häufigeres Auftreten von Azidose (Übersäuerung des Pansens) in ihrer Milchviehherde berichten.