Nachlässigkeiten im Melkprozess können sich in einer schlechteren Eutergesundheit, geringeren Milchleistung und Milchqualität niederschlagen. Wir haben deshalb ein paar Praktiker-Tipps zusammengetragen, mit deren Hilfe Sie den Melkprozess verbessern können.
1. Kein Lärm im Melkstand
Im Melkstand kann es manchmal laut und...
Nachlässigkeiten im Melkprozess können sich in einer schlechteren Eutergesundheit, geringeren Milchleistung und Milchqualität niederschlagen. Wir haben deshalb ein paar Praktiker-Tipps zusammengetragen, mit deren Hilfe Sie den Melkprozess verbessern können.
1. Kein Lärm im Melkstand
Im Melkstand kann es manchmal laut und stressig werden, besonders, wenn Kühe nicht hineingehen oder sich einfach nicht bewegen wollen.
Dann hilft es aber nicht, die Kühe anzuschreien oder mit sonstigen Geräuschen auf sie einzuwirken. Denn: Kühe hören viel intensiver und können bei lauten Geräuschen verschrecken. Sie hören Frequenzen, die Menschen gar nicht wahrnehmen können. Besonders hohe Frequenzen nehmen Kühe bis zu 15-mal lauter wahr, zum Beispiel das Quietschen eines Tores, das Summen eines Ventilators oder das Pfeifen beim Treiben zum Melken. Für Kühe kann es sich dann wie auf einer lauten Baustelle anhören und das Pfeifen wie die Sirene einer Feuerwehr.
Besser ist es, beim Melken und Treiben in den Melkstand nicht zu pfeifen und nicht mit Metall auf Metall zu schlagen.
Tipp: Ölen Sie regelmäßig quietschende Tore. Verhalten Sie sich möglichst ruhig und haben Sie Geduld.
Quelle: Tierärztin Sivan Lacker
2. Melkstand nur ohne Kühe sauberspritzen
Das Ausspritzen des Melkstands zwischen den Durchgängen kann zu einer schlechten Eutergesundheit führen.
Zwischen den einzelnen Melkdurchgängen spritzen viele Melker Melkzeuge und Standflächen kurz mit Wasser ab. Das ist unbedingt zu unterbinden. Denn die Strichkanäle der Zitzen sind nach dem Melkvorgang weit geöffnet. Sie brauchen etwa 30 Minuten zum Verschließen. Wenn der Boden nun beim Verlassen aus dem Melkstand gereinigt wird, laufen die Kühe Gefahr, den „Erregercocktail“ aus Wasser und Dreck vom Boden direkt an die Zitzen zu bekommen. Die Erreger können durch die offenen Strichkanäle leicht eindringen und dort zu einer Euterentzündung führen.
Achtung: Wer nicht auf das Säubern zwischen den Durchgängen verzichten will, sollte warten, bis wirklich alle Kühe den Melkstand verlassen haben und nicht in Kontakt mit dem Spritzwasser kommen.
Quelle: Prof. Dr. Volker Krömker
Beim Melken werden die Weichen für eine gute Eutergesundheit gelegt. Überprüfen Sie deshalb regelmäßig die Melkroutine!
3. Sechs Stunden Zwischenmelkzeit
Sechs Stunden zwischen den Melkzeiten sollte man abwarten, um eine Milchprobe zu ziehen bzw. einen Schalmtest durchzuführen. Darauf achten muss man vor allem beim automatischen Melken.
Denn eine sehr kurze Zwischenmelkzeit kann das Ergebnis verfälschen: Direkt nach dem Melken gelangen im Verhältnis mehr Abwehrzellen aus dem Blutkreislauf in die Milch. Durch die noch geringe Milchmenge ergibt sich ein erhöhter Zellgehalt im Viertelanfangsgemelk. Auch lassen sich bestimmte Erreger bei einer kurzen Zwischenmelkzeit schwerer nachweisen.
Quelle: Dr. Friederike Reinecke
4. Einmal pro Woche Karussell fahren
Die Karussellfahrt von Färsen und Trockenstehern hilft nicht nur zum Anlernen sondern kann zur Euterkontrolle genutzt werden.
Um hochtragende Färsen früh an das Karussell zu gewöhnen, hilft ein wöchentlicher Durchlauf. Laufen Färsen und Trockensteher an einem festen Termin in der Woche gemeinsam durch das Melkkarussell, ist das nicht nur eine Lernstunde, sondern kann auch für ein Klauenbad und zur Euterkontrolle der gesamten Gruppe genutzt werden.
Die Ruhe und Routine der trockenstehenden Kühe wirkt sich auf die Färsen aus und erleichtert die Eingewöhnung an die Abläufe, das Melksystem und die Personen.
Quelle: Marlies Michligk, Agrargenossenschaft Uckro eG
5. Melkerhandschuhe alle zwei Stunden wechseln
Zwei Stunden ist der Zeitraum, nach dem Melker während des Melkens die Handschuhe wechseln sollten. Trotz regelmäßigem Händewaschen mit kaltem Wasser setzen sich Dreck und Bakterien fest. Wer hygienisch melken will, sollte darum regelmäßig die Handschuhe wechseln!
Übrigens senkt der Gebrauch von Melkhandschuhen das Risiko für Euterinfektionen um 75 %. Das zeigt eine niederländische Studie. Wer die Handschuhe zusätzlich mit Alkohol desinfiziert, senkt die Anzahl an Bakterien um bis zu 98 %.
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