Immer mehr Milcherzeuger bauen nicht nur ihre Grundfuttermittel, sondern auch Energie- oder Eiweißfuttermittel selbst an. Eine Möglichkeit ist hier der Anbau von Zuckerrüben. Wir zeigen Ihnen, welche Sorten sich eignen und wie sie sich in der Fütterung einsetzen lassen.
Die Sorte muss zum Standort passen
Bei der Sortenwahl sollten Milcherzeuger zuerst einmal darauf achten, dass die Sorte zum Standort, aber auch in die Fruchtfolge passt....
Immer mehr Milcherzeuger bauen nicht nur ihre Grundfuttermittel, sondern auch Energie- oder Eiweißfuttermittel selbst an. Eine Möglichkeit ist hier der Anbau von Zuckerrüben. Wir zeigen Ihnen, welche Sorten sich eignen und wie sie sich in der Fütterung einsetzen lassen.
Die Sorte muss zum Standort passen
Bei der Sortenwahl sollten Milcherzeuger zuerst einmal darauf achten, dass die Sorte zum Standort, aber auch in die Fruchtfolge passt. Benötigt man Krankheitstoleranzen oder -resistenzen (z. B. Rhizoctonia) oder sind Nematoden auf dem eigenen Standort ein Problem? Für die Rinderfütterung sollte man sich zuckerbetonte Sorten aussuchen, denn der Zucker liefert die Energie.
Auf dem Markt sind auch Zuckerrübensorten erhältlich, die speziell für die Rinderfütterung (z. B. Feedbeet, KWS) ausgelobt werden. Sie sollen u. a. einen höheren Trockensubstanzgehalt aufweisen, damit weniger Sickersaft entsteht. „In unserer Region werden selten gezielt Sorten zur Fütterung der Rinder angebaut. Rübenanbauer verwerten „Überrüben“ oder bauen einige Hektar ihrer Zuckerrübensorte mehr an zur Rinderfütterung“, weiß Markus Kohl vom Rheinischen Rübenbauer-Verband e. V. zu berichten.
Warum keine Futterrübe?
Früher wurden häufig Futterrüben angebaut. Sie haben in der Vergangenheit jedoch an Bedeutung verloren. Ein Grund, weshalb sie züchterisch nicht mehr intensiv bearbeitet wurden. Diese Sorten mussten damals vor allem Masse bringen. Das heutige Zuckerrüben-Sortiment hat sich hingegen züchterisch weiterentwickelt. Diese Sorten bringen nicht nur gute Masseerträge, sondern auch eine hohe Energiedichte.
Wichtig beim Anbau
Der Aussaatzeitpunkt der Zuckerrüben hängt von der Witterung und den vorherrschenden Bodenverhältnissen ab. Mehr noch als die Witterung ist aber der Bodenzustand entscheidend.
Der Rübensamen fängt bei einer Temperatur von 5 bis 6 °C an zu keimen. Für einen gleichmäßigen Aufgang werden aber Temperaturen von 10 bis 12 °C benötigt. Rüben sind besonders kurz vor dem Auflaufen und im Keimblatt-Stadium empfindlich gegenüber Frost.
Die Verdaulichkeit der Grundfuttermittel entscheidet maßgeblich über die Futteraufnahme und Milchleistung. Ein früher Erntezeitpunkt bei Mais und Gras ist wichtig.
Das Saatbett sollte homogen und feinkrümlig sein. Bei zu nassem Boden darf der Acker nicht befahrenwerden. Außerdem ist eine ausreichende Rückverfestigung wichtig.
Zuckerrüben einsilieren
Nach der Ernte (Rodung) können ganze Zuckerrüben für einige Zeit in einer Miete eingelagert und verfüttert werden. Aber Vorsicht bei Frost! Sind die Rüben gefroren, müssen sie innerhalb einer Woche verfüttert werden, ansonsten droht Schimmel. Für einen längeren Einsatz bietet sich die Silierung der zerkleinerten Rübe an. Sinnvoll kann eine Mischsilierung z. B. mit Silomais, Stroh und/oder Trockenschnitzeln (auch im Siloschlauch) sein.
Allerdings passen die Erntetermine der Rübe nicht optimal zum Mais. Wird der Rodetermin vorgezogen, muss auf einen Teil des Zuckerrüben-Ertrages verzichtet werden. Die Zuckerrüben können direkt verfüttert werden, allerdings ist die Umwandlung von Zucker in Gärsäuren erst nach zwei Wochen abgeschlossen, so Alexander Kuhlmann von der Beratungsunternehmen Cowsupport.
Erdanhaftungen und Steine sollten so wenig wie möglich vorhanden sein. Zur Entsteinung stehen neben der Rübenwäsche stationäre Trockenentsteiner zur Verfügung. Die Rüben können mit Häckselschaufeln oder Rübenschnitzlern zerkleinert werden. Auch die Zerkleinerung im Futtermischwagen ist möglich. Wichtig: Die Rübenschnitzel müssen immer möglichst fein gehäckselt sein (1 bis 2 cm).
Einsatz in der Ration
Die Zuckerrübe ist durch hohe Energiegehalte bis zu 8,9 MJ/NEL/kg TS, ca. 8 % Eiweiß, geringe Rohaschegehalte (7 bis 9 %) gekennzeichnet. Sie enthält mit einem durchschnittlichen Gehalt von 465 g/kg TM relativ viel NDF, die jedoch mit knapp 90 % eine hohe Verdaulichkeit aufweist.
Die Zuckerrübe ist ein schmackhaftes Futtermittel, das die Futteraufnahme verbessert (Achtung: Selektion verhindern) und sich positiv auf die Milchinhaltsstoffe auswirkt.
Zuckerrüben sind für energiearme Rationen mit faserreichen Grundfuttermitteln geeignet. Die enthaltenen Pektine können die Faser aufspalten. Aber auch in stärkereichen Rationen können sie eingesetzt werden, um stärkehaltige Futtermittel zu ersetzen bzw. die Stärkegehalte zu senken. Sie eignen sich auch gut mit Komponenten wie Sodagrain, Sodaraps, gequetschtes Getreide oder Maismehl.
Zuckergehalt bremst den Einsatz
Der begrenzende Faktor für den Einsatz der Zuckerrüben ist der Zucker- bzw. Stärkegehalt in der Ration. Insgesamt sollten maximal 1.700 g Zucker pro Tier und Tag in der Ration eingesetzt werden.
In der Ration einer Hochleistungsherde können damit (je nach Zuckergehalt der anderen Komponenten) 2 bis 5 kg Zuckerrüben-TM verfüttert werden. In Roboterbetrieben sollte man die Laufbereitschaft der Kühe beachten. Hier sollte man einsilierte Zuckerrüben nehmen, weil dort die Zuckerlast durch die Umwandlung zu Gärsäuren abnimmt, so Alexander Kuhlmann.
Immer wiederkehrende hohe Preise für Eiweißfuttermittel werfen die Frage auf, ob der Anbau heimischer Körnerleguminosen Sinn macht.