Das Wissen und damit auch das Management rund um Stoffwechselerkrankungen wie Hypokalzämie (Milchfieber) haben sich in den vergangenen Jahren so verbessert, dass klinische Fälle immer seltener vorkommen. Doch gerade subklinische Formen schaden den Kühen und bringen massive Verluste.
Subklinisches Milchfieber nicht unterschätzen
Die Studienlage der letzten Jahre hat gezeigt, dass fast 50 % der Mehrlaktierenden an einer subklinischen Form der Hypokalzämie leiden.
Doch welcher...
Das Wissen und damit auch das Management rund um Stoffwechselerkrankungen wie Hypokalzämie (Milchfieber) haben sich in den vergangenen Jahren so verbessert, dass klinische Fälle immer seltener vorkommen. Doch gerade subklinische Formen schaden den Kühen und bringen massive Verluste.
Subklinisches Milchfieber nicht unterschätzen
Die Studienlage der letzten Jahre hat gezeigt, dass fast 50 % der Mehrlaktierenden an einer subklinischen Form der Hypokalzämie leiden.
Doch welcher Zeitpunkt und welcher tatsächliche Calcium-Gehalt im Blut deuten auf eine subklinische Form hin, die auch gesundheitliche Folgen für die Kühe hat?
Die Forschenden stellten fest, dass nicht der absolute Tiefpunkt des Ca-Spiegels aussagekräftig ist, sondern der Zeitpunkt und die Dauer eines reduzierten Ca-Gehaltes im Blut. Nach einer Reihe von Felduntersuchungen scheint es so, dass ein reduzierter Ca-Gehalt am 4. Tag nach der Kalbung sich in einer niedrigeren Milchleistung, reduzierter Futteraufnahme und dem Auftreten von Erkrankungen widerspiegelt (Seely et al., 2022; Übersicht 1). Dieses Erscheinungsbild wird auch als Dyskalzämie bezeichnet.
50 % der mehrlaktierenden Kühe haben subklinisches Milchfieber
Claira Seely
Ist die Prävention bzw. Therapie bei dieser subklinischen Form die gleiche wie bei der klinischen Hypokalzämie?
Normalerweise werden Ca-Boli am Tag der Kalbung und am 1. Laktationstag verabreicht. Kürzlich durchgeführte Studien (Seely et al., 2023) lassen jedoch den Schluss zu, dass eine verzögerte Gabe der Ca-Boli (2. und 3. Laktationstag) bei dreikalbigen Kühen bessere Ergebnisse gegen die subklinische Form erzielen könnte.
Rund um die Kalbung erkranken Kühe häufiger an Milchfieber. Doch warum kommt es manchmal mitten in der Laktation dazu?
Melkroboter: Zu viel Kraftfutter ist kritisch
Neben Stoffwechselentgleisungen ging es auch um die Fütterung der Kühe am AMS. Hier gibt es zwei Ziele: Zum einen sollen die Kühe zum Roboter gehen, zum anderen soll sie eine Ration fressen, die den Erhaltungsbedarf und den Bedarf für die Milchleistung decken.
Eine individuelle Zuteilung des Kraftfutters für jede Kuh (Laktation, Laktationsstand etc.) lässt sich zwar erreichen, aber es bleibt bei diesem System immer fraglich, wie präzise die Kühe tatsächlich mit Kraftfutter versorgt werden.
Studien zeigten, dass die gefressene Kraftfuttermenge von Tag zu Tag umso mehr schwankte, je mehr Kraftfutter im Melkroboter (festgelegte Menge) gefüttert wurde. Dies konnte sowohl bei gelenktem als auch freiem Kuhverkehr beobachtet werden.
In einer Studie (Schwanke et al., 2022) zeigte sich ein Koeffizient für die Schwankungen von 13 %. Die Forschenden gehen davon aus, dass bei einer Erhöhung der Kraftfuttermenge von 2 auf 10 kg/Tag, die Schwankungen (von Tag zu Tag) von 0,54 auf 2,7 kg/Tag ansteigen. Je größer die gefütterte Portion am AMS ist, desto größer sind die Mengen, die nicht komplett gefressen wurden. Allerdings zeigte sich dieses Phänomen stärker bei Holsteinkühen als bei Jerseys und stärker bei Färsen als bei mehrlaktierenden Kühen (Henriksen et al., 2019). Neben diesen Schwankungen zeigte sich außerdem, dass mit steigender Kraftfuttermenge, die insgesamt aufgenommene Trockenmasse nicht stieg.
Im Gegenteil: Die über die Ration gefressene Trockenmasse sank (Paddick et al., 2019). Die größeren Schwankungen bei der Kraftfutteraufnahme (mit zunehmender Kraftfuttermenge) zwischen den Kühen erschweren, es den Anforderungen der Kühe gerecht zu werden. Deshalb sollte nur so viel Kraftfutter gefüttert werden, dass die Kühe noch „laufen“ und gleichzeitig viel TM über die Ration aufnehmen.
Hitzestress über Fütterung abmildern
Hitzestress kann zu Milchleistungsverlusten von bis zu 40 % führen und größere Verluste an Elektrolyten auslösen. Die wiederum eine subakute Pansenazidose (SARA, weniger Angebot an Puffer) bzw. Störungen des Gastrointestinal Traktes (Darm) auslösen können (Burhans et al., 2022). Deshalb sollte die DCAB (Anionen-Kationen-Bilanz) in den Sommermonaten erhöht werden. In einem Versuch wurde eine erhöhte DCAB mit der Gabe von Calcium- (CaCO3) und Magnesiumcarbonat (MgCO3) bei mildem Hitzestress verglichen (Bertens et al., 2022). Ergebnisse: Weder eine erhöhte DCAB noch die Puffergabe hatten negative Auswirkungen auf die TM-Aufnahme oder die Milchleistung.
Hitzestress scheint die Durchlässigkeit des Gastrointestinal Traktes zu erhöhen. In der Untersuchung konnte tendenziell nachgewiesen werden, dass Calcium- und Magnesiumcarbonat die Durchlässigkeit senkte bzw. die natürliche Barrierefunktion im Darm verbessern könnte. Weitere Untersuchungen sind notwendig.
Unsere Pflicht ist es Hitzestress zu bekämpfen
Dr. Gregory Penner
Die Leberfunktion überprüfen
Mit dem „Leber-Funktions-Index“ (liver functionality index) sollen anhand von Leber-Laborwerten (Albumin, Cholesterol und Bilirubin) Kühe entdeckt werden, die nach dem Abkalben gesundheitliche Probleme (suboptimale Vorbereitung) entwickeln können. Ein niedriger LFI könnte z. B. auf eine ausgeprägte Entzündungsreaktion hindeuten. Allerdings müssen hier, für ein aussagekräftiges Ergebnis, Proben am 3. und 28. Laktationstag gezogen werden.
An der Cornell Universität wurde geschaut, ob es noch praktikablere Indizes geben könnte, bei denen ausschließlich mit nur einer Probe ein aussagekräftiges Ergebnis erzielt werden könnte. Mithilfe des Leber-Gesundheits-Index (liver health index), der ebenfalls Leber-Laborwerte einbezieht, scheint dies möglich zu sein. So ließe sich über Stichproben in der Herde beurteilen, wie gut das Management rund um die Kalbung funktioniert (Quelle: Tate Nelson, Tom Overton, Cornell University).
Hauptaugenmerk auf Methan
Im Cornell University Dairy Research Center, dem Versuchsgut der Cornell Universität, stehen 555 Milchkühe, von denen 28 Kühe für Einzelfütterungsversuche (Wiegetröge) aufgestallt sind. Derzeit werden vor allem Versuche zur Methanreduzierung z.B. über die Fütterung von Fettsäuren durchgeführt. Weitere Versuchsfragen, die hier in den vergangenen Jahren untersucht wurden waren z,B. die Wirkung der Fütterungsdauer von pansengeschütztem Cholin während der Trockenstehzeit oder die Wirkung von einer Supplementierung mit pansengeschütztem Methionin und Omega-3-Fettsäuren.
Die Verdaulichkeit der Grundfuttermittel entscheidet maßgeblich über die Futteraufnahme und Milchleistung. Ein früher Erntezeitpunkt bei Mais und Gras ist wichtig.