Ist es über Wochen trocken, muss jeder Rinderhalter Entscheidungen im Umgang mit verdorrten Aufwüchsen treffen. Doch was ist richtig? Abmähen? Stehen lassen? Weiden oder nicht? Was hält das Grünland aus?
Resistenz und Resilienz sind hoch
Zunächst sind Grünlandpflanzen robust. Ihre Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegen Trockenstress sowie ihre Fähigkeit, sich davon zu erholen (Resilienz) sind erstaunlich. Doch es gibt Grenzen und...
Ist es über Wochen trocken, muss jeder Rinderhalter Entscheidungen im Umgang mit verdorrten Aufwüchsen treffen. Doch was ist richtig? Abmähen? Stehen lassen? Weiden oder nicht? Was hält das Grünland aus?
Resistenz und Resilienz sind hoch
Zunächst sind Grünlandpflanzen robust. Ihre Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegen Trockenstress sowie ihre Fähigkeit, sich davon zu erholen (Resilienz) sind erstaunlich. Doch es gibt Grenzen und Unterschiede, zeigen Trockenstress-Experimente aus der Schweiz.
Untersucht wurde, wie sich Trockenperioden auf den Ertrag und die Futterqualität von Grünland auswirken. Verschiedene Pflanzenarten und Bewirtschaftungsintensitäten unter Schnitt- sowie Weidenutzung wurden betrachtet. Um die Trockenphasen zu steuern, waren die Versuchsparzellen mit Folientunneln überdacht.
Erträge im Grünland nach acht Wochen Dürre
Den ersten Monat Trockenheit überstanden die Pflanzen tatsächlich ohne Ertragsminderung. In den nächsten vier Wochen ohne Regen traten Verluste bis zu 80 % auf (Übersicht 1).
Die Kleearten mit ihrer symbiotischen N2-Fixierung hielten der Trockenheit mit 10 bis 25 % Verlusten besser stand als die Nicht-Leguminosen. Die Gräser (u. a. Englisches Raigras und Knaulgras) verzeichneten Einbußen von 50 bis 80 %. Die tiefwurzelnden Arten (u. a. Rotklee und Zichorie) zeigten etwas geringere Verluste als die Flachwurzler. Der Effekt der Stickstofffixierung war größer als der der Wurzeltiefe.
Unter Beweidung wurden vergleichbare Verluste festgestellt, wie Versuche in der Westschweiz zeigten. Mit bis zu sechs Nutzungen pro Jahr intensiv bewirtschaftete Weiden zeigten stärkere Verluste (-73 %) als zwei- bis dreimal genutzte Weiden (-47 %).
Die Nährstoffgehalte der Pflanzenarten waren sehr uneinheitlich vom Trockenstress beeinflusst.
Erholung und Kompensation von Grasnarben
Nach Ende der Trockenphase, also mit einer wieder ausreichenden Wasserversorgung, erholte sich das Grünland rasch. Teilweise konnten die Pflanzen die Verluste sogar kompensieren und der Jahresertrag fiel kaum geringer aus.
Nach sechs Wochen, als wieder feuchte Bodenbedingungen vorherrschten, wiesen die zuvor von Trockenheit gestressten Pflanzen im Wiederaustrieb teils 40 % (Zichorie) bis 80 % (Englisches Raigras) höhere Erträge auf, als die nicht gestressten Kontrollflächen.
Zuvor gestresste Pflanzen verfügten in der Nachtrockenperiode alle über eine größere Wurzelmasse (+ 38 bis 74 %) und erhöhte Zuckergehalte im Stoppel, also Reserven (+ 26 bis 64 %).
In den vormals gestressten Böden war der pflanzenverfügbare Stickstoff viermal höher.
Fazit für die Praxis
| Bei anhaltender Trockenheit die Nutzung von Grünland aussetzen. Es lohnt sich zu warten, bis die Bestände wieder austreiben.
| Während Trockenphasen keinen Stickstoff düngen. Dieser wird aufgrund des eingestellten Pflanzenwachstums schlecht genutzt.
| Vorbeugen: Um das Risiko von Ertragsverlusten zu senken, teilweise robustere Mischungen ins Grünland einbringen (z. B. mit Rotklee, Luzerne, Knaulgras, Rohrschwingel).
| Die Nutzungsintensität anpassen. Eine Übernutzung reduziert Wurzeln und Reserven und fördert filzbildende Gräser. Das macht Grünland anfälliger für Trockenheit.