Stress, dem die Kühe in der Transitphase ausgesetzt sind, kann dauerhaft negative Folgen für Gesundheit, Reproduktion und Milchleistung haben. Die Stallumgebung sowie die Fütterung müssen deshalb so gestaltet werden, dass Stressfaktoren minimiert und damit das Verhalten positiv beeinflusst wird, darauf wies Trevor de Vries (Universität Guelph, Semex-Webinar).
Platz, Platz, Platz…
Viele Stressfaktoren beeinflussen direkt das Verhalten der Kuh in dieser sensiblen Phase und...
Stress, dem die Kühe in der Transitphase ausgesetzt sind, kann dauerhaft negative Folgen für Gesundheit, Reproduktion und Milchleistung haben. Die Stallumgebung sowie die Fütterung müssen deshalb so gestaltet werden, dass Stressfaktoren minimiert und damit das Verhalten positiv beeinflusst wird, darauf wies Trevor de Vries (Universität Guelph, Semex-Webinar).
Platz, Platz, Platz…
Viele Stressfaktoren beeinflussen direkt das Verhalten der Kuh in dieser sensiblen Phase und beeinträchtigen damit das Fressen und Wiederkäuen, was zu einer geringeren Futteraufnahme führt.
Als erstes muss deshalb darauf geachtet werden, dass die Futteraufnahme und damit die Pansengesundheit passen. Das kann u.a. erreicht werden durch:
- Den Kühen muss so viel Zeit wie möglich am Futtertisch zur Verfügung stehen. Deshalb ist eine Unterbelegung von <100%, besser 80% anzustreben. So stellt man neben ausreichend Fress- auch Liegeplätze zur Verfügung.
- Am Futtertisch muss die Fressplatzbreite mindestens 75 cm betragen.
- Die Ration muss mehrmals täglich nachgeschoben werden, damit die Kühe immer am „vollen“ Futtertisch fressen können.
- Zur Wasseraufnahme sollte den Kühen mindestens 10cm Tränkelänge pro Kuh (mit mehreren Tränkemöglichkeiten) zur Verfügung stehen.
Auch Trockensteher sollten ihr Futter nicht selektieren können
Ziel der Rationsgestaltung in der späten Trockenstehzeit muss es sein, dass das vorgelegte Futter eine konstante Futter- und Energieaufnahme erlaubt und damit weder zu einer starken Zu- noch Abnahme der Körperkondition führt. Dies ist nicht ganz einfach, da die Trockensteherration in der Regel u.a. auch aus Futtermitteln besteht, die zum einen voluminös, zum anderen eher trocken sind (Stroh, Heu, …). Die Rationen sind in der Regel auf dem Papier okay, doch auf dem Futtertisch werden sie nicht gefressen wie erwartet. Oft laden gerade diese Rationen zum Selektieren ein. Wie lang sollten deshalb die Futtermittel sein, die in der Vorbereiter-Ration eingemischt werden?
Nicht zu lang! Das jedenfalls zeigen neueste Untersuchungen (Havekes et al., 2020), die belegen können, dass kürzeres Stroh (2 bis 3 cm) in der Ration zu einem Rückgang des Selektierens und gleichzeitig zu einer höheren TM-Aufnahme bzw. zu einem nicht so starken Abfall der Futteraufnahme rund um die Kalbung führten (Übersicht). Und das wiederum verbessert die Gesundheitslage in den ersten Laktationstagen.
Kühe, denen kürzeres Stroh gefüttert wurde, zeigten auch eine verbesserte Pansengesundheit (stabilerer pH-Wert, Übersicht) und eine bessere Energiebilanz zu Beginn der Laktation.
Doch trotz der kürzeren Partikellänge können auch diese Rationen immer noch leicht selektiert werden. Deshalb macht es Sinn, über eine Zulage an Wasser, den Feuchtegehalt in der Ration zu erhöhen. In dieser Übersicht ist zu sehen, dass Kühe von der feuchteren Ration mehr aufnehmen (weniger kleine Partikel selektieren). Zugleich zeigten diese Kühe, wie zu erwarten, auch eine stabilere Pansengesundheit.
Eigene Färsengruppe in der Trockenstehzeit, um Stress zu minimieren
In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Färsen in der Transitphase weniger lange in den Boxen liegen als Mehrkalbskühe. In diesen Studien waren die jungen Kühe allerdings mit den Alten gemeinsam in Gruppen untergebracht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Färsen eigentlich den gleichen „Liegezeit“-Bedarf haben wie die mehrlaktierenden Kühe. Die Jungen werden also von den ranghöheren Tieren davon abgehalten länger zu liegen, was einen enormen Stress für sie bedeutet. Trevor de Vries empfiehlt deshalb, wo möglich, eine eigene Färsengruppe in der Trockenstehzeit (!) und in den ersten Laktationswochen zu bilden.
Dass sich eine separate Färsengruppe auch langfristig positiv auf die Leistung auswirkt, zeigte die Studie von Ostergaard et al. Hier gaben die Tiere aus der Färsengruppe 230 kg ECM (Energie-korrigierte Milch) mehr als ihre Altersgenossinnen in gemischten Gruppen. Auch die Anzahl der Ketosebehandlungen sank in der Färsengruppe.
Sollte die Bildung einer Färsengruppe nicht möglich sein, muss umso mehr darauf geachtet werden, dass die Tiere ausreichend Platz zur Verfügung haben (Fress- und Liegeplätze).
Auf dem Papier lassen sich Rationen sehr genau kalkulieren. Doch häufig kommen gerade kleine (Trockensteher-)Mischungen so nicht auf dem Futtertisch an.
Elite-Seminare: Fütterung
Die Zeichen der Kuh erkennen: Die Fütterung in der Transitphase muss konsequent an den Kühen kontrolliert werden. Dazu gehört eine Überwachung der Körperkondition.
Wie gelingt der Einstieg in die kuhgebundene Aufzucht und welche Möglichkeiten gibt es dafür? Die Antworten darauf geben zwei Expertinnen.